Ludwigshafen Enge Straßen und sperrige Zahlen

Eines der Hauptthemen im ersten Vierteljahr: das Parkverbot in engen Straßen, hier die Benngewannstraße in Rheingönnheim.
Eines der Hauptthemen im ersten Vierteljahr: das Parkverbot in engen Straßen, hier die Benngewannstraße in Rheingönnheim.

Manchmal sind’s Kleinigkeiten, die gleich auffallen. „Sie haben umgeräumt?“ Diese Frage hört Kämmerer und Ordnungsdezernent Andreas Schwarz (51, SPD) häufig. Dabei hat er nur den Besprechungstisch, der bei Vorgänger Dieter Feid (52, SPD) im rechten Winkel in der Ecke stand, etwas nach vorne gezogen und diagonal platziert. Dafür ist in der Ecke nun Platz für eine kleine Sitzgruppe. Die zwei Sessel habe er von den Eltern mitgebracht. „Kein Schaden für die Stadt“, versichert Schwarz und lacht. Der neue Beigeordnete macht einen aufgeräumten Eindruck. „Mir geht’s gut“, versichert er. In die neue Woche ist er ohnehin fröhlich gestartet. Mit zwei Freunden war er bei einem Oldtimer-Trainingswochenende in Bad Kreuznach – den dort im VW Käfer Cabrio gewonnenen Siegerpokal hat er auf dem Schrank platziert. So eine Auszeit sei wichtig. „Man ist völlig draußen und denkt mal nicht an die Altschulden von Ludwigshafen.“ Das Reizthema enge Straßen Dass der weiterhin in Frankenthal lebende gebürtige Oppauer kein Träumer ist, zeigt seine politische Einschätzung der ersten 100 Tage. „Von den großen Problemen ist noch keines gelöst.“ Dass es dabei – etwa beim Parkverbot in engen Straßen – mächtig Kritik hagelte, habe ihn „von der Qualität her ein bisschen überrascht“. Schwarz gibt sich jedoch zuversichtlich, dass mit Feuerwehr und Anwohnern noch eine für alle akzeptable Lösung gefunden werden könne. Klar sei: „Sicherheit hat die oberste Priorität.“ Im Rückblick sei es unglücklich gewesen, dass im Gutachten, das in den vergangenen Jahren und damit vor seiner Zeit entstanden ist, mit Zahlen gearbeitet werde, die für großes Erschrecken gesorgt haben. Schwarz versichert, dass es noch Gespräche und Analysen geben werde – Kompromisse seien möglich. So soll in Rheingönheim in einem ersten Schritt mit einer eingezeichneten Linie getestet werden, was erlaubt ist und wie die Bürger parken. „Vor Ort im Gespräch wird man sich meist rasch einig“, hat Schwarz beobachtet. Er war vor ein paar Wochen auch mal mit der Feuerwehr unterwegs. „Das war schon heftig, wie eng und schwierig das für die zum Teil ist.“ Er bittet daher um Geduld. Hochstraßen und Berliner Platz Geduld sei bei vielen weiteren Themen noch wichtiger. Die Sanierung der Hochstraßen ist dabei das Überthema. „Wir kommen nicht darum herum, einen dreistelligen Millionenbetrag zu investieren“, sagt Schwarz. Er dränge darauf, dass Nord- und Süd-Trasse sowie der noch nötige Grunderwerb als Teil eines Gesamtprojekts anerkannt werden und Bund sowie Land bei der Förderung auch Kostensteigerungen mittragen. Nicht minder wichtig ist für den Dezernenten der Investitionsstau an öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Kitas. Hinzu komme der Komplex Öffentliche Ordnung/Sicherheit. „Wir müssen mit den Ressourcen ordentlich umgehen“, so Schwarz. Daher halte er eine Dauerpräsenz des Vollzugsdienstes am Berliner Platz nicht für vertretbar. „Der Vollzugsdienst hat so viele Aufgaben und muss oft eilig zu Einsätzen“, das müsse man alles mitbedenken. Auch beim Thema Falschparker handele es sich um eine Daueraufgabe. „Der Weg ist beschwerlich“, so Schwarz. Zumal viele Bereiche unter Personalmangel zu leiden hätten. Die hohe Verschuldung Und eines, da spricht dann bewusst der Kämmerer, dürfe man nicht vergessen: „Die Finanzen sind das Grundübel. Deswegen können wir manches nicht so anpacken wie wir möchten.“ Daher werde er in Gesprächen mit Bund und Land weiter darauf drängen, „dass wir eine auskömmliche Finanzierung und eine Lösung der Altschuldenproblematik brauchen, mit eigenen Einsparungen ist es nicht zu schaffen“. Er wisse, dass der ganze Finanzkomplex ziemlich sperrig sei. Das gelte auch für die Forderung nach den gleichwertigen Lebensverhältnissen. „Das heißt nichts anderes, als dass Ludwigshafen nicht abgehängt wird“, betont er. Denn der Schuldenstand über einer Milliarde Euro sei einfach „ein Hammer“. Der Blick auf Ludwigshafen Richtig angetan ist Schwarz derweil von seinem neuen Arbeitsumfeld. „In der Verwaltung gibt es viele qualifizierte und motivierte Kollegen.“ Auch das Team in seinem Büro sei klasse: „Das sind meine Integrationshelfer.“ Die Stadt bereite ihm ebenfalls Freude, etwa bei kleinen Runden in der Mittagspause. „Auch in der Innenstadt entdeckt man Schönes und Überraschendes.“ Hinzu komme der Reiz der Stadtteile: „Viele Ecken kannte ich bisher nicht, weil ich als Kind eher auf Oppau konzentriert war. Man spürt in den Vierteln aber eine hohe Identifikation und Lebensqualität. Das ist wichtig, das müssen wir erhalten.“ Schwarz, der daheim vor allem als Hockey-Fan seiner Drillinge in Erscheinung tritt, hat sich mittlerweile auch ein Spiel der Eulen angesehen. Die Handball-Bundesliga habe ihm viel Spaß gemacht. Nicht zuletzt dank des knappen Heimsiegs gegen Lemgo. „Da habe ich mir das richtige Spiel ausgesucht. Hoffentlich klappt es mit dem Klassenerhalt.“ Beeindruckt zeigt er sich zudem vom kulturellen Angebot. Als Beigeordneter wolle er mithelfen, dass Ludwigshafen lebenswert bleibt.

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