Ludwigshafen Gegen das Vergessen

Mit einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz haben Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) und Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Ernst Bloch gestern im Hof der Maxschule an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte erinnert.

„Die Verbrechen des Nationalsozialismus wirken bis heute nach“, sagte die Oberbürgermeisterin in ihrer Ansprache und bezeichnete die Zeit von 1933 bis 1945 als „Teil unserer Geschichte, den wir verstehen müssen, um die Gegenwart und die Zukunft erfolgreich zu gestalten“. Frieden, Freiheit und Wohlstand seien auch in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. „70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gibt es noch immer Menschen, die den Keim des Bösen in sich tragen“, sagte Lohse mit Blick auf die Anschläge in Paris. Gegen 12 Uhr hatten sich Besucher am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Hof der Maxschule in der Innenstadt versammelt. An diesem Ort begann 1940 für viele vorderpfälzische Juden der Weg in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich. Karl Benz, Musiklehrer an der IGS Ernst Bloch, eröffnete die Gedenkveranstaltung mit der „Rhapsody für Klarinette“ des Komponisten Willson Osborne. Unter den Zuhörern herrschte andächtige Stille, als die Töne mal besinnlich ruhig, mal anklagend laut und schnell aus dem Instrument drangen. Im Hintergrund waren nur die läutenden Kirchenglocken zu hören. Auch Benz’ Darbietung von Laurence Wymans „Djiwa“ erntete keinen Applaus, sondern respektvolles Schweigen. Schüler der neunten und zehnten Klassenstufen der IGS erinnerten an das Schicksal der 1877 in Mannheim geborenen jüdischen Ärztin Johanna Geissmar, die wie Ernst Bloch von den Nazis verfolgt wurde. 1940 zunächst von Ludwigshafen nach Gurs deportiert, folgte sie Alten und Kranken 1942 nach Auschwitz, wo sie wohl am Tag ihrer Ankunft ermordet wurde. Später stellten sich die Schüler jeweils mit dem Rücken zu den Besuchern in den Ecken des Hofs auf. „Nicht vergessen!“, „Darüber sprechen!“ und „Nie wegsehen!“ riefen sie abwechselnd. Schließlich trat Eva Lohse vor den Blumenkranz, der unter der Gedenktafel im Hof angebracht wurde, die am Schulgebäude hängt. „Zum Gedenken an die Deportation von jüdischen Mitbürgern am 22.10.1940 in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich“ ist darauf zu lesen. (mnx)

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