Ludwigshafen Was das Parlament so treibt

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„Gehen wir auf die Menschen zu? Nehmen wir sie ernst?“ Diese Fragen bewegen Maria Böhmer (66, CDU), Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Mit der Wanderausstellung Deutscher Bundestag, die Böhmer gestern im Rathaus-Center eröffnet hat, möchte das deutsche Parlament mit den Bürgern in Dialog treten und sie über seine Arbeit informieren. Noch bis Samstag kann man die Ausstellung besuchen.

„In Heimatkunde war ich schon immer gut.“ Karl Kohler ist bereits 85, aber bestens informiert. „Man ist nie zu alt, sich zu beteiligen. Ich finde es sehr wichtig, dass die Demokratie dem Volk nähergebracht wird. Aber das dauert, bis das in die Tiefe geht. Steter Tropfen höhlt den Stein“, weiß der Rentner mit den langen grauen Locken. Er freut sich über die Informationen über den Bundestag und hofft auf große Resonanz. Die Ausstellung war bereits 2011 in Ludwigshafen. In fünf Schritten informiert sie mit 21 Schautafeln über das Parlament und seine Mitglieder. Filme, multimediale Anwendungen und der Internetauftritt des Bundestags ergänzen die Präsentation. Kostenloses Infomaterial liegt zum Mitnehmen bereit. „Die Broschüren gehen weg wie warme Semmeln“, sagt Kleta Grießhaber. Sie kommt am ersten Tag kaum mit dem Auffüllen nach und gehört zu den Personen, die während der Ausstellung für Fragen rund um das Parlament bereitstehen. „Viele wissen nicht, was der Bundestag alles bietet“, sagt Gisela Scherrer-Flesch aus Fußgönheim. Ihr Sohn Bertram hat als Schüler bei Doris Barnett (63, SPD), der Oggersheimer Abgeordneten des Wahlkreises Ludwigshafen-Frankenthal, im Bundestag ein Praktikum gemacht, das ihn bei der Berufswahl beeinflusst hat. Bundestagsabgeordnete können sogar Schulklassen und andere Gruppen nach Berlin einladen. Die erste Schulklasse war schon vor der Eröffnung in der Ausstellung. Ihr Lehrer Stefan Fölker vom Carl-Bosch-Gymnasium hat die Veranstaltung mitangestoßen: „Bei Frau Böhmer habe ich angefragt, ob sie die Ausstellung nach Ludwigshafen bringen kann. Zwischen ihr und ECE, dem Betreiber des Rathaus-Centers, habe ich dann vermittelt“, erzählt der Pädagoge, der Sozialkunde und Religion unterrichtet. „Ich habe noch keine Sozialkunde“, bedauert Daniel Frisciea, 14. Er kommt aus Ribera auf Sizilien und weiß noch nicht viel über den Deutschen Bundestag. Aber er kann die beiden Länder miteinander vergleichen: „Hier ist die Umwelt sauberer, es ist sicherer, hier ist mehr Gemeinschaft“, findet er. Seinen Lehrern an der Karolina-Burger-Realschule plus schlägt er einen Ausflug zur Ausstellung vor. Schulklassen und andere Gruppen können sich zusätzlich zum Ausstellungsbesuch für einen Vortrag über die Arbeit des Bundestags anmelden. Für die Lehrer gibt es jede Menge Stoff für den Unterricht. „Von der Kuppel des Reichstags aus können die Besucher in den Plenarsaal des Deutschen Bundestags gucken. Auf die oft gestellte Frage, wo denn die Abgeordneten sind, kann diese Ausstellung eine Antwort geben“, erklärte Böhmer bei ihrer Eröffnungsrede. „In dieser Woche stehen die erste Lesung des Prostitutionsgesetzes und des Gesetzes gegen Menschenhandel, die berufliche Bildung und die Reform der Pflegekräfteausbildung an“, gab die Frankenthaler Professorin einen kleinen Ausblick auf die anstehenden Themen.

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