Neustadt Im Interview: Neustadts neuer Oberbürgermeister Marc Weigel

Marc Weigel auf dem Weg ins Rathaus.
Marc Weigel auf dem Weg ins Rathaus.

Dienstag ist der erste Arbeitstag des neuen Oberbürgermeisters Marc Weigel (FWG). Ein Gespräch über seinen Abschied vom Lehrerberuf und seine Pläne.

Herr Weigel, normal hätten Sie bis zum 10. Januar Schulferien. Jetzt sind Sie ab 2. Januar neuer Oberbürgermeister. Wie war der letzte Schultag als Lehrer am Leibniz-Gymnasium?

Sehr emotional. Das habe ich unterschätzt. Die Bedeutung dieses Momentes, dass damit ein Lebensabschnitt unwiderruflich zu Ende geht. Was stand denn in Ihrer letzten Stunde auf dem Stundenplan? Sozialkunde mit dem Grundkurs der MSS 11. Wir haben die Aufgaben des Bundesverfassungsgerichts durchgesprochen. Und danach haben Sie einfach die Schule verlassen? Nein, ich wusste ja, dass die Schule eine Abschiedsfeier plante. Die hat dann meine Erwartungen deutlich übertroffen. Es kamen über 400 Schüler, Ehemalige, Lehrer und Ex-Kollegen in die Aula. Es gab sehr persönliche Reden, Gedichte und Musical-Melodien, die auf mich zugeschnitten waren. Meine Kollegen haben einen Film gedreht mit Erinnerungen und guten Wünschen. Es ist ganz viel an Respekt und Dank rübergekommen. Das war ein sehr rührender Abschied nach neuneinhalb sehr schönen Jahren am Leibniz-Gymnasium. Wie haben Sie sich in den letzten Wochen denn auf das neue Amt vorbereitet? Ich war ja noch in Vollzeit bis vor Weihnachten berufstätig und habe auch meine anderen Verpflichtungen wahrgenommen. Einen Crash-Kurs „Das erste Mal OB“ fand ich leider nicht (lacht). Ich habe ganz viele Gespräche auf verschiedenen Ebenen geführt. Auch mit Vertretern von Verwaltungen außerhalb von Neustadt. Ich wollte wissen, wie machen es andere Bürgermeister, andere Verwaltungen. Das war sehr aufschlussreich. Die Kollegen waren sehr offen, weil die Gespräche vertraulich waren. Dabei möchte ich es belassen. Ich wollte so viel Input von außen wie möglich. Sie waren bestimmt auch für viele Neustadter ein gefragter Gesprächspartner? Das kann man so sagen. Das hat am Tag nach der Wahl morgens um 6 Uhr angefangen. Mich haben täglich sehr viele Anrufe, E-Mails und Briefe erreicht. In der Schule oder auch zu Hause. Werden Sie als Oberbürgermeister eine Sprechstunde anbieten? Ja. Einmal pro Jahr in jedem Orts- und Stadtteil. Ich werde mein Versprechen der Bürgernähe einlösen, werde Zeitfenster und Orte für persönliche Begegnungen schaffen und zuhören, aber ich brauche dabei auch viel Unterstützung durch meinen Mitarbeiterstab. Ich muss mich auch vor Zeitverlusten ein bisschen schützen, da ich sonst mein anderes Versprechen nicht einhalten kann, nämlich in dieser Stadt etwas voran zu bringen. Wird sich personell etwas ändern? Ein wenig schon. Ich werde mit der bisherigen Sekretärin meines Vorgängers und dem Fahrer weiterarbeiten. Ich möchte aber, um schlagkräftiger zu sein, kleinere Umstrukturierungen vornehmen, die die Hauptabteilung und meinen engeren Mitarbeiterstab mit einer Büroleiterin betreffen. Aber da das im Rathaus noch nicht überall kommuniziert ist, möchte ich dazu erst zu einem späteren Zeitpunkt