Ludwigshafen Kampf ums Dubbeglas

Mann aus Stahl, aber nicht rostfrei? Der Auftritt des Palatinators, alias Chako Habekost, fand wegen schlechten Wetters in Limburgerhof nicht wie geplant im Park des Schlösschens statt, sondern in der Kleinen Komödie. Das Publikum saß im Trockenen, die Show war alles andere als trocken. Ohne Riesling und Dubbeglas kommt Habekosts Crashkurs Pfälzisch nicht aus.

Natürlich ist Habekosts Palatinator eine Anspielung auf Arnold Schwarzeneggers Terminator. Die als Mensch getarnte stählerne Kampfmaschine gehört seit dem ersten gleichnamigen Film zur Popkultur. Und Habekost betritt auch ähnlich gewandet die Bühne. Bewaffnet ist er allerdings nicht mit einer Schrotflinte, sondern einem Dubbeglas. Der Comedian macht „Grumbereschdambes“ (Kartoffelpüree) mit der bloßen Hand und drückt mit den Fingern die Dubbe ins Dubbeglas. Er kämpft für die „Rieslingschorle-Schobbepetzer“. Habekost hat wie der Terminator eine Mission und von der lässt er sich nicht abbringen: Den Pfälzern will er Selbstbewusstsein beibringen. Das mag auf den ersten Blick verblüffen, denn Bescheidenheit und Zurückhaltung ist nichts, was man Pfälzern nachsagt. Selbst Habekost beschreibt seine Landsleute als Menschen, „die beim Flüstern noch kreische könne.“ Aber Habekost enthüllt auch ein paar Entwicklungen, wo Pfalz und Pfälzer ihre urwüchsiges Wesen verleugnen. So beschreibt er die Verwandlung einer alten „Woistubb“ in eine „Vinothek“. Die sieht aus wie der Fiebertraum eines Designers und es gibt weder Rieslingschorle noch Dubbeglas, sondern Auslese in Zentiliter-Fingerhüten für 8,50 Euro. Habekost ist aber keiner, der die Pfalz der 1970er und 1980er Jahre zurück wünscht. Die Weinstuben dieser Epoche in Eiche antik mit Römer-Gläsern und Speisekarten, deren verklebte Seiten man geräuschvoll auseinanderratschte, nimmt er ebenso gnadenlos aufs Korn. Es gibt ein paar Themen im Programm, die vom Schwerpunkt Pfalz und Pfälzer weg führen. Die Smartphone-Sucht oder Fußball sind so Themen, die Habekost eher universalkabarettistisch betrachtet. Aber die größte Resonanz bekommt er, wenn er den Pfälzern und den Pfalz-Touristen den Spiegel vorhält. Ein Klassiker ist Habekosts Weinfestbesucher. Das ist eine Art Palatinator, der schon ein bisschen Rost angesetzt hat. Leicht gebeugt und etwas „tatterig“ mimt Habekost einen alten Knacker, dessen Lieblingssatz lautet: „Frieher hot’s des net gewwe“. Bei den Sprüchen, die Habekost ihm in den Mund legt, kann man streiten, wo das Dokumentarische ins Satirische kippt. Diese Mehrdeutigkeit lässt sich beim Palatinator öfter finden. Sie zeigt, dass Habekost kein kritikloser Jubel-Pfälzer ist, sondern auch pfälzische Verschrobenheiten aufzeigt. Zu diesen Ecken und Kanten zu stehen, das ist die Botschaft des Palatinators.

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