Neustadt Rezept-Ideen gibt es gratis

Seit 25 Jahren gibt es in Neustadt einen „Eine-Welt-Laden“. Angeboten werden Lebensmittel und Kunsthandwerk aus Entwicklungsländern. Die Erzeuger in den Ursprungsländern erhalten faire Preise. Betrieben wird der Laden von einem eingetragenen Verein mit ehrenamtlichen Verkäufern. Die Gewinne fließen in Projekte in Entwicklungsländern zurück.

Das farbenfrohe Gefäß ist ein Blickfang. Ein künstlerisches Unikat zum kleinen Preis. Wer im Neustadter „Eine-Welt-Laden“ stöbert, entdeckt viele Schätze. „Es ist komplett aus Recycling-Papier, also nicht wasserfest“, informiert Sabine Ochsenreither. Die 54-Jährige gehört zu einem Stamm von 15 Ehrenamtlichen, die die Kunden beraten. Denn bei manchen Produkten ist Aufklärung notwendig. Etwa bei „Quinoa“, der sogenannten Andenhirse. Ein pflanzliches Produkt, dessen Samen als Getreideersatz besonders bei Unverträglichkeiten einheimischer Körner, eine sinnvolle Alternative ist. Beim Kauf gibt es viele Rezept-Ideen gratis dazu. Informationen gibt es von Ochsenreither auch, was die Wertigkeit des Einkaufs „fairer“ Produkte angeht. So haben längst auch große Supermarkt-Ketten „gerecht gehandelte Lebensmittel“ im Sortiment und werben damit. Dennoch bringt ein Kauf im kleinen Lädchen in der Stangenbrunnengasse noch mehr Gerechtigkeit. Denn der Gewinn, der am Ende durch den Verein erwirtschaftet wird, fließt zurück an Projekte und Hilfsorganisationen auf anderen Kontinenten. Einen Schwerpunkt im Sortiment bilden haltbare Lebensmittel wie Tee, Kaffee, Schokolade oder Honig. So lockt eine weiße Schokolade in der Kombination Ingwer-Pfeffer zu neuen Geschmackserlebnissen. Die Preise sind dabei nicht höher als bei hochwertigen Produkten des herkömmlichen Handels. „Dennoch erhalten die Produzenten höhere Erlöse, weil die Gewinnspanne auf den verschiedenen Abschnitten des Zwischenhandels entfallen“, informiert Ochsenreither. Täglich gibt es frische, biologische Bananen. Hier besteht eine Kooperation mit dem Neustadter Bio-Laden Abraxas. Durchschnittlich zehn bis 20 Kunden schauen am Tag in der Stangenbrunnengasse vorbei. Das Lädchen, etwas abseits der Fußgängerzone, wird oft von Touristen angesteuert, die ganz gezielt Produkte aus Entwicklungsländern als Mitbringsel kaufen wollen. Ochsenreither sagt: „Die Fremden finden uns, aber die Neustadter kennen uns nicht.“ Das habe einmal eine Umfrage ergeben, bei der viele Einheimische überhaupt nichts von der Existenz des Eine-Welt-Ladens gewusst hätten. So gehören aber vor allem die Kirchengemeinden und deren Mitarbeiter zu den Abnehmern. Wie etwa Presbyter Werner Jöhlinger. Der 60-Jährige unterstützt auch den Besuchskreis der Geburtstagskinder seiner Martin-Luther-Gemeinde. Und überbringt dann ein Glas Honig aus fairem Handel. „Wir waren vor einigen Jahren selbst einmal in Bolivien zu Besuch. Seitdem trinken wir die Kaffeemarke Bolivia. Wir wissen, wie schwierig es für die Kinder dort ist, eine vernünftige Schulbildung zu erhalten. Deshalb ist es auch wichtig, dass der Gewinn in Projekte fließt“, betont er. Ochsenreither engagiert sich seit sieben Jahren im Verein. „Ich wollte über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Mein Wunsch: dass noch mehr Menschen versuchen, ihren Konsum zu überdenken.“ Dabei müsse nicht gleich das gesamte Leben umgekrempelt werden. Sie meint, dass man einfach bei einem einzelnen Produkt wie etwa Kaffee beginnen könne. Und sie rät, nicht wahllos und zu oft billige Klamotten zu kaufen, sondern ganz bewusst etwas Hochwertiges, das aber mit gerechtem Lohn bezahlt wurde. Info: —Eine-Welt-Laden Neustadt, Stangenbrunnengasse 17. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr; Samstag: 10 bis 13 Uhr, Telefonnummer: 06321/354581. —Jubiläumsfeier: Samstag, 9. Mai, 10 bis 14 Uhr, mit Kostproben von Schokolade, Gewürzen, Kaffee. Kunstaktion mit Elisabeth-Kleineheismann, Unterhaltung durch Märchenerzählerin Barbara Brähler und Sänger Sebastian Linzenmeyer (Gitarrenhelden). (kle)

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