Neustadt Auf Geländesuche

Ulrike Schwarz ist verzweifelt. Die Lachen-Speyerdorferin, die zwischen Haßloch und Iggelheim eine Hundeschule betreibt, muss das Gelände bis Ostern geräumt haben. Der Verpächter hat ihr gekündigt, weil er die 1300 Quadratmeter große Fläche selbst braucht. Schwarz bietet seit mehr als zehn Jahren Kurse für alle Altersstufen an. „Eine Hundeschule ist für Hunde so wichtig wie ein Kindergarten für Kinder“, sagt sie. Schwarz’ Suche nach einem neuen eingezäunten Areal, auf dem sie Spielgeräte deponieren kann, führte sie zu Landwirten und zur Stadtverwaltung. Doch Björn Sommer, Abteilungsleiter Bauaufsicht, winkt ab. Solche Areale seien im Außenbereich grundsätzlich nicht zulässig. Nur die Landwirtschaft dürfe dort bauen. Es gebe keinen Ermessensspielraum, und die Stadt habe keine Grundstücke für diesen Zweck. Ein Gelände hätte Schwarz von der Hornbach AG bekommen können, die im Bereich des Quartier Hornbach zahlreiche Konversionsflächen erworben hat. Aber: „100 Euro pro Quadratmeter sollte es kosten. Das ist unbezahlbar“, sagt sie. Vorstellbar wäre für sie, bei einem Gewerbebetrieb mit entsprechend großer Fläche „unterzuschlüpfen“ – die Treffen der Hundebesitzer und Hunde fänden zum größten Teil am Wochenende statt. Auch die Betreiberin der Hundeschule „Redbone“, Elke Kauth, muss ihr Gelände räumen. Am 30. April läuft die gesetzte Frist ab. Das Gelände liegt an der Autobahn zwischen Mußbach und Haßloch. Kauths Widerspruchsverfahren ging bis in den Stadtrechtsausschuss. Auch sie sucht jetzt dringend Ersatz. Außerdem hat sie noch am Kaufpreis für das jetzige Gelände zu knabbern. Über 25.000 Euro blätterte sie nach eigenen Angaben vor 19 Jahren dafür hin, Ausstattungskosten nicht eingerechnet. Damals erhielt Elke Kauth eine mit Auflagen verbundene Genehmigung. Das änderte sich jedoch im Jahr 2002, als eine Rechtsverordnung für den Bereich „Rehbachwiesen-Langwiesen“ erlassen wurde. Seither kann sie nicht mehr das ganze Spektrum einer Hundeschule anbieten. Wegfallen musste der Bereich „Agility“ – Gerätesport für Hunde mit Besitzer –, ebenso die freien Spielgruppen, bei denen die Hunde ohne Leine auf dem umzäunten Gelände herumtollen durften. Bei diesem Punkt schnauft Kauth gewaltig durch: „Es gibt verunsicherte Hunde und Besitzer. Sie brauchen einen Zaun als Schutz, damit wirkungsvoll trainiert werden kann.“ Das sei nun nicht mehr möglich. Eine Alternative, die die Stadt ihr vorgeschlagen hat, kam für sie nicht in Frage. „Das war das Gelände bei einer bereits bestehenden Hundeschule, die mit einem ganz anderen Ansatz als wir arbeitet.“ Auch die Hundeschule Müller in Höhe des Soldatenweihers zwischen Mußbach und Neustadt muss aus dem Naturschutzgebiet weg, allerdings noch nicht sofort. „Wir lassen uns Zeit mit der Suche“, erklärt Besitzerin Christa Müller. Laut Stadtverwaltung erhalten die Betroffenen demnächst offiziell eine Verfügung, wonach sie ihre Anlagen abreißen müssen. Zufrieden mit ihrem Areal ist Jutta Heilig. Die Lachen-Speyerdorferin betreibt seit rund 15 Jahren die Hundeschule „Amigo“; seit 2007 treffen sich Hunde und Besitzer auf einem ehemaligen gewerblichen Gelände bei Altdorf. Heilig hat einen langen Genehmigungsweg durchlaufen und verweist auf einen dicken Ordner mit Verfügungen. „Das hat uns viel Geld gekostet“, erklärt sie. Mit einem offiziellen Pachtvertrag mit langer Laufzeit sei jetzt alles wasserdicht. Sie nutzt etwa 1000 Quadratmeter Fläche und hat „sehr, sehr lange nach solch einem Gelände gesucht“. Zum Teil kämen die Teilnehmer von weit her, die Nachfrage nach Kursen sei groß. Derweil betont Ulrike Schwarz: „Ich werde nicht aufgeben.“ So lange sie kein Grundstück hat, will sie Verhaltenstraining anbieten – und Spaziergänge und Treffs in Zoos oder Tierparks.

x