Ludwigshafen Freie Fahrt ab Freitag

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Pressekonferenzen mitten auf einer vielbefahrenen Brücke sind selten, denn der Lärm ist ohrenbetäubend. Gestern haben Vertreter aus Ludwigshafen und Mannheim sowie von der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) dennoch zwei Dutzend Journalisten mit einem Bus auf die Konrad-Adenauer-Brücke gekarrt – um dort zu verkünden, dass die Gleis- und Fahrbahnsanierungen nach einem für alle Verkehrsteilnehmer harten halben Jahr fristgerecht abgeschlossen werden. „Ab Freitag gilt wieder freie Fahrt für alle“, sagte der Ludwigshafener Baudezernent und RNV-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Dillinger (CDU) in die Mikrofone und Kameras. „Das ist ein glücklicher Moment für Fahrgäste und Autofahrer, aber auch für uns Verantwortliche“, bilanzierte der 54-Jährige mit dem Verweis auf das Budget von vier Millionen Euro, das definitiv nicht überschritten werde. 2,15 Millionen Euro der Kosten übernimmt Mannheim, den Rest Ludwigshafen. „Das ist ein schöner Tag für uns alle“, klang Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) ähnlich euphorisch. Immerhin sei die Konrad-Adenauer-Brücke „die Nabelschnur zwischen den Schwesterstädten“ und „eine Hauptschlagader der Metropolregion Rhein-Neckar“. Mit Blick auf den für 2018 angepeilten Hochstraßenabriss und einer werktäglichen Belastung von 71.000 Kraftfahrzeugen – sechs Prozent davon Lkw – sei die Trasse nun fit für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Erleichtert wirkte auch Christian Volz von der RNV-Geschäftsleitung. „Ich bin sehr froh, dass die schwere Zeit für unsere Fahrgäste endlich vorbei ist“, meinte er. „Pünktlich zum Wurstmarkt und dem Ferienende in der Region können unsere Kunden bald in gewohnter Manier Busse und Bahnen nutzen.“ 412 Stadtbahnen der Linien 4, 7 und 8 werden ab übermorgen wieder täglich im Schnitt 21.000 Fahrgäste über die rund 400 Meter lange Brücke von der einen auf die andere Rheinseite transportieren. Auch die Haltestelle Berliner Platz, wo derzeit die „Tortenschachtel“ abgerissen wird, ist dann wieder befahrbar, versicherte der Mann von der RNV. Die Schienen aus dem Jahr 1989 mussten ausgetauscht werden, weil sie völlig verschlissen waren. Parallel dazu wurde das gesamte Gleisbett neu asphaltiert. „So haben Rettungsfahrzeuge im Notfalleinsatz bei einem Stau auf der Fahrbahn die Möglichkeit, auf diesen Weg auszuweichen“, erklärte Specht. Sein Parteikollege Dillinger nannte das Projekt „zukunftsweisend für den Öffentlichen Nahverkehr in der ganzen Region“, da die Konrad-Adenauer-Brücke neben der Kurt-Schumacher-Brücke die wichtigste Verbindung zwischen Ludwigshafen, der Pfalz und Mannheim sei. Für den Stadtbahnverkehr war die Brücke für die volle Dauer der Arbeiten gesperrt, die drei betroffenen Linien wurden in dieser Zeit umgeleitet. Der Rückbau der Ostfassade der „Tortenschachtel“ zog ab 10. August weitere Sperrungen nach sich. Der Fahrgastwechsel für die Stadtbahnlinien 6 und 10 sowie für die am Berliner Platz verkehrenden Buslinien musste umgelegt werden. Auch der Kfz-Verkehr litt erheblich unter den Bauarbeiten. In Richtung Mannheim stand überwiegend nur eine Fahrspur bereit, während die beiden Spuren in der Gegenrichtung verengt werden mussten. Die Verkehrsbehinderungen und Staus in den vergangenen sechs Monaten haben sich Dillinger zufolge nach anfänglichen Problemen weitgehend in Grenzen gehalten. Seinen Eindruck bestätigte RNV-Projektleiterin Petra Arndt. „Die Arbeiten sind gut vorangegangen. Wir konnten den Bauablauf durch Anpassungen verbessern und damit weitere Einschränkungen vermeiden.“ Tatsächlich musste die Brücke nur an einem Wochenende (22./23. August) statt wie ursprünglich geplant an zwei Wochenenden komplett für den Verkehr gesperrt werden, was auch ein Verdienst des Mannheimer Bauunternehmens Achatz sei, wie Specht mit dem Verweis auf die Qualität regionaler Firmen lobte – so laut und verständlich, dass trotz des ohrenbetäubenden Lärms um ihn herum kein Wort unterging.

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