Sportpolitik Deutscher Sport sagt Ja zu Olympia-Bewerbung und nimmt Politik in die Pflicht

Haben auf dem Weg zu Olympia in Deutschland noch viele Debatten vor sich: DOSB-Chef Thomas Weikert und Innenministerin Nancy Fae
Haben auf dem Weg zu Olympia in Deutschland noch viele Debatten vor sich: DOSB-Chef Thomas Weikert und Innenministerin Nancy Faeser bei der Mitgliederversammlung des DOSB am Samstag in Frankfurt.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat auf seiner Mitgliederversammlung in Frankfurt den Weg für eine mögliche Bewerbung für Olympische Spiele in Deutschland weiter geebnet. Die Delegierten votierten am Samstag bei zwei Enthaltungen einstimmig für die „Frankfurter Erklärung“, in der die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Olympische Spiele skizziert werden. Dabei geht es etwa um den Wunsch nach „maximaler Nachhaltigkeit“ und darum, dass bereits eine Bewerbung Mehrwerte für den gesamten Sport in der Bundesrepublik liefern soll.

DOSB-Präsident Thomas Weikert wertet die Zustimmung als „starkes Signal“ und den Auftrag für den Dachverband des deutschen Sports, im kommenden Jahr ein konkretes Bewerbungskonzept zu erstellen. Das Austragungsjahr, für das sich Deutschland um die Spiele bemühen möchte, steht indes noch nicht fest – genauso wenig ein Austragungsort oder eine -region. Weikert beteuerte erneut, in einem Bewerbungsprozess die breite Öffentlichkeit mitnehmen zu wollen. Das sei bereits in zahlreichen Online-Foren geschehen. In der Vergangenheit waren mehrere Olympia-Bewerbungen gescheitert, auch weil bei Bürgerentscheiden die Zustimmung fehlte. Das Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu Olympischen Spielen im eigenen Land ist gespalten.

Zugleich ging Weikert ein stückweit auf Konfrontationskurs zur deutschen Bundesregierung. „Wir respektieren, dass viele Herausforderungen derzeit wichtiger sind als Olympische Spiele in mehr als zehn Jahren“, sagte Weikert, „aber Worte allein reichen auf Dauer nicht aus, es müssen auch Taten folgen.“ Er erinnerte auch an den Koalitionsvertrag der Bundesregierung, in dem eine Olympia-Bewerbung als eines der Ziele ausgegeben wurde.

Unterschrift der Regierung fehlt

Zuvor hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betont, dass die deutsche Politik den Sport auf dem Weg zur Bewerbung begleiten werde. „Deutschland ist ein würdiger Gastgeber für nachhaltige Sportgroßveranstaltungen“, sagte sie. Olympische Spiele seien eine Möglichkeit, „ein modernes, attraktives und starkes Land der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.“

Was aus Sicht des organisierten Sports fehlt: Finanzzusagen des Bundes. Anders als die Städte München, Leipzig, Hamburg, Düsseldorf und Berlin hat der Bund eine Absichtserklärung, hinter der Bewerbung zu stehen, noch nicht unterzeichnet. Diese Zusagen für die Zukunft kann die Regierung derzeit wegen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts und des noch nicht beschlossenen Bundeshaushalts für das Jahr 2024 nicht liefern. Faeser forderte den Sport auf, sich „gemeinsam zur finanziellen Verantwortung zu bekennen“.

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