Ludwigshafen Zähe Befragungen und Gefühlsausbrüche

Der Prozess um die Morde an dem Ludwigshafener Geschäftsmann Ismail Torun und einen kroatischen Automatenaufsteller aus Brühl ist gestern mit der Befragung von zwei Zeugen am Landgericht Frankenthal fortgesetzt worden. Angeklagt ist ein türkisches Trio, eine Frau und zwei Männer, die gemeinschaftlich die Morde begangen haben sollen. Die Angeklagten schieben sich die Verantwortung für die Taten wechselseitig zu.

Die beiden Zeugen, die gestern vernommen wurden, kannten die beiden männlichen Angeklagten, die zuletzt in der Vorderpfalz wohnten. Ein 44-jähriger Türkischstämmiger schilderte, dass er zeitweise mit seinen angeklagten Landsmann in einem Haus in Ludwigshafen gelebt habe. Er kenne den Angeklagten seit etwa acht bis neun Jahren; kennengelernt habe er ihn in Frankenthal in einer Spielothek. Der Angeklagte habe ihn bei sich in der Wohnung untergebracht und einen Job besorgt, als er einen Bleibe suchte. Beide hätten zusammen ein Café in dem Wohn- und Geschäftshaus in Ludwigshafen betrieben. Die Immobilie gehörte dem ermordeten Kroaten, der auch Spielautomaten in dem Café aufgestellt hatte. Laut dem Zeugen lief das Lokal nicht gut, die Miete sei mit den Einnahmen aus den Automaten bezahlt worden. Der 44-Jährige, der ein amputiertes Bein hat, gab an, Analphabet zu sein. Er wisse nichts über die Morde an dem türkischen Unternehmer Torun und dem Automatenaufsteller. Er habe erst später von deren Tod erfahren. Und dass sein früherer Mitbewohner und Geschäftspartner darin verwickelt gewesen sein soll, das habe er auch erst nach dessen Festnahme mitbekommen. Der Zeuge wird dem Gericht dennoch für weitere Befragungen zur Verfügung stehen müssen. Die Anwälte der Familie Torun, die als Nebenkläger im Prozess auftritt, bezweifelten, ob der Zeuge die Wahrheit gesagt hat. Sie spekulierten, ob der 44-Jährige bei dem Mordfall nicht doch eine Rolle gespielt haben könnte. Auch die Vernehmung eines anderen Zeugen in der gestrigen Verhandlung erbrachte keine neuen Erkenntnisse. Den aus Frankenthal stammenden Angeklagten habe er in einem Supermarkt kennengelernt und sich später mit ihm zwei, drei Mal in dessen Hamam (türkisches Dampfbad) getroffen. Der Angeklagte habe ihm schließlich angeboten, die Leitung einer von ihm gegründeten Baumaterialienhandlung zu übernehmen. Der Türke willigte ein. Später habe er jedoch gemerkt, dass es auch um andere Dinge als Baustoffe gehen sollte. So sei auf einmal die Rede von Ölgeschäften mit dem Nord-Irak gewesen. Das alles sei ihm merkwürdig vorgekommen. Er habe sich aus diesen Geschäftsaktivitäten zurückziehen wollen. Daraufhin sei er von dem Angeklagten bedroht worden. Zu den Morden sagte der Zeuge nichts aus. In einer Verhandlungspause warf die Witwe von Ismail Torun dem Frankenthaler Angeklagten vor, im Prozess Geschichten zu erfinden. Ein wütender Wortwechsel folgte. Sie wurde ermahnt, Ruhe zu bewahren. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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