Neustadt Bei der Ganztagsschule noch einige Fragen offen

LAMBRECHT. Die Umwandlung der Lambrechter Grundschule zur Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2015/16 hat die Verbandsgemeinde Lambrecht beantragt. Heute Abend soll der Verbandsgemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung entscheiden, ob dieser Antrag zurückgezogen wird. Schulleiter, Lehrer und Elternbeirat der Schule haben sich gegen den Antrag ausgesprochen, obwohl sie nicht grundsätzlich gegen einen Ganztagsbetrieb sind.

Anträge zur Einrichtung einer Ganztagsschule müssen bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) vorgelegt werden. Das zuständige Landesministerium, das die Entscheidung trifft, richtet sich in der Regel nach der Empfehlung der ADD. „Die Vertreter der ADD haben uns bei einem Gespräch signalisiert, dass unser Antrag keine Chance hat“, berichtet Hans-Werner Rey (CDU), für Schulen zuständiger Beigeordneter der Verbandsgemeinde. „Wir haben darauf hingewiesen, welche Voraussetzungen für eine Genehmigung erforderlich sind, aber nicht gesagt, dass die Verbandsgemeinde ihren Antrag zurückziehen soll“, betont ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol. Sie verweist darauf, dass über den Inhalt des Gesprächs Vertraulichkeit vereinbart worden sei. Deshalb könne sie nicht sagen, ob der Antrag der Verbandsgemeinde den Voraussetzungen für eine Genehmigung entsprochen hat. Auf entsprechende Fragen widerspricht Dziendziol jedoch nicht, dass bei dem Antrag der Verbandsgemeinde einiges fehlt. „Es sind noch verschiedene Fragen offen“, gesteht Rey. So gebe es noch keine Lösung dafür, dass die vorhandenen Räume nicht für den Ganztagsbetrieb ausreichen. Außerdem fehle ein Konzept, auf welche Weise die Vereine in die Nachmittagsbetreuung eingebunden werden könnten. „Wir hatten nicht genug Zeit“, nennt Rey als Grund dafür, warum die offenen Fragen nicht geklärt wurden, bevor die Verbandsgemeinde einen Antrag gestellt hat. Bisher hätten alljährlich bis Ende Oktober Anträge bei der ADD eingereicht werden können, in diesem Jahr sei die Frist kurzfristig auf Ende März verlegt worden. „Der Antrag war ein Schnellschuss“, sagt Schulleiterin Nicole Ihrig. „Der Antrag war über das Knie gebrochen“, sagt Sebastian Steinhardt, Vorsitzender des Elternbeirats der Grundschule. Beide verweisen darauf, dass kein Konzept für einen Ganztagsschulbetrieb vorliege. Das betreffe nicht nur die Räume, sondern auch die pädagogische Arbeit. „Für mich bedeutet Ganztagsschule nicht nur Beschäftigung der Kinder, sondern qualifizierte pädagogische Betreuung“, betont Steinhardt. Ihrig verweist darauf, dass eine Regelung für die Nutzung des Schulhofs fehlt. Der wird auch öffentlich genutzt, das sei bei einer Ganztagsschule nicht möglich. Zudem sei eine grundsätzliche Frage offen: „Wir haben große Bedenken gegenüber einer verpflichtenden Ganztagsschule“, sagt Steinhardt. Nach Angaben von Ihrig würden Schulleitung und Lehrer ein freiwilliges Ganztagsangebot vorziehen und möchten zusätzlich weiter die betreuende Grundschule anbieten. „Wir möchten, dass alle Kinder, die in Lambrecht wohnen, dort die Grundschule besuchen können, auch wenn die Eltern die Kinder nicht in eine Ganztagsschule schicken wollen“, begründet Ihrig, warum Lehrer und Eltern einer verpflichtenden Ganztagsschule ablehnend gegenüberstehen. Die Verbandsgemeinde will eine verpflichtende Ganztagsschule. Das würde bedeuten, dass alle Kinder, die die Lambrechter Grundschule besuchen, in den Ganztagsunterricht müssen. Was auch einen politischen Hintergrund hat. Bei einer verpflichtenden Ganztagsschule werden die Schulbezirke aufgehoben. Das bedeutet, dass Eltern aus Lambrecht ihre Kinder in den umliegenden Gemeinden zur Grundschule schicken können. Beispielsweise wenn sie nicht möchten, dass ihr Kind eine Ganztagsschule besucht. So könnten Lambrechter Kinder etwa die Grundschulen in Neidenfels und Lindenberg besuchen. Vor allem die Lindenberger Grundschule hat schon seit Jahren geringe Schülerzahlen. Besonders der Lindenberger Rey, aber auch Verbandsbürgermeister Manfred Kirr haben mehrfach erklärt, dass sie die Lindenberger Schule unter allen Umständen erhalten wollen. Rey bestreitet, dass es zwischen Eltern und Lehrern sowie der Verbandsgemeinde grundsätzlich unterschiedliche Meinungen gibt. „Das einzige Problem war, dass wir wegen der knappen Zeit nicht alle offenen Fragen, wie die Raumsituation, klären konnten“, beteuert Rey. Nach seinen Angaben soll nun für das Schuljahr 2016/17 ein Antrag auf Ganztagsbetrieb gestellt werden. Dem widerspricht Steinhardt: „Die Schule ist erst seit etwa zwei Jahren Schwerpunktschule. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Wir müssen das erst einmal bewältigen, bevor wir uns mit dem Thema Ganztagsschule beschäftigen.“

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