Neustadt Briefmarkensammlerverein sucht seltenen Fehldruck

Briefmarken: Sammlungen gibt es oft als Erbstücke.
Briefmarken: Sammlungen gibt es oft als Erbstücke.

Ein Fehldruck einer Briefmarke ist im Umlauf. Darauf macht der Vorsitzende des Briefmarkensammelvereins Neustadt aufmerksam. Wer einen solchen Fehldruck erhält, soll sich bei den Neustadter Sammlern melden. Dort erfährt man auch, ob man mit solchen Kuriositäten reich wird.

Mitte Januar tauchte eine Briefmarke auf, die es so hätte nicht geben sollen. Statt der normalerweise aufgedruckten „10“ für zehn Cent, ist dort „010“ zu lesen. Die Geschichte zu der Briefmarke kennt Klaus Weller vom Briefmarkensammlerverein Neustadt. „Die Marke wurde als Ergänzungsmarke 2022 gedruckt“, erklärt er.

Dabei sei wohl der QR-Code am rechten Rand der Marke verkehrt herum gedruckt worden. Technisch sei das kein Problem: Die Maschinen der Post können auch diese Codes lesen, wenn sie auf dem Kopf stehen. Doch habe man sich entschieden, die Marke neu drucken zu lassen. „Das wurde dann im Januar gemacht.“ Und da schlich sich die „010“ ein.

Kurios: Die falsch gedruckte Marke mit „010“-Aufdruck.
Kurios: Die falsch gedruckte Marke mit »010«-Aufdruck.
Korrekt: So sollte die Ergänzungsmarke aussehen.
Korrekt: So sollte die Ergänzungsmarke aussehen.

Normalerweise passiere bei solchen Fehldrucken noch nichts, erklärt Weller. Bei der Marke mit dem „010“-Aufdruck handele es sich um sogenannte Rollenware: Briefmarken also, die in der Postfiliale verkauft werden und als Ergänzung aufgeklebt werden, wenn es gerade eine Portoerhöhung gab und Briefeschreiber noch alte, unpassende Marken haben.

Fehldrucke kommen normalerweise nicht in Umlauf

Stelle man einen Fehldruck fest, würden normalerweise die betreffenden Rollen einfach nicht ausgeliefert und vernichtet. Irgendwas scheint bei der Marke mit dem „010“-Aufdruck auch an dieser Stelle schiefgelaufen zu sein – der dritte Fehler in der Kette unglücklicher Ereignisse. Oder eben glücklicher Ereignisse, zumindest aus Sicht der Sammler. „Wie das passiert ist, kann keiner sagen“, sagt Weller und lacht.

Selbst gesehen hat Weller die seltsame Marke noch nicht. „Das Ganze wurde von unserem Landesverband verbreitet“, so Weller. Dort seien die ersten Nachrichten über den Fehldruck aufgetaucht. Wie viele der falsch beschrifteten Marken in Umlauf gekommen sind, könne man so nicht feststellen. Die Zeit werde zeigen, wo und wie viele der Marken im Umlauf sind. Vorausgesetzt, die Menschen achteten bei ihrer Post darauf, diese Ergänzungsmarke zu entdecken.

Grundsätzlich sei die Marke gültig, erklärt Weller in dem Zusammenhang. Der aufgedruckte Wert in Cent sei ja in Ordnung – nur die Null an der Hunderterstelle eben kurios. Weller mutmaßt, dass sich jemand am Computer vertippt hat und das dann einfach so in Druck ging. Dass das auch in der Druckerei niemandem aufgefallen sei, findet der Sammler praktisch die letzte Kuriosität in der Kette der Ereignisse, die zu dem Fehldruck führten.

Bei Sammlern hoch begehrt

Wie solche Fehldrucke in Umlauf kommen, erklärt Weller mit der Geschichte der sogenannten Olympia-Marke, auch nach dem Postminister Kurt Gscheidle (SPD) als „Gscheidle-Marke“ benannt. Dessen Büro hatte 1980 als erste Einrichtung Exemplare einer nagelneuen Marke bekommen, die aus Anlass der Olympischen Spiele von Moskau gedruckt wurden. Als die westlichen Nationen dann beschlossen, die Spiele hinterm Eisernen Vorhang zu boykottieren, wurde die Marke eingezogen. Doch: Die Ehefrau von Gscheidle nutzte einige der Marken, die sie nach 1982 im Schreibtisch ihres Mannes – da nicht mehr Postminister – gefunden hatte. Heute zählt die „Olympia“-Marke zu den wertvollsten Sammlerstücken. Ein Exemplar erzielte bei einer Auktion den Preis von 82.000 Euro.

Steht das auch bei der „010“-Marke zu erwarten? „Einen Wertzuwachs wird es geben“, sagt Weller. Dass die Marke solche Preise erzielt, wie die „Olympia“, glaubt er indes nicht. „Das kommt dann wirklich darauf an, wie viele Marken in Umlauf gekommen sind.“

Und kann man überhaupt mit Briefmarken reich werden? Weller hört die Frage oft. „Häufig kommen Leute zu uns mit einer Sammlung, die sie im Nachlass eines Verwandten gefunden haben“, sagt er. Doch: „Olympia“ und „Blaue Mauritius“ waren da noch nie drin. Weller: „Ich rate den Leuten aber immer: Sammeln Sie weiter. Das macht Spaß und man hat ja schon eine Grundlage.“

Kontakt

Briefmarkensammlerverein Neustadt, www.bsv-nw.de. Treffen jeweils am zweiten Dienstag im Monat ab 18 Uhr im Caritaszentrum in Neustadt, Schwesternstraße 16. Weitere regelmäßige Treffen gibt es in Lachen-Speyerdorf und Haßloch.

x