Neustadt Neustadt: Sicherstes Pflaster der Pfalz

Beim sogenannten Legendenbetrug versuchen Täter, durch Tricks an das Geld überwiegend älterer Opfer zu kommen.
Beim sogenannten Legendenbetrug versuchen Täter, durch Tricks an das Geld überwiegend älterer Opfer zu kommen.

In Neustadt wurden im Vergleich zu anderen pfälzischen Städten auch 2017 die wenigsten Straftaten verübt. Laut der gestern vorgelegten Kriminalitätsstatistik der Polizei waren es 3777. Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist deutlich zurückgegangen. Dafür gibt es neue Probleme.

Unverändertes Fazit bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik der Polizeidirektion (PD): „Neustadt ist nach wie vor die sicherste Stadt in der Pfalz.“ Das verkündete Jürgen Traub, Leiter der Neustadter Kriminalinspektion, gestern nicht ohne Stolz. Andere Städte hätten zwar etwas aufgeholt, „bringen uns in Neustadt in unserer Führungsrolle aber noch nicht in Gefahr“. Dennoch gab Traub zu bedenken, dass eine solche Statistik auch Unzulänglichkeiten habe, da sie nur die angezeigten Delikte enthalte. Stichwort Dunkelziffer: Viele Straftaten wie Gewalt, Beleidigung oder Nötigung kämen erst gar nicht bei der Polizei an.

Weniger Einbrüche

Bei der sogenannten Häufigkeitsziffer – das ist die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner – liegt Neustadt in der 2017er-Bilanz mit 7098 vor Frankenthal (8443), Germersheim (8856), Landau (8860), Speyer (9216) und Ludwigshafen (9673). Tatsächlich verübte Straftaten wurden im vergangenen Jahr in Neustadt 3777 registriert (Aufklärungsquote: 64,4 Prozent). In der Verbandsgemeinde (VG) Lambrecht, die ebenfalls zum PD-Bereich zählt, waren es 700 (80,6 Prozent). Auffällig: Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist deutlich gesunken: um 34 Prozent auf 64 Fälle in Neustadt und zwölf Fälle in der VG Lambrecht. In 52 Prozent der Fälle sei es beim Einbruchsversuch geblieben, sagte Traub: „Das ist eine richtig gute Entwicklung.“ Eine Investition in Fenster- und Türensicherungen lohne sich, denn wenn die Täter länger als zwei Minuten brauchten, um in eine Wohnung oder ein Haus einzudringen, gäben sie ihr Vorhaben in der Regel auf.

Hohe Dunkelziffer

Verstärkt Sorgen bereitet der Polizei der sogenannte Legendenbetrug. Dabei geben sich Kriminelle als Amtspersonen, Verwandte oder Mitarbeiter von Gewinnspielen aus und versuchen, mit oft sehr geschickten Lügengeschichten an das Geld überwiegend älterer Bürger zu kommen. „Die Täter suchen sich gezielt alte Vornamen aus Telefonbüchern und rufen dort an“, berichtete Traub. 32 solcher Betrugsversuche hat die PD Neustadt 2017 registriert, bei dreien waren die Täter erfolgreich und erbeuteten insgesamt 11.000 Euro. Wobei alleine 10.000 Euro auf einen Fall des klassischen Enkeltricks entfielen. Man habe es meist mit organisierter Bandenkriminalität zu tun, den Drahtziehern sei schwer beizukommen, so Traub. Er geht von einer hohen Dunkelziffer aus, da sich Betroffene oft schämten, sich als Opfer eines Legendenbetrugs zu erkennen zu geben.

Sieben Tötungsdelikte

Sieben Tötungsdelikte tauchen in der Neustadter Kriminalitätsstatistik für 2017 auf. Zwei davon waren Messerstechereien in einer Flüchtlingsunterkunft und vor einem Wett-/Spielsalon, die Opfer überlebten jeweils. Die anderen fünf Fälle gehören zu den Ereignissen im Lambrechter Awo-Seniorenheim, wobei nur drei davon zur Anklage gekommen sind und derzeit verhandelt werden. Eine deutliche Steigerung meldet die Polizeidirektion Neustadt bei den sogenannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 2016 waren es 30 Fälle, im vergangenen Jahr 46, wovon 37 Fälle aufgeklärt wurden. Bei 20 der 46 Delikte handelte es sich um sexuellen Missbrauch, zehnmal waren dabei Kinder die Opfer. In neun Fällen wurde Kinderpornografie verteilt.

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