Neustadt Sprinten, springen und tanzen

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Neustadt. „Marvin ist ein cooler Wettkampftyp mit Potenzial“, sagt Trainer Lothar Spilke über Marvin Kastl. Der 17-jährige Gymnasiast aus Haßloch trainiert seit rund zwei Jahren beim TV Gimmeldingen. Bei den Pfalz-Mehrkampfmeisterschaften holte er in seinem ersten Zehnkampf den Titel der Altersklasse (AK) U18. Doch was bei dem jungen Athleten hervorsticht, ist seine Vielseitigkeit. In diesem Jahr wäre er so über 110 Hürden und im 100-Meter-Sprint bei den deutschen Meisterschaften (DM) der U18 startberechtigt gewesen.

Auch wenn er im nächsten Jahr in die Altersklasse U20 aufsteigt und dann höhere Hürden bewältigen muss, sieht Spilke echte Chancen für den Haßlocher, sich in den Einzeldisziplinen zu qualifizieren: „Die Normen hatte er sogar in diesem Jahr schon erreicht.“ Es sei noch zu früh zu sagen, wo es ihn in Zukunft hinführe, aber der Zehnkampf sei fest im Blick, betont der Trainer. Auch Marvin Kastl selbst freut sich auf die Vielseitigkeit des Mehrkampfs. Er hat schon viele Sportarten getestet. Mit sechs Jahren kam er zur Leichtathletik. Danach probierte er Tischtennis, Badminton, Judo und Fußball aus. Beim Fußball wurde er jedoch nicht so glücklich und ging anschließend zur TSG Haßloch. Das Training des Zwölfjährigen übernahmen Kurt Büttler und Stefan Gehrum. Als Gehrum nach Gimmeldingen wechselte, folgte ihm Kastl. Jetzt trainiert er bis zu fünfmal in der Woche. Doch „die Schule geht vor“, betont Trainer Spilke und baut die Einheiten daher behutsam in den Terminkalender des Elftklässlers ein. Kastls Berufswunsch geht in Richtung Bundeswehr. „Dort kann ich dann vielleicht genügend Zeit finden, um sportlich weiterzukommen.“ Volle Unterstützung gibt es von seinen Eltern, schließlich übernehmen sie die zahlreichen „Taxifahrten“ zu Wettkampf und Training. Der Wechsel zum TV Gimmeldingen sei für ihn anfangs gar nicht leicht gewesen, erinnert sich Kastl. „Das Krafttraining war eine Herausforderung, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt“, sagt er. Sein Trainer wisse, welche Übungen für Stabilität und Kraft notwendig seien. Gymnastik im weitesten Sinne und ausgiebiges Dehnen der Muskulatur spielten so eine große Rolle. Auch die Fähigkeiten auf den längeren Strecken verbessern sich jetzt langsam bei Kastl. „Vor den 1000 Metern hatte ich immer einen Horror“, gesteht er. Jetzt tastet er sich mit Joggen und Tempoläufen sogar an die Abschlussdisziplin des Zehnkampfes, den 1500-Meter-Lauf, heran. Disziplin Nummer acht, der Stabhochsprung, ist das Sorgenkind fast aller Mehrkämpfer. Immerhin bewältigt Kastl im Training auch schon mal 3,60 Meter, wenn er in Ludwigshafen mit dem pfälzischen Stabhochsprungexperten Vladimir Ryzih trainiert. „Über die 3,30 Meter bei den Pfalzmeisterschaften war ich dann eigentlich enttäuscht“, gesteht der junge Athlet. Richtig fasziniert ist Kastl vom Hürdensprint. Vom Hürden-Techniktraining profitiert er auch bei den anderen Mehrkampfdisziplinen. „Man muss voll aus dem Startblock kommen, sich dann sofort aufrichten, um richtig auf die erste Hürde zu gehen, das Nachziehbein muss sofort drüber“, beschreibt er den Bewegungsablauf. Sein Trainer Lothar Spilke feilt jetzt an einem breit gefächerten Programm für die Wintersaison. Die Norm für den Zehnkampf sind 6200 Punkte. Bei den Pfalzmeisterschaften hatte Marvin Kastl bereits 6028 Punkte geholt. So ist also im nächsten Jahr alles drin. Dabei will der Leichtathlet des TV Gimmeldingen auch sein zweites großes Hobby weiter pflegen. Marvin Kastl tanzt unheimlich gerne. „Das ist für mich ein wichtiger Ausgleich und hat einen gewissen Wert in meinem Leben.“ Auch Weinfeste und das Treffen mit Freunden sollen weiterhin Platz in seinem Leben haben. „Ich ballere mir nicht den Kopf zu, aber ganz möchte ich auch im Leistungssport nicht auf ein Glas Alkohol verzichten.“ (kle)

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