Rheinpfalz Luchse erobern auch die Sickingerhöhe

Juri bei seiner Freilassung: Männliche Luchse werden in der Fachsprache als Kuder bezeichnet.
Juri bei seiner Freilassung: Männliche Luchse werden in der Fachsprache als Kuder bezeichnet.

Die im Pfälzerwald wieder angesiedelten Luchse ziehen immer weitere Kreise. Kuder Alfie ist bereits westlich der B 270 bei Waldfischbach-Burgalben geortet worden, ein nicht identifiziertes Jungtier konnte sogar westlich der A 62 in Schauerberg gefilmt werden. Im Schwarzbachtal zwischen Leimer Brücke und Johanniskreuz hat Kuder Juri unterdessen zwei Ziegen gerissen.

Nach zwei Vorfällen im Herbst 2016, als das Luchsmännchen Lucky mehrere Schafe getötet hatte, ist dies nun der dritte Übergriff auf Nutztiere im Pfälzerwald. Er fand bereits im September statt, wie Sylvia Idelberger, Leiterin des Wiederansiedlungsprojekts, gestern mitteilte. Ziel war eine Ziegenherde. Der Halter, der damals betroffen war, habe den Vorfall umgehend an das Projektteam gemeldet. Es wurden zwei tote und eine verletzte Ziege vorgefunden. Die Herde war nur unvollständig durch einen Zaun geschützt, da auf der Einfriedungstrasse Holzpolder abgelegt worden waren. Wie genetische Untersuchungen an den Bisslöchern an der Kehle der verletzten Ziege inzwischen ergaben, handelt es sich bei dem Verursacher um den Kuder Juri. Die Ziege konnte durch eine tierärztliche Behandlung kuriert werden. Da die Beweidungsfläche auf die Schnelle nicht vollständig eingezäunt werden konnte, wurde die Herde entfernt. Nach dem Managementplan Luchs in Rheinland-Pfalz werden laut Idelberger dem Tierhalter sowohl durch den Luchs gerissene Nutztiere oder getötete Nutztiere, bei denen der Luchs als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann, als auch Folgeschäden wie Tierarztkosten ersetzt. Ergänzend wird Unterstützung bei der Prävention vor weiteren Übergriffen aus einem Fonds des Landes Rheinland-Pfalz gewährt. Ansprechpartner ist die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Seit Sommer 2016 sind in dem Wiederansiedlungsprojekt bisher 13 von 20 geplanten Luchsen im Pfälzerwald freigelassen worden. Zwei Tiere verunglückten kurz nach ihrer Freilassung, eines davon auf der Bahntrasse bei Frankenstein. Ein Luchs wanderte in die Vogesen ab. Bereits im ersten Jahr nach der Freilassung konnte der erste Nachwuchs dokumentiert werden. War es 2017 noch ein Wurf mit zwei Luchsjungen, so konnten 2018 drei Würfe mit mindestens fünf Jungtieren nachgewiesen werden. Jungluchs in Schauerberg Für Überraschung sorgten im Oktober Filmaufnahmen eines unter einem Jahr alten Jungluchses an einem Haus in Schauerberg. Zuvor war aus dem Bereich westlich der B 270/A 62 noch kein Luchsvorkommen bekannt. Die bis Dezember laufenden Analysen eingesammelter Haare erbrachten keine genetische Individualisierung des Tiers, da die Proben mit Haaren von vor Ort lebenden Katzen vermischt waren. Es bleibt unklar, welchem Luchsweibchen der Jungluchs zuzuordnen ist, so Idelberger. Für Luchse böten auch größere offene Flächen in Kombination mit Wald gute Lebensbedingungen, da es hier reichlich Nahrung in Form von Wild gibt, erklärt die Expertin die Ausdehnung des Gebiets auf die Sickingerhöhe. Seit Dezember ist nun der im September freigelassene junge Kuder Alfi ebenfalls in dieser Gegend der Südwestpfalz unterwegs. Auf der Homepage des Projekts werden Karten zu den Aktionsräumen der Tiere veröffentlicht, so dass sich jeder über ihre Bewegungsgebiete informieren kann. Wenn keine GPS-Daten von den Sendehalsbändern mehr übermittelt werden, wird auf Daten aus dem Luchs-Monitoring zurückgegriffen. So werden die Luchse immer wieder mithilfe von Fotofallen, die Jäger oder Förster im Wald positionieren, nachgewiesen und können zum Teil anhand ihrer individuellen Fellzeichnung zugeordnet werden.

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