Ludwigshafen Torun-Prozess: Opfer-Anwälte kritisieren Ankläger

Anwalt der Opfer-Familie Torun: Jens Graf.
Anwalt der Opfer-Familie Torun: Jens Graf.

Im Frankenthaler Doppelmord-Prozess um den Tod des Ludwigshafener Bauunternehmers Ismail Torun und eines weiteren Geschäftsmanns hätten gestern erstmals die Angeklagten sprechen sollen. Doch dazu kam es nicht. Die Schuld an der Verzögerung geben Verteidiger und Opfer-Anwälte der Staatsanwaltschaft.

Frauen im Zuschauerraum schluchzen auf. Und einer der Torun-Söhne presst sich die geballte Faust gegen die Stirn, während er hört, wie sein Vater Ismail und ein weiterer Unternehmer zu Tode gekommen sein sollen. Denn nun, am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen die drei mutmaßlichen Mörder, trägt der Staatsanwalt endlich die Anklage vor. Das hätte eigentlich schon am ersten Termin Mitte Oktober passieren sollen. Doch da hatte das Verfahren gleich gestockt, weil die Verteidiger die Richter-Auswahl kritisiert hatten. Ihr Protest ist nun offiziell abgelehnt. Doch gleich darauf tut sich das nächste Problem auf. Die Staatsanwaltschaft hat den Anwälten kurzfristig 14 weitere Akten überlassen. Macht mehrere Tausend Seiten Ermittlungsergebnisse. Die Verteidiger sagen: Um die durchzuarbeiten, brauchen sie jetzt erst einmal eine Drei-Wochen-Pause, ehe weiterverhandelt wird. Die Ankläger hingegen argumentieren: Es geht um Material, das für dieses Verfahren weniger wichtig ist und nur der Vollständigkeit halber weitergegeben wird. Also könne das Gericht wie geplant weitermachen. Doch selbst die Juristen der beiden Opfer-Familien lassen erkennen, dass sie die Bedenken der Kollegen auf der Gegenseite nachvollziehen können. Und auch die Richter schließen sich nach einer langen Beratungspause an: Sie streichen den nächsten Sitzungstermin. Fortgesetzt wird der Prozess nicht am 8., sondern erst am 20. November – eine Verzögerung, für die Opfer-Vertreter wie Jens Graf, der Anwalt eines Torun-Sohns, die Staatsanwaltschaft kritisieren: „Dass sie erst jetzt mehrere Tausend Seiten neue Ermittlungsakten vorlegt, kann wirklich nicht nachvollzogen werden und ist überaus ärgerlich. Wenn der Prozess fortgesetzt wird, wird er schon länger als einen Monat dauern, ohne dass inhaltlich irgendetwas passiert wäre.“ Südwest

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