Wirtschaft Daimler Truck zahlt 7300 Euro an Beschäftigte

Martin Daum, Vorstandsvorsitzender Daimler Truck.
Martin Daum, Vorstandsvorsitzender Daimler Truck.

Die Nachfrage nach Lkw aus dem südpfälzischen Wörth ist im Krisenjahr 2022 erneut gestiegen. Das zahlt sich auch für die Mitarbeiter aus – aber nicht alle profitieren davon.

Von Adrian Hartschuh

In seinem ersten Jahr als eigenständiger Konzern ist der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck stark gewachsen und so profitabel wie seit Jahrzehnten nicht. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 50,9 Milliarden Euro, der Gewinn konnte um 16 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro gesteigert werden, wie das Unternehmen am Freitag in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mitteilte. Im Dezember 2021 hatte sich Daimler Truck vom ehemaligen Daimler-Konzern (jetzt Mercedes-Benz) abgespalten und ist inzwischen im deutschen Börsenindex Dax gelistet. Anteilseigner sollen eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie erhalten.

Von den guten Ergebnissen profitieren auch die 25.000 Tarifbeschäftigen in Deutschland: Der Konzern kündigte eine Ergebnisbeteiligung in Höhe von 7300 Euro an. Das Geld muss versteuert werden und wird mit dem April-Entgeld überwiesen.

2020 gab es noch 500 Euro

Damit zieht Daimler Truck mit dem Autobauer Mercedes-Benz gleich, der bereits im Januar eine Prämie in gleicher Höhe angekündigt hat. Wie viele Daimler-Beschäftige in Wörth den Bonus erhalten, konnte das Unternehmen auf Nachfrage nicht sagen. In der südpfälzischen Stadt betreibt der Konzern seine weltweit größte Lkw-Fabrik mit rund 9700 Mitarbeitern (2021: 10.000). Nicht alle werden nach Tarif beschäftigt. Hinzu kommen nach RHEINPFALZ-Informationen rund 800 Leiharbeiter.

Im vergangen Jahr erhielten Tarifbeschäftigte einen Bonus in Höhe von 6000 Euro, für das Jahr 2020 hatte der Konzern eigentlich auf eine Ergebnisbeteiligung verzichten wollen, nachträglich aber noch eine Beteiligung von 500 Euro gezahlt.

Der Wörther Standortleiter Andreas Bachhofer sprach am Freitag von einer sehr guten Auftragslage. Zur weltweiten Lkw-Produktion von Daimler Truck steuerte Wörth im vergangenen Jahr mit rund 90.000 Fahrzeugen (2021: 70.000) 17 Prozent bei. Das Wörther Werk sei sehr gut ausgelastet, sagte Bachhofer, der auch für das laufende Jahr von einer robusten Auftragslage ausgeht. Weltweit konnten rund 520.000 Fahrzeuge abgesetzt werden (2021: 455.000).

E-Fahrzeuge schwächeln

Auch die zuletzt stark kriselnde Bus-Sparte hat sich im vergangenen Jahr weiter erholt, der Absatz stieg um 28 Prozent. Dennoch bleibt das Bus-Geschäft das Sorgenkind des Konzerns. Um Kosten zu sparen, hatte Daimler vergangene Woche angekündigt, den Rohbau im Busgeschäft vom Standort Mannheim bis 2028 vollständig nach Tschechien zu verlegen. Im Gegenzug verpflichtete sich das Unternehmen, die bestehende Zukunftssicherung bei seiner Tochter Evobus in Mannheim bis 2033 zu verlängern. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen bis zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen.

Die rund 6500 Beschäftigten im Evobus-Rohbau sollen künftig andere Aufgaben übernehmen. Dass ein Teil der Betroffenen von Mannheim nach Wörth wechselt, schloss Evobus aus. Diesen Plan hatte Daimler-Truck-Chef Martin Daum ursprünglich ins Spiel gebracht. Von dem angekündigten 7300-Euro-Bonus sind Evobus-Beschäftigte ausgenommen.

Das Geschäft mit E-Fahrzeugen macht konzernweit noch immer einen Bruchteil aus. So wurden im vergangenen Jahr lediglich 914 emissionsfreie Fahrzeuge verkauft und damit gut 200 mehr als Vorjahr. Das Lkw-Werk in Wörth setzt klar auf emissionsfreie Lkw als Transportmittel der Zukunft. Nach dem eActros ist mit dem eEconic bereits die Serienproduktion des zweiten batterieelektrischen Lkw angelaufen. Ein nächster Meilenstein soll der schwere batterieelektrische Fernverkehrs-Lkw eActros LongHaul sein, der nach Konzernangaben im kommenden Jahr serienreif sein wird.

Kommentar: Daimler Truck hat sich befreit

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