Neustadt Vampirtanz in der Parkvilla

Biss in der Dunkelheit: Graf Krolock und Sarah (Virginia Maatz).
Biss in der Dunkelheit: Graf Krolock und Sarah (Virginia Maatz).

«Neustadt.»Hintergründig und humoristisch inszeniert das „Theater con Cuore“ sein Stück „Die furchtlosen Vampirkiller“ oder: „Sorry, aber Ihre Zähne stecken in meinem Hals!“. Am Freitagabend war das Figuren- und Schauspiel in der Parkvilla des Mußbacher Herrenhofs zu erleben – als ideenreiche Umsetzung der bekannten Horrorkomödie „Tanz der Vampire“ von Roman Polanski.

Das Bühnenduo Virginia und Stefan Maatz hat sichtlich Freude am Veralbern und Verzerren des Horrors. Während ausdrucksstarke Tischfiguren zwischen subtilem Witz und abgründigem Grauen balancieren, darf die Fantasie der Zuschauer mitgestalten. Wenige Andeutungen genügen und man sieht den Kutschschlitten vor sich, der den Vampirforscher Professor Abronsius und seinen Diener Alfred in die verschneite Einsamkeit der transsilvanischen Berge bringt. Das Publikum erlebt eine reizvolle Verquickung von Puppen- und Schauspiel. Das mag anfangs wegen der unterschiedlichen Körpergrößen ungewöhnlich wirken. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der Virginia und Stefan Maatz schauspielerisch agieren und zugleich ihre Figuren als ebenbürtige Partner handhaben, zieht das Publikum unweigerlich mit. Mensch und Puppe tragen einander, man sucht in der Gefahr gegenseitigen Halt, man bangt, ringt und hofft gemeinsam. Fast alle Akteure übernimmt die Inszenierung aus dem Kultfilm „Tanz der Vampire“, erfindet aber eine kesse und suspekte Ratte dazu. Die drollige Tierfigur mit der quieksenden Stimme erweist sich als geschickter Kunstgriff, denn sie knüpft Verbindungen zwischen den Charakteren, provoziert ständig Gelächter und verulkt das sonst düstere Vampirgenre. Unverhohlene Freude am Überspitzen durchzieht das gesamte Stück und manche Szene kosten die Darsteller regelrecht aus. Sei es das wunderliche Einschlafritual des Professors oder das verfängliche „Blinde Wolf“-Spiel mit verspielter Erotik, immer wieder mischen sich Lachen und Schmunzeln in die aufflackernde Ahnung von Unheil. Während Abronsius dem Beweis für das Dasein lebender Toter allmählich näherkommt, erlebt der Zuschauer spannende Passagen, untermalt von dramatischer Musik und erstaunlichen Bühneneffekten. So sickert das Schaudern durch die Kulisse, etwa wenn unter zuckenden Lichtblitzen und spukhaftem Lärm eine Tür auf und zu klappt, bevor Diener Alfred die Leiche des Schankwirts Jeuni Schagal hereinträgt. Stefan Maatz gefällt in der Rolle des arglosen Dieners, dessen Ungeschick im reizvollen Kontrast zur undurchsichtigen Sarah steht, anmutig verkörpert von Virginia Maatz. Außerdem bewegt sich die Darstellerin geschmeidig als todbringende Wölfin, in deren Fängen der Vampirgehilfe Koukol ein gruseliges Ende findet. Alles steuert auf den Mitternachtsball im Schloss des Grafen Krolock zu, dessen prächtig kostümierte Figur mit eleganter Gestik beeindruckt. Irrlichternde Gestalten, morbide, bleich und überschminkt, zeigen einen bizarren Tanz der Vampire. Als Sarah, Alfred und der Professor dem Spuk gerade noch entkommen, glaubt man schon an ein Happy End. Aber zu früh gefreut: Bevor die Zuschauer in der Parkvilla begeistert applaudieren, bohren sich Sarahs Vampirzähne unheilvoll in Alfreds Hals.

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