Ludwigshafen Straßenbahnlinie 10 soll 2017 ausgebaut werden

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2017 soll er tatsächlich beginnen, der langersehnte Ausbau der Straßenbahnlinie 10 in Nord und Friesenheim: Auf 2,6 der insgesamt 6,3 Kilometer langen Strecke, die jährlich rund zwei Millionen Menschen nutzen, werden in zwei Schritten marode Gleise ausgetauscht und mehrere Haltestellen barrierefrei umgebaut. Gesamtkosten: 28,5 Millionen Euro.

Die Erleichterung war den Politikern gestern bei der Vorstellung der vorläufigen Pläne anzumerken: „Es wird Zeit, dass wir den Ausbau ins Werk setzen“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU). Neben dem Hochstraßenabriss und dem damit verbundenen Vorhaben „City West“ werde nun eines der größten Infrastrukturprojekte in Ludwigshafen auf den Weg gebracht. „Das Bekenntnis zur Straßenbahn steigert die urbane Qualität. Wir sind ein älter werdender Stadtteil. Jeder Haltepunkt ist bald ebenerdig erreichbar. Das hilft genau dieser Zielgruppe“, meinte Friesenheims Ortsvorsteher Günther Henkel. Sein SPD-Amtskollege aus Nord, Antonio Priolo, äußerte sich nach der jahrelangen Hängepartie ähnlich: „Endlich sind wir am Zug. Ich bin die Strecke selbst 14 Jahre lang als Straßenbahnfahrer gefahren. Ich kenne die Schwierigkeiten. Ersatzbusse wären Gift gewesen“, sagte er. Ersatzbusse als Folge einer Stilllegung des Streckenabschnitts – das wäre die Alternative zum Ausbau gewesen, falls dessen Finanzierung gescheitert wäre, deutete Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) an. Nach der Zusage des Landes, 75 Prozent der förderfähigen Kosten zu tragen, sei aber klar gewesen, dass eine der zentralen Straßenbahnlinien der Stadt erhalten bleibt. „Das ist ein wichtiger Baustein für unser Nahverkehrssystem“, betonte er. Zusammen mit den sanierten Hohenzollern- und Wislicenus-Höfen bedeute der Ausbau der Linie 10 eine enorme Aufwertung für Nord und Friesenheim. Querungsmöglichkeiten an der Hohenzollernstraße könnten nun mit Ampeln geregelt und Haltestellen barrierefrei ausgebaut werden. Fahrbahn, Gehwege sowie Parkplätze würden mit dem Gleisbau neu geordnet, so Dillinger. Zudem werden im Vorfeld Kanäle und Leitungen saniert – ab August bis Juni 2016 etwa in der Carl-Bosch-Straße der Kanalabschnitt zwischen Ruthenplatz und Sternstraße. In der Hohenzollernstraße erneuern die Technischen Werke ab August zwischen Benzstraße und Schwalbenweg die Wasserleitung und legen im Bereich der neu geplanten Haltestelle Ebertstraße die Gasleitung um. Derlei Sanierungsbedarf besteht auch in Alt-Friesenheim. Mit 11,1 Millionen Euro zahlt die Stadt den Löwenanteil der Gleissanierung. Das Geld soll laut Kämmerer Dieter Feid (SPD) in den Haushalt 2016 und den Doppeletat 2017/18 eingestellt werden. Den Mehraufwand von über anderthalb Millionen Euro gegenüber dem letzten Ansatz begründete er mit den bis 2017 zu erwartenden „allgemeinen Baukostensteigerungen“. Gerne gehört haben werden Anwohner die Ankündigung von Hans-Peter Millioud vom Karlsruher Planungsbüro „mbi“ in Sachen Schall- und Erschütterungsschutz. „Es wird nicht lauter“, versicherte der Ingenieur. Garanten dafür seien eigene Bahnkörper, eine elastische Schienenlagerung sowie der Wegfall des Straßenpflasters. Die einzigen „Wermutströpfchen“ sind für den 69-Jährigen die Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer und Gewerbetreibende während der Bauzeit von zweimal 18 Monaten. Der Straßenbahnverkehr soll indes bis auf wenige Ausnahmen weiterlaufen. Saniert wird die Strecke zwischen Marienkirche und Ruthenplatz in zwei Abschnitten. Zunächst wird die Gleisanlage auf der 900 Meter langen Strecke in Alt-Friesenheim und dann in dem 1700 Meter langen Bereich zwischen der Marienkirche und der Sternstraße (Hohenzollernstraße) neu gebaut. Die Zahl der Haltestellen verringert sich von neun auf acht, die Haltestelle Schwalbenweg entfällt komplett. In der Hohenzollernstraße wird die Bahn teils eingleisig auf einem eigenen Gleiskörper geführt. Er wird mit bis zu 15 Zentimeter hohen Bordsteinen zur Fahrbahn abgegrenzt und außerhalb begrünt. In Alt-Friesenheim geht’s enger zu. Wegen der Fahrbahnbreite von 6,50 Metern wird dort auf einen eigenen Gleiskörper verzichtet. Zwischen den Haltestellen Sternstraße und Friesenheim-Mitte werden die Gleise weiter innerhalb der Fahrbahn verlaufen. Bahnen und Lkw soll sich aber uneingeschränkt begegnen können. In der Hohenzollernstraße wird es anstatt 339 künftig nur noch 324 Parkplätze geben, in Alt-Friesenheim steigt deren Zahl um acht auf 70. Auf der gesamten Strecke wird eine neue Beleuchtung eingerichtet. Wann der Bauabschnitt in der Hohenzollernstraße startet, hängt vom Abschluss des Planfeststellungsverfahrens ab. Eine beruhigende Nachricht mit Blick auf die verschlissenen Schienen hatte Johannes Becker von der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) im Gepäck. „Bis zum Baubeginn werden sie halten.“ Termine Anwohnerversammlungen zum Thema am 14. und 23. September, jeweils 18.30 Uhr, Aula des Max-Planck-Gymnasiums.

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