Ludwigshafen Glühbirnen, Gurken und die EU

Zu einer Podiumsdiskussion anlässlich der Europawahl am Sonntag haben gestern Schüler und Lehrer des Max-Planck-Gymnasiums in Friesenheim eingeladen. Vertreter von fünf Parteien erklärten knapp 150 Schülern aus den Klassenstufen 11 und 12 nicht nur die Grundzüge der Europäischen Union (EU), sondern diskutierten mit ihnen auch aktuelle europapolitische Fragen.

Teilweise ähnelte die Podiumsdiskussion einer Unterrichtsstunde. So bestand die erste Aufgabe, die die beiden Moderatoren Frederic Herold und Parham Allboje (beide 18) den Kandidaten stellten, darin, ein ihnen zugewiesenes Organ der Europäischen Union aus dem Stegreif in einem Kurzreferat vorzustellen. Jutta Steinruck (SPD), seit 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments, erzählte den Schülern von den Aufgaben und Herausforderungen einer Parlamentsabgeordneten, während Romeo Franz (Grüne) über die Aufgaben der EU-Kommission referierte. Spielerisch ging es weiter. Den Kandidaten wurde ein Korb mit alltäglichen Gegenständen präsentiert – samt der Frage: In welchem Zusammenhang stehen sie zur EU? Barbara Defossé (CDU) und Jürgen Creutzmann (FDP) sprachen angesichts von Glühbirne und Staubsaugerbeutel über die Effizienzrichtlinien der EU und ihre Bedeutung für die Energiewende. „Mehr Effizienz bedeutet weniger Energieverbrauch, was zur Einsparung von Kraftwerken führt“, sagte Creutzmann. Gerald Unger (Die Linke) betrachtete eine nicht gekrümmte und somit früheren EU-Normen entsprechende Salatgurke als Beispiel dafür, dass die EU in ihrer jetzigen Form vordergründig eine „Interessenvertretung der Industrie“ sei. Creutzmann widersprach diesem Argument. Die europaweite Normung bestimmter Produkte sei im Sinne der Bürger, nicht der Industrie.Die Fragen des Moderatorenteams und des Publikums zielten vor allem auf aktuelle Themen der Europapolitik ab. Teilweise kritisch fragten die Schüler nach der Rolle der EU in der Ukraine-Krise, nach der Zukunftsfähigkeit der europäischen Währung oder nach den einzelnen Positionen zum Freihandelsabkommen mit den USA – Stichwort TTIP. Vor Beginn der Diskussion hatte Schulleiter Mike Thisling-Pfeifer die Hoffnung geäußert, die Veranstaltung möge vor allem den Erstwählern bei ihrer Entscheidung helfen. Björn König, Muhammet Gümüs und Fabian Lichti sind mit ihren 17 Jahren zwar noch nicht wahlberechtigt. Dennoch war die Diskussion ihrer Meinung nach hilfreich dabei gewesen, sich ein „klareres Bild“ von den einzelnen Parteien zu verschaffen, sagten sie hinterher. Wenn sie dürften, würden sie wählen. „Das ist wichtig, um zu verhindern, dass demokratiefeindliche Parteien an die Macht kommen und die EU zerstören“, meinte Lichti. (awac)

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