Rheinpfalz Arbeitgeber und Gastgeber im Sauertal

Anlaufstelle vor allem für Gruppen: die Heilsbach Schönau.
Anlaufstelle vor allem für Gruppen: die Heilsbach Schönau.

Das Bistum Speyer will sich nach eigenen Angaben von einem weiteren seiner Bildungshäuser trennen. Neben dem Christophorus-Haus in Bad Dürkheim steht auch die Bildungsstätte Heilsbach auf dem Prüfstand (wir berichteten auf unserer Seite Südwest). Wie der dortige Stiftungsvorsteher Pfarrer Friedrich Mohr der RHEINPFALZ auf Nachfrage kürzlich mitteilte, hat mit ihm darüber aber noch niemand von der Bistumsleitung gesprochen.

Die Geschichte der Heilsbach, die von Pfarrer Johannes Urich gegründet wurde und 1953 mit einem Zeltlager begann, wurde zur Erfolgsgeschichte. Die Heilsbach ist im Sauertal mittlerweile ein wichtiger Arbeitgeber und Gästebetrieb. Als Hausmeister und in den Bereichen Verwaltung, Reinigung, Küche, Speisesaal sind derzeit 21 Mitarbeiter, davon 15 Frauen und sechs Männer, in Voll- und Teilzeit beschäftigt. Wie Pfarrer Friedrich Mohr mitteilt, finanziert sich die Einrichtung zu 80 Prozent aus eigenen wirtschaftlichen Erträgen und Eigenmitteln der Heilsbach-Stiftung. Für die restlichen 20 Prozent sei das Haus auf Zuschüsse aus dem Bistumshaushalt angewiesen, der Betrag belief sich im Jahr 2016 und 2017 jeweils auf 200.000 Euro. Aktuell stehe eine Investition in den Brandschutz an, der mit einem Kostenvolumen von 270.000 Euro veranschlagt sei. In den Jahren 2006 bis 2015 seien vom Bistum keine Zuschüsse gezahlt worden. Zum Ende des Jahres 2015 befand sich das Haus deshalb in der Situation, in der eine Weiterführung aus finanziellen Eigenmitteln der Stiftung nicht mehr möglich war, wie die Pressestelle des Bistums mitteilte. Bereits im Frühjahr 2015 hatte Susanne Ganster, ehemals Leitende Mitarbeiterin der Heilsbach, 2015 Mitglied des Landtages und heute Landrätin des Landkreises Südwestpfalz, aus gegebenen Umständen und eigener Initiative ihren Sitz im Stiftungsrat aufgegeben. Zum Ende des Jahres 2015 wurden dann auch die restlichen Mitglieder des Stiftungsrates vom Bischof entpflichtet, um mit einer Neubesetzung frische Ideen und neue Sichtweisen für die Erarbeitung eines konzeptionell überzeugenden und wirtschaftlich tragbaren Zukunftskonzepts zu bekommen, wie die Pressestelle mitteilt. Der Stiftungsrat ist allerdings bis zum heutigen Tag nicht wieder besetzt worden. Die Einrichtung ist seit 1980 barrierefrei und verfügt über 49 Zimmer mit 131 Betten. Das Wallburgahaus wurde im Jahr 2011 für rund 450.000 Euro komplett renoviert und verfügt über 43 Betten in 26 Zimmern mit barrierefreien Bädern, davon acht rollstuhlgerecht. Das Sophie-Scholl-Haus ist mit Drei- und Vierbettzimmern sowie zwei Schlafsälen speziell auf die Bedürfnisse von Jugendlichen ausgerichtet, auch hier gibt es sechs rollstuhlgerechte Bäder. Die Belegungsquote von knapp 30 Prozent im Jahr 2015 konnte 2016 und 2017 um zwei Prozent leicht erhöht werden (inklusive Zeltplatz). In der Heilsbach sind hauptsächlich Gruppen zu Gast. Die Palette reicht von Chören, Sportvereinen, Schulklassen, Familien, Senioren, Messdiener, Alleinerziehenden bis hin zu Vater-Kind-Wochenenden. Besonders beliebt ist das Haus bei Gruppen mit Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, weil sie auch mit Rollstuhl alle Einrichtungen samt Sporthalle und Freibad nutzen können. Das Einzugsgebiet der Gäste reicht über die Pfalz hinaus bis in die Eifel und nach Baden-Württemberg. Die belegungsstarken Zeiten sind März bis Oktober. Darüber hinaus bietet das Haus ein eigenes Bildungsprogramm an; 37 Eigenveranstaltungen gab es etwa 2017. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich die Bildungsfreizeit für Senioren im Frühsommer und über Weihnachten und Neujahr; hier ist das Haus ausgebucht. Durch die Mehrzweckhalle ist die Einrichtung in der Lage, auch Großveranstaltungen mit bis zu 500 Personen zu schultern. Für den Ausbau der verschiedenen behindertengerechten Einrichtungen sind unter anderem auch zweckgebundene Zuschüsse von Verbänden und Organisationen der Behindertenhilfe und des Landes geflossen. Laut Stiftungsvorsteher Mohr gibt es nach seinen Kenntnissen hier Verpflichtungen, die im Schließungsfall zurück gefordert werden könnten. Auf Anfrage teilte die Landesregierung in Mainz dazu mit, dass das Umweltministerium die Errichtung einer Biomasse-Heizanlage mit Holzhackschnitzel der Bildungsstätte 2007 aus Landesmitteln mit 26.250 Euro gefördert habe. Die geförderten Investitionen unterliegen laut der Behörde einer Zweckbindungsfrist von zehn Jahren, die bereits abgelaufen ist. Das Wirtschaftsministerium habe in der Förderperiode 2007 bis 2013 die Neuerrichtung rollstuhlgerechter und barrierefreier Nasszellen in der Heilsbach gefördert. Die Zweckbindungsfrist betrage dort zwölf Jahre. Laut Pressestelle des Bistums soll die Rolle der kirchlichen Bildungshäuser im Blick auf das Gesamtkonzept der Seelsorge beim nächsten Diözesanen Forum im August 2018 beraten werden. In den Beratungsgremien soll bis dahin der Stellenwert der einzelnen Häuser herausgearbeitet werden. SÜDWEST

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