Neustadt Vieles neu im Neuen Jahr

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Neustadt. Das Jahr 2016 bringt für den Kulturverein Wespennest ein Jubiläum, vor allem aber einige einschneidende Neuerungen mit sich. Erstmals ist das Wirtshaus Konfetti nicht mehr alleiniger Dreh- und Angelpunkt der von den „Wespen“ initiierten Live-Veranstaltungen (wir berichteten). So finden sich im Programm für das erste Halbjahr bereits einige neue Locations, zusätzliche folgen im Herbst.

„Wir hatten eigentlich vorgehabt, den Saalbau stärker in unsere Planungen mit einzubinden“, sagt Rolf Raule vom Kulturverein, „durch die schnelle Umstellung konnten wir ihn im kommenden Jahr allerdings nur einmal für den Auftritt von Gerhard Polt und den Well-Brüdern im Spätjahr buchen. Für 2017 sind aber mehr Veranstaltungen im Saalbau vorgesehen.“ Im November hatten Raule und seine Kollegen bereits das Konzert von „Wild T. & The Spirit“ ins Weinland Meckenheim nach Mußbach ausgelagert. „Das war auf alle Fälle ein voller Erfolg“, freut sich der Organisator, „die Atmosphäre im Kelterhaus war toll, und vom Publikum kamen nur positive Rückmeldungen“. Für den kommenden Herbst sind drei weitere Konzerte in Mußbach geplant. Fest steht außerdem, dass dort im März mit dem amerikanischen Gitarristen und Sänger Leburn Maddox ein Highlight des neuen „Wespennest“-Programms ansteht. Die Laufbahn des Ausnahmemusikers aus Philadelphia begann in den 1970er Jahren als Leadgitarrist der „Jimmy Castor Bunch“, die mit der Single „Troglodyte (Cave Man)“ eine Nummer 6 in den amerikanischen Billboard-Charts landen konnte. Maddox trat seither unter anderem mit „Mother’s Finest“, James Brown, Bill Withers, „Kool & The Gang“ und Lionel Ritchie auf. Dem Blues und Funk ist er in seiner über 40-jährigen Karriere stets treu geblieben. Ebenfalls als Saison-Höhepunkt darf der Auftritt des „Paul Vincent Trios“ im April im „Konfetti“ angesehen werden. Unter dem Titel „Talk and Music“ wird der im rheinischen Bergheim geborene Frontmann nicht nur Songs aus seiner seit den 60er Jahren anhaltenden Karriere spielen, sondern auch in einer Art Talkshow Publikumsfragen beantworten. Davon sollte es reichlich geben, denn Vincent war nicht nur der musikalische Direktor von Udo Lindenbergs „Panikorchester“, sondern auch der Gitarrist auf Freddie Mercurys Soloalbum „Mr. Bad Guy“ und der wichtigste Sideman von Wolle Kriwanek. Insgesamt wird es bis zum Sommer nur noch drei Konzerte im „Konfetti“ geben. Eines davon bestreitet im März eine echte bayerische Kultband: das „Zither Manä Trio“. Manä, bürgerlich Manfred Zick, hat irgendwann einmal erfolgreich angefangen, auf seiner Zither statt Volksmusik Rock zu spielen. Das tut er inzwischen seit 36 Jahren, mittlerweile verstärkt um den Harpspieler und ehemals sehr erfolgreichen „Buckelpisten-Skirennfahrer Ferdl Eichner und den Gitarristen Frank Schimann, der sogar schon im Vorprogramm von Richie Sambora („Bon Jovi“) aufgetreten ist. Ebenfalls im „Konfetti“ ist das „Tempero Quartett“ aus Polen zu erleben. Mit Violine, Mandoline, Akkordeon, Kontrabass und verschiedenen Perkussionsinstrumenten präsentiert das Quartett eine Mischung aus Jazz, Klassik und Klezmer. Erstmals in seiner Geschichte bietet der Kulturverein Wespennest im Januar, Februar und April auch drei Veranstaltungen im Roxy-Kino an. „Roxy-Chef Michael Kaltenegger und ich kennen uns schon seit der Schulzeit“, erklärt Rolf Raule, „wir wollten schon immer mal ein Projekt zusammen starten, und als wir dann von Dona Rosa hörten, war dies für uns die Initialzündung“. Dona Rosa ist eine blinde Fado-Sängerin aus Portugal. Um zu verdeutlichen wie sie, als blinder Mensch, ihre Songs hört und fühlt, teilt sie ihre Show in zwei Hälften auf, wobei der 40-minütige erste Teil im Dunkeln dargeboten wird. Hierfür eignet sich das „Roxy“ natürlich hervorragend. Ein Soundtrack zu Bildern aus Lissabon, die auf die Leinwand hinter der Bühne projiziert werden, bildet den Rest des Konzerts. Bei der sogenannten „Akkordeonale“ treffen im April fünf Akkordeonisten