Neustadt „Ja, ja, historisch“

Als Sieger darf man das: René Rast (rechts) duscht Rosberg-Teamchef Arno Zensen mit Sekt.
Als Sieger darf man das: René Rast (rechts) duscht Rosberg-Teamchef Arno Zensen mit Sekt.

«Nürburg.» Ehre, wem Ehre gebührt: Jean Todt, Präsident des Internationalen Automobilverbands Fia, gratulierte René Rast gestern zu seinem Sieg am Nürburgring. Zuvor hatte der Pilot des Neustadter Teams Rosberg etwas Historisches geschafft: Noch nie war ein DTM-Pilot an einem Wochenende in beiden Rennen von der Pole-Position gestartet und hat auch beide Rennen gewonnen.

Ulrich Fritz hatte schon Sonntagfrüh gewarnt. „Wenn ich mir den Lauf von Herrn Rast in der letzten Zeit anschaue“, sagte der DTM-Verantwortliche von Mercedes, „dann bin ich alles andere als beruhigt. Dann bin ich nicht der Meinung, dass die Meisterschaft für uns schon in trockenen Tüchern ist.“ Zwar führen seine beiden Fahrer Gary Paffett und Paul di Resta überlegen in der Meisterschaftswertung. Aber Rast hat sich an diesem Wochenende von Position sieben auf Platz drei nach vorne katapultiert. Wieder einmal war es nach der Zieldurchfahrt sehr emotional geworden im Boxenfunk zwischen René Rast und seinem Rosberg-Kollegen am Kommandostand. „Ja, ja, historisch“, schrie der Pilot in sein Mikrofon im Helm. Rast bekam von Teamchef Arno Zensen umgehend eines auf die Ohren: „Du bist unglaublich, René, sensationell!“ Und als Zugabe gab’s von Renningenieur Florian Rinkes eher nüchtern: „Du bist jetzt Dritter in der Meisterschaft.“ Noch später bei der Siegerehrung herrschte fröhliche Unverständlichkeit. Während Rast schelmisch grinste und mit dem Kopf nickte, schüttelte Zensen nur den Kopf, als er seinem Fahrer gratulierte. Nachdem Jean Todt an beide die größten Pokale verteilt hatte, wurde es mit Sekt feucht. Es war der Schlusspunkt hinter ein überragendes und sehr aufregendes Wochenende. Denn Reifenpartner Hankook hatte gemeinsam mit DTM-Organisator ITR festgelegt, dass künftig die ausgegebenen Reifendrücke verpflichtend sind. Vor allem Mercedes, aber auch Audi, fürchtete um den Vorteil, den sie sich im Lauf der Saison erarbeitet hatten. Auf alle Fälle sollten dadurch Stopps zum Reifenwechsel nach einer Runde vermieden werden. Aus Sicherheitsgründen, so die Begründung, wird der Druck festgeschrieben und jeweils am Donnerstag vor dem Rennen bekanntgegeben. Am Nürburgring lag er bei 1,3 Bar. Zunächst bedeutet dies alles noch mehr Arbeit für die Mechaniker. Drei Minuten, bevor die Rennautos am Samstag auf die Startaufstellung fahren sollten, fahndete Zensen aufgeregt nach seinen Piloten Rast und Jamie Green. Chefmechaniker Armin Joerß wartete derweil sehnsüchtig auf etwas anderes: die Reifen. Die kamen erst zwei Minuten später. Hektisch wurden sie montiert. Der amtierende Champion ließ sich von dem Durcheinander nicht beeindrucken. Abgebrüht erledigte er seine Aufgabe. Mit guten Starts nutzte er seinen Vorteil und eilte den Konkurrenten davon. „René hat sein Heil im schnellen Anfangen und dann Durchretten gesucht“, lobte ihn BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. Am Samstag und gestern war der Vorsprung zur Rennmitte etwa zehn Sekunden, später wurde es enger. „Ich weiß nicht, wie René das gemacht hat“, so Audi-Motorsportchef Dieter Gass begeistert. Rast gestand, dass er in den letzten Runden von überall in seinem Auto Geräusche gehört habe. Ein ganz anderes Stimmungsbild als beim historischen Nürburgring-Helden Rast lag bei Jamie Green vor. Der Engländer kam am Samstag auf Platz 14, gestern auf Position 15 ins Ziel. Allerdings musste er am Sonntag zweimal Reifen wechseln, weil er sich in der ersten Runde einen Plattfuß nach einem Gerangel mit BMW-Pilot Augusto Farfus eingehandelt hatte. „Wir müssen schauen, wie wir uns verbessern können“, sagt er – und rätselt vor allem, warum es bei Teamkollege Rast läuft und bei ihm nicht. Einen Ansatz liefert Tabellenführer Paffett: „René ist für mich keine Überraschung, er macht einen tollen Job.“

Geschafft: René Rast jubelt nach seinem zweiten Sieg.
Geschafft: René Rast jubelt nach seinem zweiten Sieg.
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