Ludwigshafen Ludwigshafen, ein „50er-Jahre-Freilichtmuseum“

Ein-Mann-Orchester: Klaus Tschirner in seinem Element.
Ein-Mann-Orchester: Klaus Tschirner in seinem Element.

«Mitte.» Ein Konzert mit Kabaretteinschlag hat Liedermacher Klaus Tschirner am Donnerstag im Seniorenzentrum Lu Kompakt gegeben. Unter dem Titel „LU 2.0“ präsentierte er seinem Publikum Lieder und Texte zur Stadt, etliche zeitgleich gespielte Instrumente, verschiedene Sprachen, liebevollen Spott und eine Menge Selbstironie.

„Ein Mann, nicht gerade ein Hüne, mächtig ist nur seine Nase, steht nun auf der Bühne“, moderiert sich der Musiker Klaus Tschirner selbst an. Treffender kann man den Herrn mit dem Zylinder auch kaum beschreiben. Das Multi-Talent zeigt bei seinem Auftritt als One-Man-Band vollen Körpereinsatz. Die Hände wechseln zwischen Piano, Crash-Becken, und Continuum, die Füße treten dabei Trommel und Paarbecken. Dazu kommt dann noch die umgehängte Mundharmonika. Seit 35 Jahren ist Klaus Tschirner solo unterwegs. Neben Ludwigshafens bekanntester Blondine – Daniela Katzenberger – nimmt er auch die scheidende Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) aufs Korn. „Nach ihrer Amtszeit sollte eine Spruchsammlung veröffentlicht werden, schlägt er vor. Und zwar unter dem Titel: „Lo(h)ses Mundwerk“. Natürlich dürfen auch die Originale der Stadt, vor allem die Hemshof-Friedel, nicht fehlen. Ihren „Hemshof Boogie“, der eigentlich ein Fox ist, spielt Tschirner mit mehr Instrumenten, als es die Volkssängerin je gekonnt hätte. „Ich liebe die Herausforderung, die Koordination von zwei Händen, Füßen, Stimme und Text“, sagt Tschirner dann auch. Von vorgefertigter Musik hält er nicht viel: „Hier kommt nichts vom Band, jeder Ton, der erklingt, wird von mir erzeugt“. Dass er den Ludwigsplatz in seinen Einlagen regelmäßig zum Bismarckplatz macht, nimmt ihm das Publikum nicht übel. Auch ein paar Textaussetzer und Verhaspler gehören zum handgemachten Stil dazu. Im Sprechgesang thematisiert der Liedermacher Ludwigshafens Straßenführung und ihren größten Feind: die Abrissbirne. Dann attestiert er der Stadt trotz des Mangels der nun abgerissenen Tortenschachtel die Optik eines „50er-Jahre-Freilichtmuseums“ und besingt die Mayer-Brauerei als ältestes noch aktives Unternehmen. Serviert werde ein „kaltes Schaumsüppchen aus Gerste, Hopfen, Malz, mit Deckel unterlegt und natürlich streng vegan!“ Den „Eberthallen-Blues“, von der Halle, die nach dem Jubel der Sportler immer traurig und allein zurückbleibt, textet Tschirner mit Liebe fürs Detail. Eine Collage mit meditativen, sphärischen Klängen und von ziemlich jedem Instrument auf der Bühne – auch dem großen Gong – ist das letzte Stück, bevor das Publikum die Zugabe fordert.

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