Ludwigshafen „Lohse kann jedes Ministeramt“

Am Abend des 11. Februar hat die CDU Torbjörn Kartes zum Fraktionschef im Stadtrat und damit zum Nachfolger von Heinrich Jöckel (55) gewählt. Mit dem 36-Jährigen haben wir über die ersten 100 Tage im Amt, Familien- und Flüchtlingspolitik gesprochen.

Herr Kartes, Glückwunsch. Sie sind am 16. Mai erstmals Vater geworden. Das verändert das Leben, oder?

Ja, das ist eine absolut faszinierende und neue Erfahrung, die wir jetzt als Eltern machen. Ich bin froh, dass meine Frau inzwischen zu Hause ist. Jetzt lernen wir unser Kind kennen. Ihr Sohn heißt Paul Benedikt, klingt irgendwie nach Papst. Ja, ist aber reiner Zufall. Seit wenigen Tagen Papa von Paul, seit gut 100 Tagen Papa der Fraktion. Was ist denn anstrengender? (lacht) Das kann ich so noch gar nicht sagen. Beide Aufgaben sind spannend. Zuletzt lag der Fokus auf dem Vatersein. Wenn sich das normalisiert, werde ich mich wieder stärker der Parteiarbeit zuwenden. Wie war denn Ihr Start als Fraktionsvorsitzender? Ich bin ganz zufrieden. Am Ende müssen das andere bewerten. Das ist eine anspruchsvolle Managementaufgabe, wir sind ja keine kleine Fraktion. Und in einer Volkspartei gibt es unterschiedliche Interessen. Das muss man moderieren. Ich denke, mit meinem vermittelnden Kurs bin ich gut gefahren. Allen kann man es eh nicht recht machen. Was bedeutet Ihnen das „C“ an vorderster Stelle des Parteinamens? Das ist schon wichtig, weil es das Fundament unserer Partei bildet. Das „C“ symbolisiert unsere christlichen Werte. Es zeigt, wo wir herkommen und wie wir Politik machen wollen. In Ihre Amtszeit sind bereits wichtige Entscheidungen gefallen, etwa zur Zukunft der Hochstraße Nord oder zum Thema Flüchtlinge. Aktuell ist die Integration der Zuwanderer wohl die größere Baustelle, oder? Das sind in der Tat zwei riesige Entscheidungen gewesen. Für die lange Stadtstraße als Ersatz der Hochstraße ist eine Grundsatzentscheidungen gefallen. Was das Tagesgeschäft angeht – und was uns natürlich alle fordert – ist derzeit die Flüchtlingsthematik. Das heißt: Wo bringen wir die Menschen unter, und wie betreuen wir sie angemessen? Managt die Stadtspitze das gut? Es gibt ja durchaus Kritik. Die Stadtspitze hat das im Griff, aber die Herausforderungen sind groß. Wir stehen erst am Anfang des Prozesses und werden weitere Unterkünfte brauchen. Die Verwaltung arbeitet mit Hochdruck an dem Thema, damit wir den Flüchtlingen eine gute Heimat bieten können. CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner hat ein Burka-Verbot ins Spiel gebracht. Was sagen Sie dazu? Ich würde das ungern mit dem Flüchtlingsthema vermischen. In der Ludwigshafener Diskussion hat das keine Rolle gespielt. Das hat erst mal nichts miteinander zu tun. Dennoch würde ich gerne von Ihnen wissen, was Sie davon halten. Über ein Burka-Verbot kann man sicher diskutieren. Das klingt nicht nach hundertprozentiger Zustimmung. Ich habe mir da noch kein abschließendes Urteil gebildet. Sollte sich die CDU bei der Landtagswahl im März durchsetzen – sehen Sie da Oberbürgermeisterin Eva Lohse in einem Ministeramt? Das muss sie selbst entscheiden, aber ich hoffe, dass sie uns als OB noch sehr lange erhalten bleibt. Bei einer potenziellen CDU-Landesregierung könnte sie wohl so ziemlich jedes Ministeramt ausüben. Wenn Ihr Sohn 25 ist, sind Sie 61. Auf welcher Sprosse der politischen Karriereleiter stehen Sie dann? Ich sehe mich in Ludwigshafen. Ich glaube aber nicht, dass ich dann unbedingt noch Fraktionschef bin. Sondern? Keine Ahnung. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. (Foto: CDU) Zur Person Der 36-Jährige ist in Freiburg geboren, lebt jetzt in Süd und ist seit 2013 verheiratet. Bevor er den Namen seiner Frau annahm, hieß er Jagodzinski. Der Volljurist hat in Mannheim, Göteborg und Heidelberg studiert und arbeitet als Personalbereichsleiter bei den Technischen Werken (TWL). 1996 ist er zur Jungen Union gestoßen, 2001 zur CDU. Von 2004 bis 2013 war er Fraktionsgeschäftsführer, bereits ab 2002 Mitarbeiter seines Amtsvorgängers Heinrich Jöckel. Seit 2009 gehört Kartes dem Stadtrat an.

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