Neustadt Auf der hohen Kante

Wer denkt, dass Bordsteinkanten nur die Bürgersteige begrenzen, täuscht sich. Um ihre Höhe entbrennt bisweilen ein Kampf unterschiedlicher Interessensgruppen. Rad- und Rollstuhlfahrer wünschen sich einen möglichst nahtlosen Übergang zur Straße, Blinde einen deutlich tastbaren Absatz. Ein aktuelles Beispiel für solche Probleme gibt es derzeit in Branchweiler.

Dieter Brixius, Vorsitzender des städtischen Seniorenbeirats, ist auf die Reparaturarbeiten an der Ecke Breslauer Straße/Branchweilerhofstraße (gegenüber des Penny-Markts) mehrfach angesprochen worden. „Warum musste man denn den Bordstein dort wieder so hoch wie vorher machen?“, wollen viele Senioren wissen. Wenn schon daran gearbeitet werde, hätte man die Kante doch auch absenken können, meint Brixius. Wie es auch die Behindertenrechtskonvention der Europäischen Union (EU) und der Vereinten Nationen (UN) vorsehe. Dagmar Staab, Pressesprecherin der Stadt, weist bei dieser Frage auf zwei Aspekte hin, die dem Wunsch entgegen stehen: zum einen die Bedürfnisse blinder Mitbürger und zum anderen die Kosten. Bei den Arbeiten sei kein Absenkungskonzept vorgesehen gewesen. Mit einem solchen wären die Kosten von rund 600 auf 2500 bis 3000 Euro gestiegen. Die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen kennt beispielsweise Josef Huxel, der seit Jahren erblindet ist und bereits mit der Stadt um die Neuregelung der Höhenbegrenzung an der Verkehrsinsel am Bahnhof gekämpft hat. Grundsätzlich gebe es eine Din-Norm als Kompromiss für die Bordsteinkantenhöhe, erklärt er. Die Spitzenverbände der unterschiedlichen Interessensgruppen Behinderter hätten sich darauf geeinigt, dass ein Kantenhöhe von drei Zentimetern für alle akzeptabel sei. „Aber damit war eine richtige Kante gemeint, nicht die Rundungen, die die Stadt eingeführt hat“, ärgert sich Huxel. In der Branchweilerhofstraße hätte er mit einer Drei-Zentimeter-Lösung ebenfalls kein Problem gehabt. Dort sei das Problem noch verschärft, weil auf der Straße schnell gefahren werde und viele Senioren unterwegs seien, sagt Brixius. Zum Beispiel Mena Dalmann. Sie hat jetzt für sich einen Ausweg gefunden: Sie läuft etwas weiter, um an einer anderen und besseren Stelle die Straße zu überqueren. Oder sie versucht, wenn es ihre Zeit und der Verkehr zulassen, den hohen Absatz ganz langsam und seitlich laufend zu meistern. Es rege sie zwar nicht auf, dass alles so bleibe, wie es war, aber gefreut hätte sie ein einfacherer Tritt vom Bürgersteig schon, sagt die Seniorin.

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