aus ebenso vielen Ländern aufeinander und beweisen in einem Wechsel von Solo- und Ensemblestücken, dass ihr oft verkanntes Instrument nicht nur zur Begleitung von Volksliedern, sondern auch ebenso gut in Folk, Rock, Pop, Jazz, Klassik und Jazz einzusetzen ist. Das dritte „Roxy“-Konzert bestreitet die Griechin Katerina Tsiridou mit ihrer Band. Sie zählt zu den etablierten Künstlern des Rembetiko, des „griechischen Blues“. Mit der Gruppe „Kompania“, mit der sie zwei Alben veröffentlichte, hat sie es schon in die Top Ten der „World Music Charts Europe“ gebracht. Weltmusik ist auch im „Wespennest“, dem frisch renovierten Seminarraum über dem Wirtshaus Konfetti, mehrfach angesagt – und zwar mit Künstlern, die überwiegend schon mehrfach in Neustadt zu erleben waren: Den Saisonstart macht hier am 16. Januar „Sedaa“, auf Deutsch „Stimme“, eine Gruppe aus der Mongolei, die durch die Anwendung von Gesangstechniken ihrer nomadischen Vorfahren und dem Einsatz von traditionellen Instrumenten „Naturklänge“ produziert. Ana Alcaide kommt aus Spanien, singt, spielt Nyckelharpa und begibt sich mit ihren Liedern gerne in die Welt der mystischen Sagen und Legenden ihrer Heimat. „Malinky“ wurden 2010 als „Schottlands Folkband des Jahres“ ausgezeichnet und bestehen bereits seit 1998. In Neustadt stellen sie ihre aktuelle CD „Far Better Days“ vor. Freunde filigraner Gitarrenmusik dürfen sich auf ein Konzert mit Jacques Stotzem und Claus Boesser-Ferrari freuen. Stotzem wird als einer der weltbesten Fingerstyle-Gitarristen gehandelt, der besonders mit seinen Interpretationen von Jimi-Hendrix-Songs zu gefallen weiß, während Boesser-Ferrari immer auf experimentellen Pfaden unterwegs ist und öfter mal zu unkonventionellen Mitteln greift, um außergewöhnliche Sounds aus seiner Gitarre zu holen. Auch die Jazz-Matinéen mit dem Gitarristen Emanuel Schmid als Gastgeber werden fortgesetzt. Im Januar begrüßt er unter der Überschrift „Les dangereux“ den Algerier Djamel Laroussi (Gitarre, Gumbri und Gesang) als musikalischen Partner. Im März geht es mit heute noch nicht feststehenden Überraschungsgästen, die rechtzeitig bekannt gegeben werden, weiter. Am 12. Februar holt Arnim Töpel seine im Oktober wegen einer Terminüberschneidung abgesagte musikalische Lesung nach, und am 13. Mai lässt das Improtheater „Wer wenn nicht 4“ Geschichten quasi aus dem Nichts entstehen. Und dann steht 2016 auch noch eine große Feier an: „Unser 25-jähriges Bestehen feiern wir im Mai an zwei Tagen im Park der Villa Böhm“, erzählt Rolf Raule, „das Geburtstagsständchen bringt Adjiri Odametey, der uns im Oktober bei seinem Trio-Auftritt im ,Konfetti’ so beeindruckt hat, dass wir ihn nun mit seiner großen Band gleich noch einmal zu dieser Open-Air-Vorstellung eingeladen haben“. Tags darauf begrüßt der Verein dann Gaukler, Live-Musiker und viele Weggefährten aus 25 Jahre Wespennest. Dazu stoßen noch Überraschungsgäste, deren Namen die Verantwortlichen noch nicht verraten wollen. Wer im Mai alles beim Weinfest auf der Haardt im Weingut Mattern auf der Bühne stehen wird, steht zur Stunde auch noch nicht fest. „Wer immer es sein mag, ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle“, verspricht Rolf Raule jedenfalls schon heute. Noch Fragen? Alle Termine im „Konfetti“ und im „Wespennest“ beginnen um 20.30 Uhr, die an allen anderen Spielorten um 20 Uhr. Für alle Veranstaltungen im „Konfetti“ oder im „Wespennest“ können Tickets ab sofort von montags 11–13 Uhr, donnerstags 15–17 Uhr und freitags 9–12 Uhr persönlich im „Wespennest“-Büro in der Friedrichstraße 36 gekauft oder unter 06321/ 35007 reserviert werden. Karten zu den Konzerten im „Roxy“, Weinland Meckenheim in Mußbach und im Park der Villa Böhm) sind ausschließlich bei der Buchhandlung „Quodlibet“ in der Kellereistraße, bei Tabak Weiss in der Oberen Hauptstraße sowie bei allen Rheinpfalz-Geschäftsstellen und allen bekannten Vorverkaufsstellen bundesweit erhältlich. Online gibt es die Ticket auf www.reservix.de. (hk)

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