Ludwigshafen Ein Stück vom Weltmeisterkuchen

Rührteig mit Kirschkompott und Tiramisu-Sahne: Es ist nicht unbedingt die Nahrung für einen Profisportler mit weltmeisterlichem Kalorienbewusstsein, die seit dem Achtelfinale der Fußball-WM in der Bäckerei Seibold in der Niederfeldsiedlung in Form von „André-Schürrle-Törtchen“ verkauft wird. Bisher hatte der erste Fußball-Weltmeister, in dessen Pass unter der Überschrift „Geburtsort“ Ludwigshafen verzeichnet und der in einer Seitenstraße ganz in der Nähe aufgewachsen ist, auch noch keine Gelegenheit dazu, sie zu kosten. Und auch nicht dazu, die Glückwünsche von Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) zum – dank seiner Flanke auf Mario Götze und dessen Tor in der 113. Minute – gewonnenen Titel entgegenzunehmen. Immerhin hatte die OB noch in der Nacht nach dem Finale mit Schürrles zu diesem Zeitpunkt in Rio de Janeiro weilenden Vater Joachim Kontakt per SMS. „Ich habe ihm geschrieben, dass er hervorragende Vorarbeit geleistet hat und wir Ludwigshafener sehr stolz auf ihn sind“, erzählte sie gestern Vormittag bei einem André-Schürrle-Törtchen, „und er hat drei Minuten später zurückgeschrieben, die Stimmung im Stadion sei ,der schlichte Wahnsinn’.“ Ihren berühmten Sohn möchte die Stadt Ludwigshafen so bald wie möglich mit einem Empfang in der Heimat ehren – und nicht mit Sportplakette, Sportehrennadel, Sportehrenplakette oder Wappenteller, sondern mit einem Silbernen Löwen, der höchsten Auszeichnung des Ludwigshafener Sports. Deren Bekanntheitsgrad sich wohl vor allem deswegen in Grenzen halten dürfte, weil sie Weltmeistern und Olympiasiegern vorbehalten ist. Die letzten, die den Löwen bekamen, waren der Ruderer Michael Sauer aus Mundenheim, der mit dem Behinderten-Vierer WM-Gold geholt hatte, und Fußball-Nationaltorhüterin Silke Rottenberg aus Oggersheim. Den Vorschlag eines der zahlreichen Journalisten in der Bäckerei, eine Straße in der Gartenstadt nach Schürrle zu benennen, blockte Lohse allerdings ab: Das geschehe in Ludwigshafen erst posthum. Ingrid Seibold, der Bäckerin, und ihrem Sohn Andreas schien der Rummel fast schon ein wenig unheimlich. „Aber wir wissen“, sagte Andreas Seibold, „dass er sich über unsere Aktion sehr freut.“ Auch ein Foto, auf dem er den WM-Pokal küsst, habe er dafür freigegeben. Schon als Kindergartenkind, erinnerte sich Ingrid Seibold, 57, sei der kleine André mit seiner Mama zum Einkaufen gekommen. Damals, als er selbst fußballerisch noch ganz kleine Brötchen gebacken hat.

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