Neustadt Engagierter Mitgestalter seiner Heimatgemeinde

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HASSLOCH. Gerhard Postel, Vorsitzender der Freien Wählergruppe (FWG) Haßloch und seit Jahrzehnten in der Kommunalpolitik engagiert, ist am Donnerstag im Alter von 73 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Gerhard Postel stammte aus einer der ältesten Haßlocher Familien. 1943 wurde er als Sohn des Schreiners Paul Postel und seiner Ehefrau Helene, geborene Hauptmann, in Haßloch geboren. Nach der Volksschule arbeitete er sich über den zweiten Bildungsweg mit Fachhochschulreife und Abendstudium mit viel Fleiß, Ausdauer und Durchsetzungsvermögen zum Laborleiter bei der BASF hoch. 47 Jahre lang war er in dem Unternehmen tätig. Schon in jungen Jahren engagierte sich Gerhard Postel kommunalpolitisch. Seit 1972 gehörte er der FWG an, deren Vorsitzender in Haßloch er seit weit über 25 Jahren war. Postel gehörte zu den erfahrensten Haßlocher Kommunalpolitikern: Seit 1974 war er ununterbrochen Gemeinderatsmitglied. Postel war viele Jahre lang bis zuletzt auch Fraktionsvorsitzender der FWG im Gemeinderat. Postel galt Mitte der 90er Jahre als einer der Gründerväter der Haßlocher Liste (HLL), eines 1994 entstandenen Zusammenschlusses von FDP, FWG und Wählergruppe Schüle (WGS) auf Gemeindeebene. Dieses Dreierbündnis hielt bis zum September 2005, als die beiden damaligen FWG-Vertreter Gerhard Postel und Stefan Klamm wegen diverser sachlicher Differenzen aus der HLL austraten und wieder eine eigene FWG-Fraktion bildeten. 1996 trat Gerhard Postel als Kandidat der HLL bei der Bürgermeisterwahl an, damals der ersten Urwahl eines Bürgermeisters in Haßloch, und erreichte als einer von drei Bewerbern 14,7 Prozent. Zum ehrenamtlichen Dritten Beigeordneten wurde Postel 2009 gewählt, nachdem CDU, HLL und FWG zuvor eine Koalition geschlossen hatten. Bereits ein halbes Jahr später kündigten CDU und FWG der HLL die Zusammenarbeit auf. Postel war als dann Zweiter Beigeordneter zuständig unter anderem für Ortsmarketing. Als Sonderaufgabe bekam er die Projektentwicklung des ehemaligen Kaufhauses Heyd übertragen, die ihm Schritt für Schritt in den Folgejahren auch gelingen sollte. Seit der Kommunalwahl 2014, als die FWG wieder in die Opposition wechselte, war Postel wieder als einer von drei Ratsmitgliedern der FWG und als Vorsitzender seiner Fraktion tätig. In den Kreistag Bad Dürkheim zog Postel bereits 1984 erstmals für die FWG ein. Mit Unterbrechungen gehörte er dem Kreistag bis in die aktuelle Legislaturperiode an, zuletzt als stellvertretender FWG-Fraktionsvorsitzender und Fraktionsgeschäftsführer. In mehreren Ausschüssen, unter anderem im Bau-, Umwelt- und Agrarausschuss des Kreistags brachte sich Postel ein. Drei Projekte lagen Gerhard Postel in den vergangenen Jahren besonders am Herzen: die Attraktivierung des Badeparks, der Widerstand gegen eine Verlegung des Rehbachs und vor allen Dingen die Sanierung des Saales Löwer. Mit großem persönlichen Engagement setzte sich Postel dafür ein, das einstige Zentrum des dörflichen Lebens aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und dem historischen Tanzsaal zu altem Glanz zu verhelfen. Ungezählte Stunden packte er zusammen mit seinen Mitstreitern von der Bürgerstiftung bei den Arbeitseinsätzen mit an. Die jüngsten großen Fortschritte bei der Sanierung durfte er noch mitgestalten – nicht vergönnt war ihm, mit der 2017 oder 2018 vorgesehenen Wiedereröffnung den krönenden Abschluss der Arbeiten zu erleben. Auch außerhalb der Politik engagierte er sich: Gerhard Postel gehörte dem Organisationsteam von Arno Scheurer unter anderem bei den Olympischen Spielen 1972 und bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 an. Auch als Schöffe beim Amtsgericht Neustadt war er tätig. Gerhard Postel galt als versierter, geradliniger und bürgernaher Kommunalpolitiker, der über Parteigrenzen hinweg geachtet war, aber auch einer leidenschaftlichen Diskussion über den richtigen Weg nie auswich. Seine politischen Ziele verfolgte er mit Ausdauer und der ihm eigenen Hartnäckigkeit. So hatte er seinerzeit auch großen Anteil an der Verhinderung einer Schwelbrennanlage und eines Biokompostwerks in Haßloch. Die Entwicklung seiner Heimatgemeinde hat er in seiner langjährigen Tätigkeit in kommunalen und in Kreis-Gremien zweifellos entscheidend mitgestaltet. Postel hinterlässt seine Ehefrau Hannelore und drei Kinder. Die Beisetzung soll in engstem Familienkreis stattfinden. |guh

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