Ludwigshafen Tanzen statt Reden halten

Viele, ja sehr viele Frauen haben dieser Tage an öffentlichen Orten getanzt. In Aachen und Hamburg, in Jena, Lübeck und München, in Recklinghausen, Rosenheim, Saarbrücken, Wuppertal und etlichen anderen deutschen Städten. Auch in Ludwigshafen vor dem Rathaus. Knapp 100 Frauen und Mädchen haben hier nach Angaben von Initiatorin Eleonore Hefner mitgemacht. Das hatte rein gar nix mit närrischem Frohsinn zu tun, sondern ist schon eher als ein Akt der Verzweiflung und großer Wut zu werten – gegen die anhaltende Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Die internationale Tanz-Aktion, an der sich Menschen in 200 Staaten beteiligt haben, trägt den Titel „One Billion Rising“ (OBR). Das bedeutet etwa: „Eine Milliarde steht auf!“ Weltweit erlebt jede dritte Frau in ihrem Leben Gewalt – das entspricht weltweit einer Milliarde Frauen. Dagegen will die Aktion, die von der amerikanischen Künstlerin Eve Ensler angestoßen wurde, nun schon seit einigen Jahren mit einem punktuellen Streik, einem Akt weltweiter Solidarität mobil machen. Vergewaltigungen in Indien, der Boko Haram und des IS stehen ständig in den Schlagzeilen. Aber auch jenseits der spektakulären Fälle ist Gewalt gegen Frauen alltäglich. Wie Eleonore Hefner erklärt, ist OBR keine Organisation, sondern eine Idee, die seit 2013 auch in Ludwigshafen angekommen ist. Auf der Homepage „onebillionrising“ können Mitstreiter schon jetzt Aktionen für das kommende Jahr anmelden. „Zu tanzen, statt immer nur Reden zu halten, transportiert das Anliegen von OBR besonders gut“, stellt Hefner fest. Zu ihren Mitstreiterinnen in Ludwigshafen zählt auch die Leiterin des Internationalen Frauentreffs, Rosanna Cavallaro. Sie hatte Übungsstunden für die gar nicht so unkomplizierte Choreographie angeboten. Im Kontext der Tanz-Aktion erheben auch in Ludwigshafen immer mehr Frauen ihre Stimme gegen Gewalt und Unterdrückung: „Kein Tag vergeht leider ohne Gewaltmeldung. Das zeigt, dass wir uns weiter aktiv einsetzen müssen!“ (Blandine Bonjour, Sängerin); „Gewalt gegen Frauen ist leider ein weltumspannendes Thema. Ich bin in Kairo geboren – meine Freundinnen dort tanzen auch!“ (Zeynap Moshref, Integrationsbegleiterin); „Leider gibt es kaum eine Kultur ohne Gewalt gegen Frauen. Das ist bestürzend. Ich tanze in Ludwigshafen, meine Cousine in Izmir und meine ehemalige Kollegin in Sacramento – das macht Mut!“ (Hayat Erten, SPD-Stadträtin).

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