Mannheim Was das Erfolgsrezept des Technoseums seit 30 Jahren ist

Als Pastelltöne als Autolack angesagt waren: die Oldtimer im Technoseum.
Als Pastelltöne als Autolack angesagt waren: die Oldtimer im Technoseum.

Pünktlich zum runden Geburtstag spielt sogar der Wettergott mit. „Heute ist Museumswetter“, strahlt Direktor Hartwig Lüdtke. Vor 30 Jahren, am 28. September 1990, wurde das „Landesmuseum für Technik und Arbeit“ eröffnet. Das Technoseum hat seither nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt.

„Cool“ Jonathan strahlt. Dem Achtjährigen und seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Carolin gefällt es unüberhörbar in dem avantgardistischen Gebäude am Mannheimer Stadteingang. Und es ist keineswegs die Geburtstagstorte, die Museumsdirektor Hartwig Lüdtke zuvor mit Bürgermeister Michael Grötsch (CDU) angeschnitten und an die Besucher verteilt hat. Es sind tatsächlich die Exponate und die vielen Stationen zum Mitmachen und Ausprobieren, die fast von Anfang an das Konzept des damals neuartigen Museums ausgemacht haben. „Wir haben uns von einem Vorführ-, zu einem Mitmach-Museum entwickelt“, sagt der Direktor, der diese Entwicklung seit 2006 konsequent fortführt. „Über 50 Prozent unserer Besucher sind jünger als 18 Jahre“, betont er stolz.

24 Stunden für „Körperwelten“ geöffnet

Kein Wunder also, dass es auch zum Geburtstagsfest am Sonntag vor allem für junge Familien wieder viel zu entdecken gibt – selbstverständlich unter Einhaltung der aktuellen Vorgaben. So dürfen sich nur 500 Menschen auf den 9000 Quadratmetern Ausstellungsfläche tummeln und einige besonders begehrte Exponate, bei denen Anfassen ansonsten ausdrücklich erwünscht und gefordert wird, mussten gesperrt werden. „Aber wir haben trotzdem noch ein spannendes Programm“, sagt der Museumsdirektor selbstbewusst.

Und das nicht nur zum Geburtstag. Im Auditorium vor dem Hörsaal, in dem das Theater Oliv Obdach gefunden hat, erinnern spannende Exponate an die Sonderausstellungen der vergangenen Jahrzehnte. Eine Albert-Einstein-Actionfigur an „Einstein begreifen“, Astronautennahrung an „Abenteuer Raumfahrt“ oder eine plüschige Damen-Badekappe an „Pack die Badehose ein“. Und natürlich enthält die Ruhmeswand auch eine Erinnerung an die Sonderausstellung „Körperwelten“, für die das Museum 24 Stunden geöffnet hatte, um die Besuchermassen bewältigen zu können.

Nach Eröffnung schon preisgekrönt

Doch auch zum Geburtstag gibt es einiges zu erleben. Vor dem Haupteingang trommelt „Rocco Recycle“ nicht nur im übertragenen Sinn um Besucher. Die silberne One-Man-Band mit den selbstgebauten Instrumenten aus Schrott sind ein mindestens ebenso großer Hingucker, wie die Mitmachstationen der „Elementa“-Abschnitte mit den Experimenten zu Mechanik, Gravitation und auch Elektrizität. „Genau das ist unser Erfolgsmodell“, so Lüdtke.

Genau deshalb wurde die Institution schon zwei Jahre nach ihrer Eröffnung mit dem „European Museum of the Year“-Award ausgezeichnet. „Es erzählt anschaulich die Sozial- und Arbeitergeschichte sowie die Geschichte der Industrialisierung“, blickt Bürgermeister Grötsch zurück. Dazu gehören neben den Standardvorführungen zu Satz und Druck mit beweglichen Lettern – wie von Johannes Gutenberg erfunden – auch Papierherstellung und Webtechniken, die Funktionsweisen von Getreidemühlen, Dampfmaschinen und einer Maschinenfabrik zum Geburtstag auch die Clowns mit ihren Ballonfiguren.

Mehr Platz im Funkhaus

Und die Entwicklung des Technoseums schreitet voran. Immerhin soll in ein paar Jahren das benachbarte SWR-Funkhaus mit bespielt werden. Exponate dafür seien auf alle Fälle genügend vorhanden. „Wir haben im Depot ungefähr 1,5 Mal mehr, als wir derzeit Ausstellungsfläche haben“, verriet ein Mitarbeiter. Noch mehr Entdeckerfläche besonders für Familien mit Kindern. Eben mit einem Wort: „Cool!“

Die Geschichte der Industrialisierung eindrucksvoll erzählt.
Die Geschichte der Industrialisierung eindrucksvoll erzählt.
Mittmachstationen begeistern kleine und große Besucher.
Mittmachstationen begeistern kleine und große Besucher.
Eigentlich schon riesig, aber das Technoseum kann noch mehr Platz im benachbarten Funkhaus gebrauchen.
Eigentlich schon riesig, aber das Technoseum kann noch mehr Platz im benachbarten Funkhaus gebrauchen.
Bürgermeister Michael Grötsch (links) und Museumsdirektor Hartwig Lüdtke schneiden die Geburtstagstorte an.
Bürgermeister Michael Grötsch (links) und Museumsdirektor Hartwig Lüdtke schneiden die Geburtstagstorte an.
x