Neustadt Hat Diedesfeld römische Wurzeln?

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Der Anfang der Geschichte von Diedesfeld muss vielleicht neu geschrieben werden. Bei Leitungsarbeiten ist eine Fußbodenschicht gefunden worden, vermutlich von einer römischen Villa aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Laut Denkmalpfleger Stefan Ulrich der erste Hinweis auf eine römische Siedlung in dem Weindorf.

Stefan Hans (51) aus der Remigiusstraße 15 in Diedesfeld ist unter die Entdecker gegangen. Vor seiner Haustür gruben sich die Stadtwerke in der vergangenen Woche in die Erde, um neue Leitungen zu legen. Aus Neugierde schaute er sich die Baugrube näher an und entdeckte eine Sandsteinkante, die sich bei Nahbetrachtung als ein Fußbodenstück aus Ziegelstein herausstellte. „Ich wusste, dass nur die Römer Ziegelstein für Fußböden verwendet haben“, erklärt der Telekom-Mitarbeiter, warum er sofort die Landesarchäologie in Speyer anrief. Die Nummer hatte er parat, weil vor Jahren in seinem Garten Sandsteinmauern gefunden worden waren, die sich allerdings nicht als erhaltenswert herausstellten. Diesmal war es anders. Denkmalpfleger Stefan Ulrich lobt die Fachkenntnis von Stefan Hans: „Das war ein Glücksfall, dass ausgerechnet vor der Haustür eines Hobby-Archäologen beim Graben eine solches Relikt zum Vorschein kommt.“ Ulrich spricht von drei Bodenschichten aus der frühen gallorömischen Zeit um das zweite Jahrhundert nach Christus. Es sei auch eine Brandschicht zu erkennen, was dafür spreche, dass das Gebäude einst abbrannte. „Das birgt natürlich die Hoffnung, dass wir bei Grabarbeiten noch etwas finden. Ein abgebranntes Haus hat für Archäologen den großen Vorteil, dass die Bewohner es vorher in der Regel nicht ausgeräumt haben.“ Werden jetzt die Arbeiten über Monate gestoppt und wird der gesamte Ortskern aufgegraben? Ulrich beruhigt: „Dafür gibt es keine wissenschaftliche Veranlassung. Der Fund wird dokumentiert und die Stelle eingehend untersucht, wenn die Stadtwerke etwas weiter aufgegraben haben.“ Rüdiger Schulz von der Außenstelle der Landesarchäologie in Speyer bestätigt, dass man vor Ort sein werde, wenn im unmittelbaren Umfeld gebaggert wird. Er vermutet Reste eines Hypokaustums, einer Art römische Fußbodenheizung. Dabei wurde unter dem Boden in einem Hohlraum ein Feuer gemacht und der Rauch über das Wandinnere abgeleitet. Nach Angaben von Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Mück wurde die Grauguss-Wasserleitung, die nun ausgetauscht wird, bereits 1928 verlegt. Die benachbarte Gasleitung aus Stahl ist aus dem Jahr 1948. „Wir werden die Rohre jetzt wechseln, anschließend kommen nochmal die Denkmalschützer, und dann wird die Straßendecke wieder aufgebracht“, erklärt er. Voraussichtlich im kommenden Jahr stehe dann voraussichtlich der Austausch weiterer 30 Meter Leitung in der Remigiusstraße an. Das Haus von Stefan Hans gegenüber der St. Remigius-Kirche wurde 1679 gebaut. Er hat es von seinen Großeltern geerbt, die es in den 1930er Jahren gekauft hatten. (wkr)

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