Neustadt Neustadt: Pfälzer Schauspieler landet in Hollywood

Dass dieser schicke Ami-Schlitten genau in dem Moment in Hambach parkte, als das Foto mit Jakob Fecht geplant war, war reiner Zu
Dass dieser schicke Ami-Schlitten genau in dem Moment in Hambach parkte, als das Foto mit Jakob Fecht geplant war, war reiner Zufall – fast genauso wie der Umstand, dass der junge Neustadter auf ein Casting der »American Academy of Dramatic Arts« in Berlin aufmerksam wurde.

Der Hambacher Jakob Fecht zog im April als einziger Deutscher das große Los beim weltweiten Casting der „American Academy of Dramatic Arts“ mit ihren Schauspielschulen in New York und Los Angeles (wir berichten). Ab August wird er nun seine Ausbildung mitten in Hollywood beginnen und tritt damit in die Fußstapfen namhafter Absolventen der Akademie wie Kirk Douglas, Robert Redford, Danny de Vito, Grace Kelly, Anne Bancroft oder Anne Hathaway. Andrea Zimmermann hat mit dem 20-Jährigen gesprochen.

Herr Fecht, wie fühlen Sie sich vor Ihrem amerikanischen Abenteuer?

Ich bin total happy und gespannt, was auf mich zukommt. Am 23. August ist mein erster Tag in LA, die Akademie liegt direkt in Hollywood. Das ist alleine schon atemberaubend. Der berühmte „Walk of Fame“ mit den Sternen der Stars befindet sich nur ein paar Straßen weiter. Ich springe ins kalte Wasser, kenne dort absolut niemanden. Aber ich bin hochmotiviert und voller Vorfreude. Und ich bin mir sicher, dass ich schon nach wenigen Tage Leute näher kennenlernen werde, es sind ja alles Gleichgesinnte. Schon bei der Bewerbung sah ich, welche Ikonen von der Akademie gingen, und ich überlegte mir, ob ich dem jemals gerecht werden könnte. Waren deutsche Schauspielschulen keine Alternativen? Doch, ich habe mich zuerst in Leipzig, Berlin, Stuttgart, München, Hamburg, Bochum und Hannover beworben. Dort trug ich Monologe aus „Romeo und Julia“ und aus „Die Glasmenagerie“ vor sowie „Der fröhliche Weinberg“ auf Pfälzisch, das kam besonders gut an. Es gab positive Rückmeldungen für die zweite Bewerberrunde, ich sagte aber ab, als ich die Zulassung für die amerikanische Akademie erhielt. Dabei war es reiner Zufall, dass ich auf diese Schule kam: Aus Spaß hatte ich gegoogelt, welche Möglichkeiten es in den USA für eine Schauspielausbildung gibt und entdeckt, dass im April ein Casting in Berlin angesetzt ist. Ich habe es gewagt, mich gleich zu bewerben – ohne große Hoffnung auf Erfolg. Was erwartete Sie in Berlin? Die Aufnahmeprüfung war irre, zwei Leute von der Akademie haben uns mit vielen Infomaterialien versorgt. Dozentin Susan Pilar, selbst ehemalige Schauspielerin, beurteilte das Vorsprechen. Zuvor befragte sie mich über meine Motivation, warum ich auf ihre Schule möchte. Ich sagte, dass mich die Unterrichtsfächer der Akademie überzeugt hätten, sie mehr Möglichkeiten und Vielfalt im Vergleich zu deutschen Schulen böten. Und was haben Sie vorgetragen? Im Grunde die Monologe, die ich auch für die deutschen Aufnahmeprüfungen vorbereitet hatte. Aber die ganze Audition war natürlich auf Englisch. Und die Vorträge ebenso. Das war doch bestimmt schwierig ... Natürlich war das eine große Aufgabe, „Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams und „Romeo und Julia“ in der Originalsprache vorzutragen. Zum Shakespeare-Text in der schönen alten Sprache fand ich jedoch gleich guten Zugang, ich fühlte mich im Englischen sogar wohler als bei dem ins Deutsche übersetzten Monolog. Ich hatte die Herausforderung angenommen, wollte sie meistern und nicht verlieren, das war mein innerer Antrieb. Wie lief es bei der Aufnahmeprüfung? An Dozentin Susan Pilar hat mir gefallen, dass sie mir nach dem Vorsprechen erklärte, woran sie mit mir arbeiten wolle, sie gab sehr viel konstruktive Kritik. Ihr Ziel, das Beste aus mir herauszuholen, spornte mich an. Abends beim Workshop ist sie sehr auf mich eingegangen, hat zusammen mit mir der Gruppe verschiedene Übungen gezeigt. Da kam bei mir das Gefühl auf, dass ich einen gewissen Eindruck hinterlassen hatte. Gerade zweieinhalb Wochen später erhielt ich dann per Mail und Anruf die Zusage. Ich war im ersten Moment perplex, damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. Was sind für Sie die Vorteile der „Academy of Dramatic Arts“? Es gibt Unterrichtsfächer, die in deutschen Schulen selten angeboten werden wie das „physical acting“. Im zweiten Jahr wird man intensiv auf Castings für Film, Fernsehen und Theater vorbereitet. Man sammelt Praxiserfahrungen an Filmsets und großen Bühnen, all dies kann ein Sprungbrett für später sein. Wenn man nach dem Abschluss zum dritten Jahr zugelassen ist, arbeitet man an Projekten und Kurzfilmen. Erfahrungsgemäß findet diese Auswahl von 25 Leuten jährlich direkt danach ein Engagement. Das hochwertige Bildungsangebot kostet Geld, aber das ist es auch wert. Ja, Stichwort Geld. Das Schulgeld von 34.000 Dollar pro Jahr ist schon recht happig, oder? Natürlich, bei unseren Staatlichen Hochschulen zahlt man lediglich die übliche Semestergebühr. Ich bin aber in der glücklichen Position, dass meine Eltern mich unterstützen. Das ist nicht bei allen so, wie ich aus Gesprächen mit Mitbewerbern in Berlin weiß. Meine Mutter Anja spielt selbst Theater, und sie hat mich ja auch dazu gebracht. Wenn ich damit glücklich bin, soll ich das machen, ist die Meinung meiner Eltern, und sie stehen hundertprozentig hinter meiner Entscheidung. Eine große Hilfe ist zudem, dass ich ein Teilstipendium bekomme. Sind Sie auf den Start in den USA vorbereitet? Ich habe ein Zimmer im Wohnheim direkt am Campus LA reserviert, das ist entspannter, man muss keine weiten Anfahrtswege in Kauf nehmen. Man findet auch viel schneller Anschluss, knüpft von Anfang an Kontakte. Am ersten Studientag werden die Gruppen eingeteilt, wir müssen vorsprechen und vorsingen. Als großes Gesangstalent würde ich mich nicht bezeichnen, habe aber ein Jahr lang Gesangsunterricht genommen. Gitarre spielen brachte ich mir selbst bei, vielleicht nehme ich das „Pfalzlied“ von der Band „Die anonyme Giddarischde“. Der Refrain „Awwer onnerschtwu is onnerscht und halt net wie in de Palz“ passt zu meinem Abschied von Hambach. Die idyllische Pfalz werde ich schon vermissen.

x