Ludwigshafen Exaktheit und Eleganz

Beim sechsten Konzert der Saison hielten die Blasinstrumente Einzug in der Mannheimer „Kammermusik in den Reiss-Engelhorn-Museen“. Es spielte das Ma’alot Quintett, verstärkt durch die Pianistin Susanne Grützmann. Das Programm stand ganz im Zeichen bemerkenswerter musikalischer Ansprüche.

Zuerst zu dem auf den ersten Blick rätselhaft erscheinenden Namen des Ensembles. Ma’alot stammt aus dem Hebräischen, bedeutet Stufen und bezieht sich auf die Psalmen 120-140, die „Stufenlieder“. So heißt auch eine vom israelischen Künstler Dani Karavan entworfene begehbare Skulptur zwischen dem Kölner Dom und dem Museum Ludwig, über der unterirdischen Philharmonie. Letztere wurde 1986, im Gründungsjahr des Bläserquintetts, eröffnet, das seinen Namen als Huldigung versteht und als Anregung zu Harmonie und Eintracht. Diese wurden jetzt überzeugend demonstriert beim Konzert in den Reiss-Engelhorn-Museen, welches das Renommee des mehrfach preisgekrönten Ensembles mit Nachdruck beglaubigte. Das Zusammenspiel des Ma’alot Quintetts wirkte stets genau, ausgewogen, gepflegt. Seine Mitglieder – Stephanie Winker (Flöte), Christian Wetzel (ehemaliger Oboist des Mannheimer Nationaltheaterorchesters), Ulf-Guido Schäfer (Klarinette), Sibylle Mahni (Horn) und Volker Tessmann (Fagott) – sind allesamt exzellente, spielerisch überlegene Musiker. Sie wirken als Soloinstrumentalisten bedeutender Orchester oder als Hochschulprofessoren. Gemeinsam mit der vorzüglichen Pianistin Susanne Grützmann standen sie für kammermusikalische Kultur von hohen Graden ein, profilierten sich zudem besonders durch Flexibilität und die Fähigkeit zur Differenzierung. Die stärksten Eindrücke ihres Konzertes hinterließen die Wiedergaben des Es-Dur-Quintetts für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier (KV 452), das Mozart in einem Brief an seinen Vater die beste Musik nannte, die er bis dahin geschrieben hatte, und von Poulencs vor Esprit und Fantasie sprühendem Sextett für Bläserquintett und Klavier. Bei Mozart gefielen die prägnant artikulierten, brillant perlenden Läufe der Pianistin und ihre delikaten Phrasierungen. Poulencs Sextett bot zum Schluss die Gelegenheit zu einem Virtuosenstreich erster Klasse. Und diese wurde genutzt: Die Aufführung Susanne Grützmachers und des Ma’alot Quintetts bestach durch übermütigen Schwung, Eleganz, spieltechnische Bravour und Exaktheit. Da klappte alles wie am Schnürchen. Die ebenfalls einwandfrei vorgetragenen Bläserquintette des englisch-französischen Frühromantikers George Onslow und des Flötisten Dirigenten und Komponisten Claude Paul Taffanel waren dagegen angenehm spielbare, gefällige Leichtgewichte.

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