Neustadt Klänge Irlands im Herzen des Pfälzerwalds

Elmstein. „Möge dir die Straße entgegeneilen“, so beginnt ein irischer Segensspruch. Und tatsächlich: Noch bevor der Anreisende das im Herzen des Pfälzerwalds gelegene Naturfreundehaus Elmstein sehen kann, das dann ein wenig an die Zauberschule Harry Potters erinnert, vernimmt er traditionelle irische Melodien, die seine Schritte schneller werden lassen.

„Steampacket“ („Dampfboot“), so heißt die Band, die am Dienstagabend auf der Bühne im Freien spielt. Gekonnt und leidenschaftlich entführen die fünf Musiker um Stephan Schneider und Tina Terrahe auf die Grüne Insel, deren Kultur wohl wie die keines zweiten Landes mit Musik verbunden ist. Auch an diesem Abend in Elmstein laden irische Lieder zum Träumen und Tanzen ein. Vielleicht die Hälfte der Gäste spricht Englisch, was aber nur für jene eine Überraschung ist, die nicht wissen, dass sie hier in die „Sommerschule für traditionelle irische Musik“ geraten sind. In diesem Jahr findet die „Sommerschule“, eine Idee des in Elmstein lebenden Iren Pat Kelly, bereits zum sechsten Mal statt. In deren Vordergrund steht das Erlernen traditioneller irischer Musik. Mitmachen können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene. „Schulleiter“ Pat Kelly zur Seite steht Wulf Rühl, früher Direktor eines Pharma-Konzerns, der seine Erfahrungen aus dem Management einbringt. Vor allem seinem ehrenamtlichen Engagement ist es zu verdanken, dass die Schule international so bekanntwurde. „Wir haben hier nun schon zum dritten Mal etwa 180 Teilnehmer aus zehn Nationen in 17 Kursen“, erzählt Rühl. Das Angebot reicht von Tanzen über Gesang, Gitarre und Harfe bis hin zum irischen Dudelsack. Tagsüber stehen während der einwöchigen „Sommerschule“ Kurse auf dem Programm, auch für die vielen Kinder, die mit dabei sind. Die Älteren unter ihnen hatten am Nachmittag Geigenunterricht, nun, vor den „Sessions“, werden aber auch sie zu Bett gebracht. „Session“, so heißt jenes spontane Zusammenspiel, das sich nach dem Konzert überall im Naturfreundehaus entwickelt. Möglich machen das die „Tunes“, eingängige Melodien und Rhythmen, die alle erlernen und die nun im Zusammenspiel variiert werden. Unterstützung findet die „Sommerschule“ aber auch durch andere Musikbegeisterte aus der Region. Der Neustadter Fergal O’Mahony etwa stellte den Kontakt zu in Südwestdeutschland lebenden Musikern her und bringt diese seit vielen Jahren auch zu „Küchensessions“ zusammen. Und auch Herbert, ein Nachbar des Naturfreundehauses, wurde von der Begeisterung angesteckt und trifft sich seit einiger Zeit privat mit Freunden zum Musizieren. Metti aus Troisdorf bei Bonn, die mit ihrer Band in Irish Pubs auftritt, nimmt schon zum zweiten Mal teil, diesmal am Gesangsunterricht des Belfaster Noel Lenaghan: „Er ist nicht nur ein fantastischer Musiker, sondern auch ein sehr guter Lehrer“, schwärmt Metti. Andere Besucher sind von noch weiter her angereist. Die 17-jährige Caoibhne etwa kommt aus dem entlegenen Nordwesten Irlands, wo sie die Band „Snazzy“ gegründet hat, die traditionelle Musik mit Jazz verbindet. Die amerikanischen Musiker Rebecca und Steve Colins, die in der Nähe von Kaiserslautern leben, schwärmen geradezu. „Was wir hier erleben, ist so viel mehr als Musizieren. Es ist fast wie eine Familie.“ Tatsächlich hinterlässt der Besuch den Eindruck von Freude an der Musik und familiärer Freundlichkeit. Wie heißt es noch in Irland? „Mögest du nie den Abend herbeisehnen, ohne ein Lächeln auf das Gesicht eines Menschen gezaubert zu haben.“ Termin Die nächste „Irish Music School Elmstein“ findet am 21. und 22. November statt.

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