mehr sagen. Was für eine Aufgabe wird Ihre Büroleiterin haben? Sie muss mir helfen, die wichtigen Dinge von den unwichtigen zu trennen. Auf mich wird sicherlich zuweilen auch der Wunsch nach Sonderbehandlung oder der Bedienung von Eigeninteresse zukommen. Auf der anderen Seite haben sich Bürger oder auch Unternehmen in der Vergangenheit bei Anfragen oft nicht wertgeschätzt gefühlt. Das muss sich und wird sich ändern. Jeder Bürger soll wissen, wie die Verwaltung zu seinem Anliegen steht. Jeder Bürger wird eine Antwort auf sein Anliegen erhalten. Haben Sie bereits mit den Kollegen im Stadtvorstand gesprochen? Ja, das habe ich. Es waren ehrliche und offene Gespräche. Ich habe ihnen eine intensive Zusammenarbeit angeboten. Alles Weitere wird die Zukunft zeigen. Die Arbeit im Stadtvorstand soll intensiver und vor allem substanzieller werden. Das ist jetzt auch ein Veränderungsprozess. Streben Sie eine Dezernatsumverteilung an? Zeitnah wird das wohl nicht möglich sein, obwohl ich das durchaus anstrebe. Ein solcher Schritt setzt aber neben der sachlichen und fachlichen Verbesserung von Prozessen und Strukturen auch die Bereitschaft der Dezernenten und eine Zustimmung des Stadtrats voraus. Ich werde ausloten, was es vor der Kommunalwahl 2019 für Möglichkeiten gibt. Auch für die Fraktionen gilt mein Angebot einer Zusammenarbeit. Und auch für die Mitarbeiter, deren Zufriedenheit mir sehr wichtig ist. Es wird eine Mitarbeiterbefragung geben, und ich werde mich in allen Abteilungen persönlich vorstellen. Sie setzen auf Teamarbeit? Ja, ich möchte den Wir-Gedanken fördern. Das wird sich auch bereits bei meinem Neujahrsempfang am 10. Januar zeigen. Das soll keine Ein-Mann-Veranstaltung werden. Ich habe meinen Stellvertreter Ingo Röthlingshöfer gefragt, ob er die Begrüßung übernehmen will. Er hat zugesagt, was mich sehr freut. Moderieren wird den Abend Claudia Albrecht, die Ortsvorsteherin von Gimmeldingen, ebenfalls ein CDU-Mitglied. Die kann das, und da gibt es keine Berührungsängste. Ich strebe einen unverkrampften Umgang mit allen an. Gab es ein Übergabegespräch mit Ihrem Amtsvorgänger? Es gab im Oktober ein solches Gespräch. Inhaltlich ist die Kontinuität auch über die Fachbereichsleiter sichergestellt. Wie haben Sie die letzten Tage zwischen Weihnachten und Neujahr verbracht? Mit viel Ruhe bei der Familie meiner Partnerin im Dahner Felsenland. Die letzten Wochen waren sehr intensiv. Ich hatte noch 150 Klausuren auf dem Tisch, musste noch ein Abitur stellen, Hunderte von Glückwünschen und Anfragen bewältigen und meine Aufgaben im Stadtrat und als FWG-Vorsitzender wahrnehmen. Ich war rund um die Uhr auf Achse. Die Arbeitsbelastung wird nicht nachlassen? Das ist der Plan. Es war schön, dass ich diesen Abschnitt harmonisch abschließen konnte. Jetzt liegt eine sehr spannende Aufgabe vor mir. Ich freue mich darauf, es kann losgehen.

Der Arbeitsplatz des Neustadter Oberbürgermeisters. Hans Georg Löffler hat ausgeräumt. Heute kommt Marc Weigel.
Der Arbeitsplatz des Neustadter Oberbürgermeisters. Hans Georg Löffler hat ausgeräumt. Heute kommt Marc Weigel.
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