Pirmasens Energiepark Winzeln: „Wir wären wirklich einzigartig“

Der Energiepark Winzeln (Foto) soll an die Kläranlage Felsalbe angeschlossen werden. Diese könnte dann vom Sauerstoff profitiere
Der Energiepark Winzeln (Foto) soll an die Kläranlage Felsalbe angeschlossen werden. Diese könnte dann vom Sauerstoff profitieren, der in der neuen Elekotrolyse-Anlage freigesetzt wird.

Der Energiepark des Prüf- und Forschungsinstituts (PFI) bei Winzeln will wachsen.

Tiefbauamtsleiter Michael Maas, der auch den Bereich Abwasserbeseitigung betreut, und der Biotechnologie-Leiter des PFI, Benjamin Pacan, stellten das Vorhaben gestern dem Stadtrat vor. Sie sprachen von „starken Innovationen, die am Standort Pirmasens entstehen“. Bisher gibt es im Energiepark unter anderem eine Biogasanlage. Das dort entstandene Biogas wird mittels Bakterien so veredelt, dass die Stadtwerke es in ihr Netz einspeisen können. Bisher muss für diesen Prozess jedoch Wasserstoffgas zugekauft werden. Der Plan ist nun, für rund 3,3 Millionen Euro eine eigene Anlage zur sogenannten Wasserstoff-Elektrolyse zu errichten. Wobei sich die Stadt Zuschüsse erhofft, unter anderem vom Bundeslandwirtschaftsministerium.

Wasserstoff, Sauerstoff, Biogas

Die neue Anlage soll mit Hilfe von überschüssiger Energie von Windrädern aus Wasser Wasserstoff isolieren. Bei dem Prozess wird Sauerstoff freigesetzt. Dieser wiederum käme auf der nahegelegenen Kläranlage Felsalbe in den Belebungsbecken zum Einsatz, die mit Sauerstoff belüftet werden müssen. Der Plan sieht vor, die Kläranlage über mehrere Versorgungsleitungen an den Energiepark anzuschließen (Kosten: 1,6 Millionen Euro). Das dort entstehende Klärgas ließe sich dann im Energiepark ebenso aufbereiten wie das Biogas. Die Kläranlage wiederum könnte mit der entstandenen Wärme den Klärschlamm trocknen. Maas und Pacan skizzierten noch weitere Möglichkeiten: Das aufbereitete Klärgas könnte irgendwann als „fortschrittlicher Kraftstoff“ im Verkehr zum Einsatz kommen. Die Stadtwerke könnten damit „deutlich höhere Preise erzielen als mit Erdgas“, erklärte Pacan.

Forschungsstandort Pirmasens stärken

In einem weiteren Schritt könne im Energiepark Ozon hergestellt werden, das wiederum in der Kläranlage für die künftige sogenannte vierte Reinigungsstufe gebraucht wird. Zudem sollen städtische Gebäude von der im Energiepark anfallenden Wärme profitieren. Außerdem arbeite das PFI an einer Anlage, die Gärreste der Biogasanlage zu hochwertigem Dünger verarbeitet. Das PFI, an dessen Bioenergiezweig Stadtwerke und Pfalzgas beteiligt sind, will durch diese Aktivitäten den Forschungsstandort Pirmasens stärken. „Was wir haben, ist einmalig in Deutschland“, verdeutlichte Pacan. Durch die weiteren Vorhaben „wären wir wirklich einzigartig“. Dann könne man die Technologien, die der Energiepark nutzt, auch besser vermarkten, „weil man alles direkt vor Ort zeigen kann“. Bereits jetzt sei das PFI regelmäßig auf Messen vertreten. Mit dem Pirmasenser Zweig der Hochschule plane man ein „Kompetenzzentrum für integrierte Bioraffinierietechnik“, das Ingenieure ausbilden soll, die dann an den neuen Anlagen arbeiten.

Wirtschaftlichkeit zählt

Maas betonte, bei allen Vorhaben zähle die Wirtschaftlichkeit. Man mache keine Experimente auf Kosten der Bürger, die Gebühren und Beiträge fürs Abwasser zahlen. Pacan und Maas sprachen von Kohlendioxid-Einsparungen, was Andreas Burkhardt (Wir-Fraktion) skeptisch machte. Das im Energiepark produzierte Methan wirke als Treibhausgas wesentlich stärker als Kohlendioxid, zudem sei es explosiv. Pacan entgegnete, das stimme so nicht. „Wir entlassen das Methan ja nicht in die Atmosphäre.“ Der Tüv überprüfe, ob die Anlagen dicht sind. „Sie sind in jedem Fall sicher“, so Pacan.

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