Ludwigshafen Marx und Moritz auf einem feuerroten T-Shirt

Die Veranstaltung „200 Jahre Karl Marx“ des Aktionskünstlers und Politaktivisten Bernhard Wadle-Rohe im Ludwigshafener Hack-Museumsgarten hat eine beachtliche Publikumsresonanz gefunden. Altkommunisten wie geläuterte Klassenkämpfer, Kulturbeflissene wie Hack-Garten-Stammgäste strömten zuhauf an den schönen Ort zwischen Museum und Arbeitsamt.

Wadle-Rohe schickte gleich voraus, es sei keine wissenschaftliche Auseinandersetzung zu erwarten. Vielmehr solle der Abend dazu dienen, neue Kraft zu schöpfen im Kampf gegen Dummheit, Hass und Ignoranz. Seine Worte waren als Spitze gegen die AfD gemeint und sollen verhindern, dass die Partei bald mit 20 Prozent der Wählerstimmen im Bundestag sitzt. Im Anschluss boten Bernd Köhler und ewo2, Wadle-Rohe selbst und Larissa Fritsch wie auch der kurdische Schauspieler und Dichter Yousef Mantk ein abendfüllendes Programm. Es ging aber nicht nur um Karl Marx, den Begründer des „wissenschaftlichen Sozialismus“, sondern auch noch um zwei weitere herausragende Gestalten der deutschen Geschichte: um den in Wien hingerichteten 1848er-Revolutionär und Paulskirchen-Abgeordneten Robert Blum und um den Führer der deutschen Kommunisten in der Weimarer Republik, den im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten Ernst Thälmann. Die Erinnerung an die beiden waren die emotional bewegendsten Momente des Abends. Zunächst stand jedoch Karl Marx im Zentrum des Geschehens. Er sei heute so aktuell wie nie, befand Bernhard Wadle-Rohe. Seine Anklage ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse, von Monopolisierung und Kapitalkonzentration, seine Aussagen zur Religion berührten die brennendsten Fragen der Zeit. Wadle-Rohes feuerrotes T-Shirt zeigte Marx’ Kopf neben dem der Wilhelm-Busch-Figur Moritz als „Marx und Moritz“. Ein Hinweis darauf, dass die Veranstaltung bei aller Empörung und Wut keine dogmatische Marx-Rezeption beabsichtigte. Die Einleitung zum Kommunistischen Manifest mit den Worten „Ein Gespenst geht um in Europa....“ kam in Deutsch, Kurdisch und Russisch zum Vortrag. Selbst ein Spitzelbericht des preussischen Geheimagenten Wilhelm Stieber konnte dem Doktor der Philosophie aus Trier und seinen chaotischen Lebensverhältnissen einige positive Züge abgewinnen. Pikant daran, dass er im Auftrage von Marxens Schwager, dem preußischen Innenminister und Halbbruder von Marx’ Frau Jenny, Ferdinand von Westphalen, unterwegs war. Den zweiten Teil des Abends gestalteten Bernd Köhler und Jan Lindquist. Der Mannheimer Sänger und Liedermacher Köhler hat schon ab den frühen 70er Jahren er die Jugendzentrumsbewegung, die Friedensbewegung und die sozialen Kämpfe mit seinen kämpferischen Liedern befördert. Sein Engagement für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Alstom hat ihn wieder mit den aktuellen ökonomischen Kämpfen in Verbindung gebracht. Der Gitarrist Jan Lindquist stand schon mit Guru Guru, ewo2, mit Hans Reffert und Dr. Woggle and the Radio auf der Bühne. Zusammen mit Hans Reffert, Bernd Köhler und Laurent Leroi hat er mit ewo2 im Jahr 2013 den Preis der deutschen Schallplattenkritik bekommen. Sein phantasievolles Spiel schuf die facettenreiche Umrahmung zu Bernd Köhlers Songs und öffnete weite klangräumliche Perspektiven.

x