Neustadt Dorfgeflüster:

Es soll ja Bürger geben, die sich wünschen, dass „denen im Rathaus“ endlich mal ein Licht aufgeht. Am 28. März, soll aber gerade das Gegenteil der Fall sein. Da ist nämlich Verdunkelung angesagt: Seit 2007 findet immer am letzten Samstag im März zwischen 20.30 und 21.30 Uhr die „Earth Hour“ statt. In dieser Stunde werden rund um den Globus an öffentlichen Gebäuden und bekannten Wahrzeichen die Lichter ausgemacht. Diese symbolische Aktion soll auf die Bedeutung des Energiesparens und des Klimaschutzes aufmerksam machen. Das ist grundsätzlich unterstützenswert, finden wir – und ebenso der Gemeinderat, der in seiner jüngsten Sitzung der Teilnahme Haßlochs an der „Earth Hour“ zugestimmt hat. Prima! Aber nun kommt ein kleines Problem, auf das im Rat auch schon Umweltdezernent Dieter Schuhmacher aufmerksam gemacht hat: Es sei „gar nicht so einfach, geeignete Gebäude zu finden“. Bei Licht besehen müssen wir ihm recht geben. Wenn beispielsweise am Times Square in New York für eine Stunde die Leuchtreklamen ausgehen, kann davon ausgegangen werden, dass sehr viele Menschen das mitbekommen. Etwas anders dürfte das an Haßlochs Wahrzeichen, der Christuskirche, aussehen: Da kann man die Beleuchtung sicherlich problemlos für eine Stunde ausschalten. Ob angesichts der Passantenfrequenz im Ortskern an einem Samstagabend um halb neun die Massen etwas von der gutgemeinten Aktion mitbekommen werden, wagen wir allerdings zu bezweifeln. Und das Rathaus, das sich als öffentliches Gebäude eigentlich zum symbolischen Verdunkeln anbietet, ist leider völlig ungeeignet. Denn wir können uns nicht daran erinnern, dass samstagabends jemals die Fenster des Verwaltungssitzes hell erleuchtet gewesen wären. Und wo keine Lichter an sind, kann man halt auch keine ausmachen. Um 20.30 Uhr hat der Badepark samstags leider schon geschlossen. Da hätte man ja schon mal ausprobieren könne, wie das ist – wenn im Haßlocher Bad die Lichter ausgehen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters – die Wahrheit dieses berühmten Zitats zeigt unser Bericht auf dieser Seite über die „Kunst am Bau“ im Schulhof des Gymnasiums wieder mal deutlich. Deshalb wollen wir über die Ästhetik der Metallobjekte des Bildhauers Christoph Mancke an dieser Stelle auch gar nicht urteilen. Wir wollen lediglich darauf aufmerksam machen, dass Kunstwerke durchaus auf verschiedene Weise interpretiert werden können. Und das hat Tradition: So hat 2011 in einem Dortmunder Museum eine gewissenhafte Putzfrau einen Kalkflecken weggeschrubbt, der zu einer Installation des Künstlers Martin Kippenberger gehörte. 1973 wurde das von Joseph Beuys geschaffene Kunstobjekt „Badewanne“ – eine mit Heftpflaster, Mullbinden und Kupferdraht versehene Säuglingsbadewanne – versehentlich als Schüssel zum Gläserspülen zweckentfremdet. Und 1986 traf es wieder ein Beuys-Kunstwerk: In der Düsseldorfer Kunstakademie wischte eine Reinigungskraft seine „Fettecke“ ganz schnöde weg. Wir wollten ja nur mal drauf hingewiesen haben. Bevor ein Altmetallhändler kommt und fragt: Ist das Kunst – oder kann das weg?

x