Ludwigshafen Modern, unterhaltsam, virtuos

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Zum zweiten Mal gastierte das Chiarina-Quartett, ein Streichquartett aus vier jungen Musikerinnen der Staatsphilharmonie, im Schlösschen im Park von Limburgerhof. Unterstützt wurden sie diesmal von Simon Bernstein, dem Solopaukisten der Staatsphilharmonie, der sich als Meister auf dem Marimbaphon und dem Schlagzeug präsentierte.

Seit 2010 spielen die Geigerinnen Felicitas Laxa und Johanna Lastein, Stella Sykora-Nawri an der Bratsche und die Cellistin Rut Bantay als Chiarina-Quartett zusammen. Dass sie täglich miteinander musizieren, ist der perfekten Harmonie, die sie verbindet, anzuhören. Technisch auf hohem Niveau spielen sie ohnehin. Der Name ist abgeleitet von dem Kosenamen, den Robert Schumann seiner Frau Clara gegeben hat. Ein Hinweis auf Intention und Spielweise des Quartetts: hochemotional, leidenschaftlich – romantisch eben. Das war gleich zu spüren beim ersten Programmpunkt, dem Quartett a-Moll op. 13 von Felix Mendelssohn, das dieser als 18-Jähriger unter dem Eindruck des Todes von Beethoven schrieb. An diesen erinnert die konstruktive Dichte und der dramatische, ständig wechselnde Ausdruck, das Stück zeigt aber auch den für Mendelssohn typischen romantischen Ton. Das Chiarina-Quartett wurde allen Aspekten gerecht, ließ mit transparentem Klang die Strukturen aufscheinen, legte aber auch viel Empfindung und Glut in sein Spiel. Simon Bernstein hat an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Frankfurt studiert. Seit 2013 ist er Solopauker der Staatsphilharmonie. In Limburgerhof spielte er den Solopart im Konzert für Marimbaphon und Orchester des brasilianischen Komponisten (und Marimbavirtuosen) Ney Rosauro, das hier – ohne jeden hörbaren Verlust – in einer Version mit Streichquartett erklang. Eloquent und charmant stellte Bernstein zunächst sein Instrument vor: Es gehört zu den Melodieinstrumenten der sonst nur rhythmisch tätigen Schlagzeuger. Mit Virtuosität und spürbarer Lust ging Bernstein dann zu Werke, man durfte staunen über sein Spiel mit vier Schlegeln und wie der Musiker das mit seinen Händen und Fingern hinbekam. Rosauros Konzert bot ihm auch eine dankbare Plattform: Mit Einflüssen der brasilianischen Folklore und des Jazz ist es ebenso technisch schwierig wie unterhaltsam. Dass das nach der Pause erklungene zweite Streichquartett von Pavel Haas zu Unrecht völlig unbekannt ist, hängt mit der tragischen Lebensgeschichte des Komponisten zusammen. Haas zählt zu den „Theresienstadt-Komponisten“, einer Gruppe von tschechisch-jüdischen Komponisten, die von den Nazis zunächst in das als „Vorzeigeghetto“ geführte KZ Theresienstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet wurden. Sein zweites Streichquartett „Von den Affenbergen“ schrieb Haas bereits 1925 – eine Programmmusik über eine Reise ins mährische Gebirge. Eine vielschichtige Musik, die modern und unterhaltsam zugleich ist. Spannend und mitreißend, die unterschiedlichen Elemente differenziert herausarbeitend, wurde das Stück vom Chiarina-Quartett gespielt, wobei sich im Finalsatz Bernstein mit einem originellen Schlagzeugpart dazugesellte.

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