Ludwigshafen „Händler wollen es eher quadratisch“

Nicht nur die „Tortenschachtel“ selbst , sondern auch ihre markante Form wird wohl nach einem Abriss aus dem Stadtbild verschwinden. „In einen Rundbau können sie keinen Einzelhandel gestalten“, sagte dazu gestern Investor Günther Tetzner. Im RHEINPFALZ-Gespräch bezifferte er erstmals die Gesamtkosten: 50 Millionen Euro fließen in das Projekt am Berliner Platz.

Vorgestern Ludwigshafen, gestern Luzern: Günther Tetzner ist ein vielbeschäftigter Mann. Als wir ihn telefonisch erreichen, steuert er gerade seinen Wagen durch die kulturelle Perle der Zentralschweiz. Er sagt, der Empfang könne jederzeit abbrechen – und er habe wenig Zeit. Im gleichen Atemzug sagt er, dass er sich zumindest für einen Moment Zeit nehmen werde, weil ihm das Projekt in der Vorderpfalz und die Immobilie am Herzen liegen: die „Tortenschachtel“ am Berliner Platz. Das Ettlinger Unternehmen Timon Bauregie will sie im Frühjahr abreißen lassen und im Anschluss einen Neubau hochziehen, der zu einem neuen Markenzeichen im Zentrum werden soll. Rund zwei Jahre Bauzeit sind veranschlagt, mit 50 Millionen Euro Gesamtkosten nennt der 1941 in Leipzig geborene Firmenchef, der Timon seit 1972 leitet, erstmals eine konkrete Summe. Und spricht trotz des Termindrucks etwas ausführlicher über das Vorhaben, als er das noch am Montagnachmittag im Ortsbeirat Süd und im Bau- und Grundstücksausschuss getan hat – was die gemeinsame Fraktion von Grünen und Linken im Nachgang übrigens scharf kritisiert (siehe Lokalseite 3). Dem Gremium hat er zwar nicht – wie von einigen erwartet – die drei Entwürfe für einen Neubau vorgestellt, die von Architekturbüros aus Düsseldorf, Berlin und Karlsruhe entwickelt worden sind. Den Stellenwert des Projekts hat er aber schon deutlich gemacht. „Hier geht es immerhin um eine Nutzfläche von 27.000 Quadratmetern“, betont Tetzner. Ein Drittel der Fläche in dem ehemaligen Kaufhaus soll künftig wieder mit Einzelhandel bespielt werden. Die Nachfrage sei „erstaunlich groß“, berichtet der Investor. Aber nicht nur die Nachfrage ist groß, sondern auch der Druck der Interessenten, die Form des Hauses zu verändern. „Kein Händler ist mehr bereit, in einen Rundbau zu gehen, die wollen es eher quadratisch, praktisch gut“, berichtet Tetzner und ergänzt scherzhaft: „Wir bauen aber kein Ritter-Sport-Haus.“ Bei allen Nachfolge-Modellen sei darauf geachtet worden, die ursprüngliche Optik ein wenig zu erhalten, betont er. Welcher Entwurf am Ende ausgewählt wird, nur einer davon überrage die jetzige Höhe der „Tortenschachtel“, entscheidet bis 2. Oktober ein Beirat, den Tetzner „Schiedsgericht“ nennt. Besetzt ist er mit rund einem Dutzend Experten – Architekten sowie Fachleute von Timon und der Stadt. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München (6. bis 8. Oktober) soll der Siegerentwurf präsentiert werden. Was die Vermarktung anbetrifft, geht Tetzner mit Blick auf die hohe Investitionssumme auf Nummer sicher. „Die Baukosten sind hier so hoch wie anderswo, aber in Ludwigshafen kann man nicht die gleichen Mieten wie in Köln verlangen“, schildert er den schwierigen Spagat am Kapitalmarkt, das Haus einerseits qualitativ hochwertig zu bestücken und andererseits eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Studentenwohnungen, Dienstleister, Gastronomie und ein Fitnessstudio kann sich Tetzner überdies im neuen Gebäude vorstellen. An der direkten Straßenbahnanbindung will er schon allein der Kundenfrequenz wegen nicht rütteln. Am Herzen liege ihm das Vorhaben aber nicht nur, weil er Geschäftsmann sei. Er kenne und schätze die Region. In Mannheim hat er Volkswirtschaft studiert, in Ludwigshafen gelebt und sein Studium finanziert, indem er nachts „Säcke in der Walzmühle“ schleppte. An deren Sanierung war er später beteiligt. Seit über fünf Jahren lebt Tetzner am Zürichsee. Dann beendet er das Gespräch – höflich, aber bestimmt. Der nächste Termin ruft.

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