Ludwigshafen Manöverkritik vom Vater

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Ludwigshafen. Die Handballerin Lea Müller spielt mit den „Junior-Flames“ der HSG Bensheim/Auerbach diese Saison um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Die 18-Jährige aus Edigheim trainiert schon mit dem Zweitligateam des südhessischen Vereins. Ihr Ziel ist es, regelmäßig in der zweithöchsten Spielklasse zum Einsatz zu kommen.

Wenn ein Handballspiel von Lea Müller vorbei ist, gibt es mit ihrem Vater Daniel gleich nach dem Ende der Partie am Spielfeldrand eine erste kurze Analyse. Dann geht Müller duschen. Auf der Heimfahrt folgt dann die richtige Nachbesprechung der Begegnung. Manchmal auch noch zu Hause. Je nachdem, wie viel eben zu besprechen ist. Mama Monika ist dabei eher für die aufmunternden Worte zuständig - sollte es mal nicht so gut gelaufen sein. Diese kleine Anekdote erzählt im Prinzip zwei Dinge. Zum einen wird Lea Müller von ihren Eltern bestmöglich unterstützt, wäre sonst vermutlich nicht so eine gute Handballerin geworden. Das sieht sie selbst so. Zum anderen ist die Familie Müller aus Ludwigshafen-Edigheim im positiven Sinne handballverrückt. „Bei uns in der Familie kann man sich dem Handball nicht entziehen“, sagt Müller. Ihre Eltern spielten beide Handball. Ihr Vater Daniel sogar in der Jugendnationalmannschaft. Bei den Partien von Müller – ihr Freund ist übrigens Robin Unger vom TV Hochdorf – schaut meistens ihre ganze Familie zu. Die Schwestern, der Opa. Handball ist einfach der dominierende Pol bei den Müllers. Sie hatten schon Dauerkarten beim aktuellen Zweitligisten TSG Friesenheim und dem Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen. Und wenn, wie vor Kurzem, eine internationale Meisterschaft stattfindet, dann gibt es entweder ein „WM-Studio“ oder ein „EM-Studio“ – so nennen sie das bei den Müllers. Da versammelt sich dann schon mal eine zweistellige Anzahl an Zuschauern vor dem Fernseher im heimischen Wohnzimmer. Die Karriere von Lea Müller, die beim TV Edigheim begann, ging bislang eigentlich immer bergauf: Frankenthal, Ketsch, Bensheim/Auerbach. Schaut man mit mikroskopischer Sorgfalt darauf und unterhält sich länger mit der 18 Jahre alten Sportlerin, kann man nur zwei kleine Entwicklungsdellen finden. Die eine Delle: Müller hat es nie in die Jugendnationalmannschaft geschafft. Die Sichtung des Deutschen Handball-Bundes verpasste die Edigheimerin unglücklich. Aufgrund einer Sperrzeit wegen ihres Wechsels von Frankenthal nach Ketsch. Sie hat gebraucht, um damit fertig zu werden. Mittlerweile sei es ihr egal, sagt sie. Die zweite Delle: das zweite B-Jugend-Jahr bei der TSG Ketsch, in dem sie wenig Einsatzzeiten erhielt. Und nicht wusste, warum. „Ich war nicht so in das Spiel eingebunden“, sagt Lea Müller: „Ich bin immer nur an der Außenlinie entlanggerannt. Da kann ich auch joggen gehen.“ Aber im Endeffekt hat diese Durchhänger-Saison die Elftklässlerin am Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasium auch weitergebracht – weil sie ein Angebot der HSG Bensheim/Auerbach bekam und nach Südhessen wechselte. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie sehr selbstbewusst wirkt, zu wissen scheint, was sie will, ihre Ziele akribisch verfolgt. In Ketsch musste sie in der B-Jugend jede Saison mit starken Konkurrentinnen um die Spielzeit kämpfen. Es war immer eine Herausforderung. Doch Müller ist an diesen Herausforderungen gewachsen. Sie hat immer ihre Einsatzzeiten erhalten. Auch wenn ihre „Konkurrentinnen“ Jugendnationalspielerinnen waren. In der Saison 2012/13 gewann sie mit der Ketscher B-Jugend, die damals als „Jahrhundertmannschaft“ betitelt wurde, alle Spiele und damit den deutschen Meistertitel – es war der bisher größte Moment ihrer Karriere. Sie wird diesen Moment nie vergessen. Aber sie hofft auch, dass sie ihn noch toppen kann. In dieser Saison will sie mit den „Junior-Flames“, der Bensheimer A-Jugend, Deutscher Meister werden. Und irgendwann zumindest in der Zweiten Liga spielen. „Die Erste Liga ist schon sehr hochgegriffen. Aber die Zweite Liga ist ein realistisches Ziel“, sagt Müller. Sie durfte schon bald nach ihrem Wechsel nach Bensheim mit der ersten Mannschaft, die in der Zweiten Bundesliga spielt, trainieren. „Mir haben viele Leute gesagt, dass ich dadurch den größten Sprung gemacht habe“, erzählt Müller. Am 21. Februar 2015 gab sie sogar ein zweiminütiges Kurzdebüt gegen den BSV Sachsen Zwickau (28:23) in der zweithöchsten Spielklasse. „Ich hatte das Messer zwischen den Zähnen, wollte zeigen, dass es richtig war, mich zu belohnen“, sagt Müller. Nach jener Partie gab es übrigens keine ausgedehnte Analyse mit Papa Daniel. Nur eine Umarmung am Spielfeldrand.

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