Ludwigshafen Chaos erreicht Mannschaft

Balingen. Das eigenwillige Handeln von Werner Fischer, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TSG Ludwigshafen-Friesenheim, hat sich am Mittwochabend bei der durchaus vermeidbaren 30:33 (17:16)-Niederlage der TSG in Balingen bemerkbar gemacht. Fischer hatte Anfang Februar die bislang gut funktionierende Kooperation mit dem Drittligisten TV Hochdorf plötzlich ruhen lassen. Beide Vereine hatten zuvor eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Viele Spieler, unter anderem Evgeni Pevnov, Christopher Klee, Jan-Lars Gaubatz, hatten davon profitiert. Nun sollte Jonas Kupijai von Hochdorf nach Friesenheim wechseln. Alle Details waren geklärt. Doch durch den unerwarteten Entschluss Fischers war der Wechsel geplatzt. Am Mittwoch in Balingen aber hätten die aufopferungsvoll kämpfenden Friesenheimer Spieler einen Mann wie Kupijai gebraucht. Denn er wäre mehr als nur die dringend benötigte Alternative gewesen. Kupiaji hätte Andrej Kogut und Nico Büdel entlasten können. Die beiden hätten am Mittwoch eine Verschnaufpause gebraucht, doch wegen der fehlenden Alternativen für diese Positionen waren Trainer Thomas König die Hände gebunden. „In der zweiten Halbzeit haben uns die entscheidenden Prozente gefehlt“, sagte Nico Büdel, „da hätten uns ein Stephan Just oder andere Alternativen gut getan. Gerade Just ist in Eins-zu-eins-Situationen sehr stark.“ Es ist im Nachhinein hypothetisch zu spekulieren, wie die Partie verlaufen wäre, wenn Trainer König die Alternativen zur Verfügung gestanden hätten. Doch die erste Halbzeit lässt durchaus die Schlüsse zu, dass Friesenheim eine reelle Siegchance gehabt hätte, wenn mehr Personal auf den entscheidenden Positionen da gewesen wäre. Denn in den ersten 30 Minuten hatte die TSG die äußerst heimstarken Balinger gut im Griff. Zeitweise führten die Pfälzer mit vier Toren. Das Balinger Trainerduo Markus Gaugisch und Christoph Theuerkauf haben die Nöte der Friesenheimer aber früh erkannt und umgehend reagiert. Sie wechselten ständig, hielten dadurch das Tempo hoch und setzten die Gäste unter Druck. „Die Niederlage tut doppelt weh, weil wir gegen eine Mannschaft verloren haben, die sich in die Liga eingeklagt hatte“, haderte König. Balingen war vorige Saison sportlich abgestiegen. Weil der HSV Hamburg aus finanziellen Gründen die Lizenz für das Handball-Oberhaus in erster und zweiter Instanz verweigert bekam, nahm Balingen den Platz in der Bundesliga ein – wenn auch nur kurzfristig. Denn in dritter und letzter Instanz bekam der HSV Hamburg vom unabhängigen Schiedsgericht der Handball-Bundesliga doch noch die Lizenz erteilt. Balingen klagte sich schließlich per einstweiliger Verfügung in die oberste Spielklasse ein. Die Bundesliga wurde erstmals in ihrer Geschichte auf 19 Teams aufgestockt. Balingen spielt auch kommende Saison in der ersten Liga, denn nach dem Sieg am Mittwoch dürften die Schwaben mit nun 27 Punkten den Klassenverbleib geschafft haben. Davon ist die TSG Friesenheim noch ein Stückchen entfernt. Die „Eulen“ brauchen noch fünf bis sechs Punkte aus den noch ausstehenden fünf Partien. Morgen gegen den SC Magdeburg wäre ein Sieg eine Sensation (19 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle). Denn der Tabellenvierte ist die große Überraschung in dieser Runde. Das zeigt auch der 28:26-Sieg am Mittwoch in Melsungen. „Im Normalfall haben wir keine Chance. Magdeburg ist eine Spitzenmannschaft. Aber wir haben nichts zu verlieren“, sagt Nico Büdel.

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