Rheinland-Pfalz Mehr Infektionen nach Fastnacht - Praxen stöhnen, Firmen planen um

Viele Menschen haben derzeit mit Infektionen zu kämpfen.
Viele Menschen haben derzeit mit Infektionen zu kämpfen.

Ob Corona oder andere Infektionen - viele Rheinland-Pfälzer liegen in diesen Tagen flach und melden sich am Arbeitsplatz krank. Das bleibt nicht ohne Wirkung wie Unternehmen und Ärzte im Land berichten. Gerade Praxen ächzen wieder unter einer hohen Belastung, Bahnunternehmen beklagen zwar nicht die ganz große Krankheitswelle, vereinzelt können aber durchaus Fahrten ausfallen.

Seit Februar steigt die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen wieder, wie das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz auf Anfrage mitteilte. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, habe in der fünften Kalenderwoche noch bei knapp 79 gelegen - jetzt liegt sie laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 207,5 (Dienstag).

Zusammenhang mit Fasnacht?

Ob und inwieweit sich Veranstaltungen zu Fastnacht oder Karneval auf die Infektionslage ausgewirkt hätten, könne nicht gesagt werden, sagte ein Sprecher der Behörde. „Das können wir leider nicht beurteilen, da wir anhand der Meldedaten keinen Zusammenhang zwischen einer Infektion und der Teilnahme an einer entsprechenden Veranstaltung herstellen können.“ Man gehe bei Corona aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen höher liegen dürfte, weil deutlich weniger getestet und gemeldet werde als früher.

Hoher Infektionsdruck

Weiterhin gebe es noch etwa 100 bis 200 Grippe-Fälle pro Woche. Die Hochphase der saisonalen Grippewelle scheine aber überwunden, sagte der LUA-Sprecher. Die weitere Entwicklung bei den Atemwegsinfektionen sei schwer vorauszusagen. Der Infektionsdruck bleibe laut RKI in der Wintersaison generell hoch, da die Verbreitung von akuten Atemwegserregern wie Sars-CoV-2 und Influenzaviren durch das längeren Aufhalten in Innenräumen begünstigt werde.

Nach Einschätzung der Landesvorsitzenden des Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz, Barbara Römer, ziehen die Infektzahlen seit Fastnacht deutlich an. „Covid-19-Infektionen stechen aber in der Gesamtgemengelage nicht besonders hervor“, berichtete sie. Die Personalsituation in Hausarztpraxen nennt Römer „unverändert hoch kritisch“. Innerhalb der Teams sorge eine Vielzahl von Infekten für eine unverändert hohe Krankheitslast. Die anhaltend angespannte Personalsituation bewirke wiederum eine weitere Zunahme der Erschöpfung innerhalb der Praxisteams und befördere weitere Abwanderungstendenzen von Mitarbeitenden.

Krankschreibungen auf Rekordniveau

Und wie sieht es in der Wirtschaft aus? „Die Krankschreibungen bewegen sich seit Monaten auf Rekordniveau“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Karsten Tacke. „Zusätzlich zum Fach- und Arbeitskräftemangel bringt die Krankheitswelle einige Unternehmen in echte Probleme.“ Wo Menschen fehlten, könne Arbeit nicht erledigt werden. „Das gilt für das Handwerk und die Industrie gleichermaßen.“

„Die aktuelle Krankheitswelle nach Fasching beschäftigt und belastet die Unternehmen“, teilte Hauptgeschäftsführer Tibor Müller von der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz mit. „Die Krankmeldungen schießen in die Höhe, viele Arbeitnehmer fallen krankheitsbedingt aus.“ Die Lage sei aber ganz anders als vor einem Jahr, als die Gesundheitsrisiken des Coronavirus deutlich kritischer eingestuft worden seien. „Unternehmen, Arbeitnehmer und Bürger können die Lage gut einschätzen und damit professionell umgehen. Der Umgang mit Hygienekonzepten ist zur gelebten betrieblichen Praxis geworden.“

Auch Römer vom Hausärzteverband sieht eine gewisse Routine bei den Menschen nach Jahren der Pandemie. Die meisten Infektpatienten führten bereits in häuslicher Umgebung mehrere Corona-Schnelltests eigenständig durch, bevor sie in Praxen kämen. IHK-Vertreter Müller rät, Hygienekonzepte weiter anzuwenden. „Regelmäßig testen, Abstand halten und bei Bedarf eine Maske tragen. Und falls es die betrieblichen Tätigkeiten zulassen, Homeoffice nutzen.“

Krankenstand über dem der Vorjahre

Der Chemiekonzern BASF stellt generell im Winter erhöhte Ausfalltage aufgrund von Krankheit am Standort Ludwigshafen fest. „Wir können allerdings nicht differenzieren zwischen Corona oder anderen Infekten, da aktuell keine Meldepflicht bei einer Corona-Infektion an den Arbeitgeber besteht“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Der Krankenstand liege über dem der Vorjahre. „Dies ist unter anderem auf die starke Infektionswelle seit Herbst 2022 zurückzuführen.“

Am Standort Ludwigshafen habe BASF derzeit Personalengpässe in geringem Maße. „Diese können wir aktuell durch eine entsprechende Personalplanung und Umschichtung bewältigen“, erklärte die Sprecherin. „Aktuell sind alle Pandemie-Schutzmaßnahmen aufgehoben. Grundsätzlich gilt lediglich weiterhin, dass Mitarbeitende mit Erkältungssymptomen konsequent zuhause bleiben müssen.“

KSB setzt auf Eigenverantwortung

Beim Frankenthaler Pumpen- und Armaturenhersteller KSB sagte eine Sprecherin indes: „Eine Krankheitswelle haben wir derzeit nicht.“ Sie betonte: „Grundsätzlich setzen wir – mit Blick speziell auf Corona - auf Eigenverantwortung und stellen weiterhin Masken und Tests zur Verfügung.“ Auch bei Boehringer Ingelheim ist der Krankenstand an den deutschen Standorten im Februar nicht ungewöhnlich hoch. „Wir sehen aber insgesamt in den Wintermonaten dieses Jahres durch vermehrte Erkältungserkrankungen und auch immer noch Corona-Infektionen einen höheren Krankenstand als zu anderen Zeiten“, so eine Sprecherin.

Bei DB Regio kommt es einer Bahnsprecherin zufolge allenfalls zu punktuellen Ausfällen wegen kurzfristiger Krankmeldungen. Ählich bei Vias, auch hier ist von punktuellen, krankheitsbedingten Ausfällen die Rede. Deutlich mehr Einfluss auf die Betriebsabläufe hätten aber die zahlreichen Baustellen, vor allem im rechtsrheinischen Netz.

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