Ludwigshafen Zwei Spitzenkandidaten, ein brisantes Thema

Spannende Paarungen hat Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) spontan für vier Rededuelle direkt auf dem RHEINPFALZ-Podium ausgelost. Und den Duellanten dann auch noch per Los brisante Themen verordnet, die Steffen Gierescher, Chef der Ludwigshafener Rundschau, ausgewählt hatte. Den Auftakt haben der Pirat Heinz Zell und Liborio Ciccarello (Die Linke) bestritten, die beide nicht viel für das geplante Containerdorf für Flüchtlinge in der Mannheimer Straße übrig haben.

„Es gibt Alternativen“, behauptet Ciccarello. Daher hätten die Linken im Stadtrat auch gegen das Containerdorf gestimmt, das über drei Millionen Euro kosten wird. Provokant fragt der 43-jährige Stadtrat das Publikum: „Würden Sie etwa wollen, dass Ihre Familien in einer Notsituation in einem Containerdorf untergebracht werden?“ Er plädiert für mehr Freizügigkeit für Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Pirat Heinz Zell sieht die Sache ähnlich: Seine Partei spreche sich sogar im Wahlprogramm generell gegen Containerdörfer für Flüchtlinge aus. Er selbst habe mal bei einem Aufenthalt in Paris in einem Container gelebt, erzählt Zell. „Im Sommer ist es zu heiß und im Winter zu kalt“, schildert er seine Erfahrung. Er könne nicht glauben, dass es im ganzen Stadtgebiet keine geeigneten Gebäude und Wohnungen geben soll, in denen die Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Kontroverser wird es beim Duell zwischen Hans-Uwe Daumann und Heinrich Jöckel zum Thema Tortenschachtel. Grundsätzlich bedauert der Grüne Daumann den geplanten Abriss des markanten Gebäudes am Berliner Platz und wünscht sich in der Stadt eine größere Wertschätzung für die Architektur der 50er-Jahre. Nach Ansicht des 55-Jährigen ist nun der Investor Timon Bauregie am Zug, der sein Konzept der Öffentlichkeit vorstellen und dafür werben müsse. Daumann hält Studentenwohnungen in der Innenstadt für eine gute Idee und hat Verständnis dafür, dass der Investor sich den Neubau höher wünscht als das alte Gebäude. Zehn bis 20 Millionen will die Timon-Gruppe nach eigenen Angaben in den Neubau investieren, der schon im Jahr 2016 stehen soll. „Wir waren alle erleichtert, dass es bei der Tortenschachtel endlich Bewegung gibt“, kommentiert Heinrich Jöckel die Pläne und zeigt sich beeindruckt von den Zahlen. Die Stadt müsse dem Investor nun die Freiheit einräumen, in Ruhe ein Konzept zu entwickeln, bevor die städtischen Gremien einbezogen werden. Der 54-jährige Christdemokrat hält aber auch fest: „Für den Berliner Platz gibt es einen Bebauungsplan, der zum Beispiel Rundungen vorschreibt.“ Der Investor müsse demnächst für sein Konzept werben, um die Zustimmung der politischen Gremien zu bekommen. Wie Daumann kann sich auch Jöckel ein höheres Gebäude vorstellen, „aber es muss sich der Umgebung anpassen“. FWG-Spitzenkandidat Rainer Metz hätte sich mit Heike Scharfenberger lieber über die spärliche Bäderlandschaft in der Stadt ausgetauscht. Seit Jahren kämpft Metz für ein Kombibad mit Saunalandschaft. Aber das Thema schaffte es leider nicht in die Duellrunde. Stattdessen war die Position des Friesenheimers zur Fußgängerzone mit immer mehr Leerständen und den zwei neuen Citymanagern gefragt. Ein Jahr lang sollen die beiden Experten für neue Impulse sorgen. Zuletzt hat indes der Optiker Fielmann am Knödelbrunnen seine Zelte abgebrochen. Die City als Einkaufsbereich sei am Ende, findet Metz. Mit dem Bau der Rhein-Galerie sei das Aus für die Bismarckstraße als Fußgängerzone besiegelt worden. Die zwei Citymanager haben Metz zufolge bisher noch nichts Neues verkündet: „Die sagen nur das, was wir alle schon seit vielen Jahren wissen.“ Heike Scharfenberger hält dagegen die Expertise von Fachleuten, die einen Blick von außen auf die Probleme werfen, für wichtig. Viele andere Städte haben nach Ansicht der Sozialdemokratin ähnliche Probleme wie Ludwigshafen. Das Einkaufs- und Aufenthaltsverhalten der Menschen in den Städten habe sich gewandelt, darauf müsse nun reagiert werden, sagt Scharfenberger und schließt auch die Öffnung eines Teils der Bismarckstraße für den Verkehr nicht aus. Die 52-Jährige hält es für richtig und wichtig, dass in Ludwigshafen Experten nach Lösungen suchen. Mit dem Thema Sicherheit war AfD-Spitzenkandidat Jörg Matzat richtig gut bedient. Schließlich arbeitet der Rheingönheimer für die Mannheimer Polizei. Den neuen Arbeitskreis SOS, der Polizei und Verwaltung an einen Tisch bringt, hält der 41-Jährige für eine gute Sache. Der Fachmann weiß, dass Ludwigshafen zwar statistisch gesehen in Sachen Sicherheit gut dasteht. Aber das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen sei mitunter trotzdem ein anderes, etwa am Berliner Platz. „Wir brauchen hier gemeinsame Streifen von Polizei und Ordnungsamt“, sagt Matzat. Skeptisch steht der Rheingönheimer dagegen dem privaten Sicherheitsdienst gegenüber, der aktuell in West im Umfeld eines Nachtclubs im Einsatz ist. „Dieser Dienst hat keine hoheitlichen Rechte, die öffentliche Hand sollte für Sicherheit sorgen“, meint Matzat. Das sieht auch Thomas Schell so. „Für die Sicherheit ist die Polizei zuständig, kein privates Unternehmen“, sagt der Liberale. Das staatliche Gewaltmonopol sollte nicht durch Private ausgehöhlt werden. Das Projekt im Westendviertel unweit des Hauptbahnhofs sieht er daher sehr kritisch. Das Alkoholverbot am Berliner Platz hält der 50-Jährige dagegen ebenso wie Matzat für richtig.

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