Neustadt Neustadt: Hans Georg Löffler verabschiedet sich

Gestern Abend um 20.52 Uhr: Hans Georg und Jutta Löffler verabschieden sich auf der Bühne des Saalbaus von den Neustadter Bürger
Gestern Abend um 20.52 Uhr: Hans Georg und Jutta Löffler verabschieden sich auf der Bühne des Saalbaus von den Neustadter Bürgern.

Mit Stolz und Wehmut blickt Hans Georg Löffler auf 16 Jahre im Oberbürgermeisteramt zurück. Gestern Abend verabschiedete er sich im Saalbau.

Werner Schineller war selbst Oberbürgermeister (von Speyer) und damit ein guter Laudator, der sich in die Rolle des Gastgebers hervorragend hineinversetzen konnte. „Ein OB muss allwissend und stets am Brandherd sein, lange bevor es brennt“, sagte der ehemalige Chef von Hans Georg Löffler, der einst unter anderem das Rechtsamt von Speyer leitete. Später wurden sie Amtskollegen und gute Freunde. „Menschlich, verlässlich, hilfsbereit und im Amt so erfolgreich, dass wir alle in der Pfalz neidisch immer nach Neustadt geschaut haben, weil dort die Schulden am geringsten waren“, so der Alt-OB der Nachbarstadt. Eva Lohse, Präsidentin des Deutschen Städtetages und auf den Tag genau die gleichen 16 Jahre als Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen im Amt wie Löffler in Neustadt, lobte das unermüdliche Streben nach Gerechtigkeit, das den Kollegen immer ausgezeichnet habe. Beim informellen Austausch der CDU-Oberbürgermeister habe sie stets auf die klugen Ratschläge aus Neustadt vertrauen können. Neustadt habe sicherlich auch größere Probleme als die Parkplatzsuche beim Mandelblütenfest, aber Löffler habe diese in ihren Augen stets mit bewundernswertem Elan angegangen. Bernhard Matheis , Oberbürgermeister von Pirmasens und Präsident des rheinland-pfälzischen Städtetages, erinnerte daran, dass ihn Löffler bei den Sitzungen stets als den Mann aus der Hinterpfalz begrüßt habe. Er möchte die Gelegenheit nutzen, den Menschen in der ostpfälzischen Tiefebene die Stärken von Hans Georg Löffler zu erklären: „Erst zuhören, nachdenken und dann mit klugen Beiträgen sich in das Gespräch einschalten.“ Eine Fähigkeit, die im politischen Geschäft leider nicht mehr so weit verbreitet sei. Die Abschiedsworte für den Stadtrat trugen Gisela Brantl (SPD) und Matthias Frey (FDP) vor. Die Sozialdemokratin und der Liberale zeigten auf der Bühne einen Dialog mit viel Witz, ohne sich dabei zu verbiegen. Angelehnt an den Holz-Kochlöffel, den Löffler bei seinem ersten Wahlkampf 2001 unter den Bürgern verteilt hatte, sprachen sie über delikate Markklößchen wie die Wiederbelebung des Hertie-Gebäudes oder die Sanierung der Fußgängerzone und etlicher Straßen. Zuweilen habe Löffler bei seiner kommunalpolitischen Suppe aber auch schwer verdaulichen Eintopf aufgetischt, „wie zum Beispiel beim Thema B 39 und der Frage, was ein Tunnel ist“, wie Frey süffisant erklärte. Mit Brantl bedankte sich eine politische Gegnerin für „sachliche Zusammenarbeit und den Wunsch, zu integrieren“. Frey, lange Zeit auch in der Opposition, sagte: „Sie waren nie ein klassischer Politiker und schon gar kein Parteipolitiker. Sie waren immer Mensch. Das hat jeder gespürt.“ Das Abschiedsgeschenk des Stadtrates war ein Gutschein bei einer Neustadter Gärtnerei. Brantls Begründung: „Da der Baum, den Dir die SPD zum 60. geschenkt hat, noch nicht gepflanzt ist, kannst Du damit den Garten auf Vordermann bringen.“ Die Ironie hinter dem Geschenk: Löfflers noch nicht angelegter Garten in Hambach galt an der Gerüchtebörse stets als Indiz dafür, dass er nach dem Eintritt in den Ruhestand die Stadt verlässt, was er übrigens stets dementierte. Bei seinen Abschiedsworten machte Löffler deutlich, dass er sich besonders darüber freute, dass Vertreter aus den Partnerstädten Mâcon in Frankreich und Lincoln in England im Saalbau weilten. Umso betroffener mache ihn die Tatsache, dass der Bürgermeister der türkischen Partnerstadt Mersin keine Ausreise-Erlaubnis bekommen habe, um nach Neustadt zu kommen. „Ich bin fassungslos, dass solche Dinge in der heutigen Zeit möglich sind, in einem Land, dass demokratisch sein soll und sogar in die EU eintreten will.“ Er habe versucht, sein Bestes zu geben. Ob das gelungen sei, unterliege einer subjektiven Wahrnehmung. Er glaube, dass die Fakten für ihn sprechen: „Wenn ich einen Bürger enttäuscht habe, dann nie absichtlich oder aus Boshaftigkeit.“ Zum Abschluss rief Löffler seine Ehefrau Jutta auf die Bühne und überreichte ihr rote 16 Rosen für jedes Amtsjahr: „Sie hat in diesen Jahren viel auf mich verzichten müssen, war trotzdem stets eine kluge Ratgeberin und hat den größten Verdienst daran, dass aus unseren beiden Kindern etwas geworden ist.“ Sein wichtiges Vorhaben im Ruhestand sei es nun, seiner Familie viel Zeit zurückzugeben. Löffler hatte per Einladung gebeten, statt Geschenken der Neustadter „Jugend forscht AG“ von Sergej Buragin eine Spende zukommen zu lassen. Im Foyer stand dafür eine Box. Einer seiner letzten Termine im Amt wird die Einweihung der sanierten Talstraße am Montag sein. Hans Georg Löfflers letzter Arbeitstag soll der 23. Dezember sein. Die Tage bis Silvester nimmt er Urlaub. Und will dann nur noch Privatmann sein. „Ich werde alle öffentlichen Ämter abgeben“, hatte er schon in der vergangenen Woche mitgeteilt. Und aus der Kommunalpolitik will er sich ganz heraushalten, wie er gestern betonte: „Ich werde auch keine Leserbriefe schreiben.“

Mit viel Witz: Matthias Frey und Gisela Brantl.
Mit viel Witz: Matthias Frey und Gisela Brantl.
Die Jazz-Sängerin Nicole Metzer .
Die Jazz-Sängerin Nicole Metzer .
Löffler mit Eva Lohse.
Löffler mit Eva Lohse.
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