Ludwigshafen Neustart für Kaufhof-Gebäude

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Die Mannheimer Pro Concept Holding AG hat das ehemalige Kaufhof-Kaufhaus in der Bismarckstraße erworben. Vorstand Cevdet Çelebi will kein neues Warenhaus eröffnen, sondern mit der Stadt und den Innenstadtmanagern ein Konzept für die lange verwaiste Immobilie entwickeln. Bis 2017 will er mit einem neuen Nutzungsmix starten.


Dass ein Mannheimer Investor das Kaufhof-Gebäude erworben hat, lässt die Ludwigshafener Gerüchteküche seit Tagen brodeln. Besonders brennend interessiert die Pfälzer die Frage, was Cevdet Çelebi mit dem Innenstadt-Klotz vorhat. „Wir wollen ein Konzept entwickeln, dass dem Standort gerecht wird und dem Bebauungsplan entspricht“, kündigt der Pro Concept-Vorstand an. Der neue Eigentümer ist überzeugt, dass die Ludwigshafener City zwar wie viele Innenstädte im Umbruch sei, die Vielzahl der privaten Investitionen aber zeige, dass sich etwas bewege, im direkten Umfeld etwa durch die Neugestaltung des Bürgerhofs und des Rathausplatzes. Die Pro Concept AG ist hier keine Unbekannte. Sie engagierte sich bereits an mehreren Stellen der Innenstadt. Dazu zählt auch die Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses in der Bahnhofstraße 17 bis 19 in unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen Kaufhofs. Die dortigen Wohnungen werden derzeit modernisiert, im Erdgeschoss wird die Targo-Bank die vormalige Commerzbank-Fläche übernehmen. Auch fürs ehemalige Kaufhaus kann sich Çelebi einen Mix aus Einzelhandel, Wohnen und Büros vorstellen: „Sicher wird kein neues Warenhaus mehr entstehen, da wir eine hochwertigere Nutzung anstreben.“ Gemeinsam mit einem Wiesbadener Architektenbüro und dem Makler Engel & Völkers als Vermarktungspartner werde man mit potenziellen Nutzern Ideen diskutieren. „Nach knapp fünf Jahren Leerstand freuen wir uns, dass ein Investor mit frischen Ideen das Gebäude neu beleben will“, sagt Baudezernent Klaus Dillinger (CDU), der in Personalunion auch Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) ist. „Das ist ein Quantensprung für die Innenstadt.“ Auch Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) spricht von einer „guten Nachricht“, weil bald ein prominenter Leerstand verschwinde. Nach der Neuplanung für die „Tortenschachtel“ am Berliner Platz und das „Rala-Gebäude“ (jetzt Kaisercarée) stehe nun eine dritte Schlüsselimmobilie in der Stadt vor einem Neubeginn, so Dillinger. Man werde die Pro Concept AG, die In Frankfurt einen zweiten Standort betreibt, in den nächsten Monaten mit der Beratung im Stadtumbauprozess unterstützen, skizziert er das weitere Vorgehen. Die Konzepte zum ehemaligen Kaufhof sollen schließlich in einem städtebaulichen Vertrag abgesichert werden. Im März jährt sich der Räumungsverkauf im Kaufhof an der Ecke Bismarck-/Bahnhofstraße zum fünften Mal. Wie ein Sprecher der Kölner Kaufhof Warenhaus AG bei Bekanntgabe der Schließungspläne 2009 erklärte, hat der Konzern am Standort Ludwigshafen keine Perspektiven gesehen, die Filiale profitabel zu betreiben. Ende Mai 2010 fiel der letzte Vorhang für das Kaufhaus. Unmittelbar danach hatten sich zwar angeblich mehrere Interessenten die Schlüsselimmobilie angeschaut. Aber dabei ist es dann auch jahrelang geblieben. Dass Tauben die Fassade bevölkerten und sich Müll an den einstigen Eingängen ansammelte, kratzte die bisherigen Besitzer wenig, denn sie waren weit weg. Das Gebäude war vom Metro-Konzern schon 2008 an den Immobilienfonds „Apollo Rida“ mit Sitz in Warschau verkauft worden. Der Fonds, hinter dem amerikanische Investoren stehen, wollte im boomenden Osteuropa investieren und kaufte Metro ein ganzes Paket ab: Baumärkte und andere Immobilien in Polen. Als „Mitgift“ gab’s noch ein paar veraltete Kaufhäuser in Deutschland obendrauf. Wie das in Ludwigshafen. Mit dessen Aus ging vor fünf Jahren eine Ära zu Ende: Die Wurzeln von Kaufhof liegen am Berliner Platz, wo 1930 Kaufhof-Gründer Leonhard Tietz ein Warenhaus öffnete. 1960 zog Kaufhof in die „Tortenschachtel“, 1979 ins Rathaus-Center. 1998 hatte der Metro-Konzern Kaufhof und die Kaufhalle in der „Tortenschachtel“ aus dem Konzern ausgegliedert, da beide Häuser nicht profitabel seien. Kaufhof wurde zwei Jahre später geschlossen. Es folgte ein kurzes Gastspiel des türkischen Kaufhauses Yimpas, bevor nach zwei Jahren Pause 2004 ein Saturn-Markt dort eröffnet hat. Im gleichen Jahr öffnete Kaufhof in der Bahnhofstraße wieder eine Filiale. 42 Jahre lang war an dem Standort zuvor ein Horten-Kaufhaus angesiedelt.

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