Ludwigshafen Vielseitig zwischen Bach und Ellington

Zu einer Geburtstagsfeier werden die Musikfreunde der Region am Sonntag in den Pfalzbau kommen. Der ungeachtet seines hohen Alters überaus rüstige Jubilar ist der Beethovenchor Ludwigshafen, der mit einem Festkonzert und einem reinen Beethoven-Programm den 90. Jahrestag seiner Gründung begeht. Klaus Arp leitet das Konzert mit Solisten und Kurpfälzischem Kammerorchester.

Das Programm bewegt sich diesmal entschieden jenseits ausgetretener Pfade. So gibt den Auftakt zum Konzert das der zeitnah entstandenen „Eroica“ verwandte Oratorium „Christus am Ölberge“, das zugleich auch „Fidelio“ ankündigt. Es folgen die Kantate „Meeresstille und glückliche Fahrt“ für Chor und Orchester nach zwei Gedichten von Goethe und die Konzertarie für Sopran „Ah perfido!“. Schlussstück ist die Fantasie für Klavier, Chor und Orchester, die auch als Studie zum Finale der neunten Sinfonie aufgefasst werden darf. Solisten sind die Sänger Jihyun Lee, Eunkuk Kim, Modestas Sedlevicius, Una Quentin, Ulla Jakob und Nikolaus Schmerbeck sowie der Pianist Rudolf Meister, Rektor der Mannheimer Musikhochschule. Während der neun Jahrzehnte seines Bestehens leistete der Beethovenchor kontinuierlich einen eminent wichtigen Beitrag zum Musikleben der Region, wobei sich seine Wurzeln bis ins Jahr 1921 zurückverfolgen lassen. Damals hat sich unter Fritz Schmidts Leitung die Städtische Singschule zu einem angesehenen Madrigalchor entwickelt. Dieser hatte dann drei Jahre später dem in existenzbedrohenden Finanznöten steckenden Pfalzorchester (der heutigen Staatsphilharmonie) die Aufführung von Beethovens neunter Sinfonie in Neustadt, Mannheim, Heidelberg, Landau und Kaiserslautern ermöglicht. Der Erfolg gab den Sängern den Impuls zum Zusammenschluss in einer großen gemischten Chorgemeinschaft: Am 16. Mai 1924 erfolgte die Gründung und bald danach die Benennung nach Beethoven. Bis 1940 bestritt der Chor über 80 Konzerte. Nach kriegsbedingter Unterbrechung folgte 1946 die „Auferstehung“ mit Mozarts Requiem. Unter den Dirigenten Meinrad Poppen, Joachim Popelka und Christian Süß in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren, unter dem (Staats-) Philharmoniker Werner Kloor von 1970 bis 1993 und schließlich Markus R. Bosch und Klaus Arp, dem heutigen Dirigenten (seit 2002), nahm dann der Beethovenchor eine stetige Entwicklung. Er trat auch überregional und international erfolgreich in Erscheinung, so etwa 1998 bei einer Konzertreise nach Israel. Auch war in seinen Konzerten wiederholt prominenten Solisten zu begegnen, darunter Lydia Teuscher, Michael Nagy, Alejandro Ramirez, Andreas Schmidt und sogar Dietrich Fischer-Dieskau. Seit 1949, berichtet Chorvorstand Birgit Hummel, ist das Vokalensemble „Oratorienchor der Stadt Ludwigshafen“, dessen Budget und Verträge über den Pfalzbau verwaltet werden. Arp seinerseits legt wert auf die Feststellung, dass es sich, ungeachtet des Namens um einen weltlichen Chor handelt. Wofür auch dessen Repertoire spreche, das unter anderem Bachs weltliche Kantaten, Händels „Alexanderfest“, Mendelssohns „Erste Walpurgisnacht“ und Orffs „Carmina burana“ enthalte oder Beethovens Chorfantasie und seine „Meeresstille und glückliche Fahrt“, die am Sonntag auf dem Programm stünden. Andererseits, erklärt der Mannheimer Hochschulprofessor, „haben wir es mit einem reinen Laienchor zu tun, aber nicht mit einem Gesangverein. Künstlerische Ansprüche werden sehr wohl gestellt. Viele unserer Sänger haben Erfahrung, einige singen auch in anderen Chören. Stimmbildung findet ebenfalls statt, bei klaren Vorstellungen von Chorklang.“ Der 70 bis 80 Mitglieder zählende Beethovenchor bestehe aus kulturell vielseitig interessierten Menschen, „Bildungsbürgern“, so Arp. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 57 Jahren. Beim ersten Konzert im Jahr 1924 hatte sich das Alter der Sänger noch zwischen 14 und 17 Jahren bewegt. Das Repertoire ist vielseitig und reicht von Bach und Händel bis zu Bernstein oder dem zeitgenössischen britischen Komponisten John Rutter. Sogar Ellingtons „A Sacred Concert“ ist gemeinsam mit der Mannheimer Hochschule aufgeführt worden. Ebenfalls für die Flexibilität des Beethovenchors spricht seine Mitwirkung bei John Cages „Music Circus“ im Theater im Pfalzbau. Die schönsten Kompositionen für Chor, meint Arp, seien Requiems: von Mozart, Brahms Verdi, Britten, Fauré. Letzteres steht am 29. März in der Friedenskirche in Ludwigshafen auf dem Programm.

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