München Prozess um Sterilisation junger Männer begonnen

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Hat ein Arzt aus Grünwald bei München junge Männer absichtlich und ohne deren Einwilligung sterilisiert? Vor dem Landgericht München I hat am Montag ein Prozess gegen den 53-jährigen Chirurgen wegen schwerer Körperverletzung begonnen. Er verweigerte zum Prozessauftakt die Aussage zu den Vorwürfen und wollte nur über seine persönlichen Verhältnisse sprechen.

Sein Anwalt betonte aber, der Arzt habe bei der Sterilisation eines damals 17 Jahre alten Jugendlichen während einer Leistenoperation einen „Behandlungsfehler“ begangen, über den er dessen Mutter dann informiert habe. Laut Anklage konnte bei einer Folge-Operation die Zeugungsfähigkeit des jungen Mannes nicht wieder hergestellt werden.

Gemeinsam mit dem Mediziner ist ein Ehepaar aus dem Landkreis Rosenheim angeklagt, das wegen Anstiftung zur schweren Körperverletzung vor Gericht steht, weil die beiden ihren geistig behinderten Sohn 2016 von dem Arzt sterilisieren ließen. Das räumte die Mutter des heute 31-Jährigen vor Gericht ein.

Wunsch des Sohnes erfüllt?

Es sei der Wunsch ihres Sohnes gewesen, sagte sie. „Ich habe genug mit mir selber zu tun“, habe der gesagt. „Ich kann nicht für ein Kind sorgen.“ Die Angeklagte betonte: „Sie können mir glauben, das hat er aus eigener Kraft so formuliert.“

Weil sie und ihr Mann die gesetzlichen Betreuer ihres Sohnes sind, sei sie davon ausgegangen, dass es ausreicht, wenn sie die Einwilligung unterschreiben. Laut Anklage unterrichtete das Gericht sie aber darüber, dass für eine Sterilisation hohe gesetzliche Hürden vorlägen und beispielsweise ein Gutachten eingeholt werden müsse.

So habe sie das Gespräch mit dem Richter nicht verstanden, sagte die 66 Jahre alte Frau vor Gericht. Die Vorwürfe hätten sie schockiert: „Ich war wie vom Blitz getroffen, denn ich war mir keiner Schuld bewusst.“

Der angeklagte Arzt und sein Anwalt äußerten sich zu diesem Fall nicht.

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