Ludwigshafen Blick zurück nach vorn

Seit 2010 wird in der „Utopie Station“, einer Veranstaltungsreihe des Mannheimer Nationaltheaters und des Ludwigshafener Ernst-Bloch-Zentrums, über die Zukunft nachgedacht. Kurz vor der Sommerpause war es nun ausnahmsweise mal an der Zeit zurückzublicken und in der Lobby Werkhaus des Nationaltheaters ein „Best of vier Jahre Utopie Station“ zu präsentieren.

Im Oktober 2010, als das Gesprächsforum zum ersten Mal eröffnet wurde, diskutierten Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, der Frankfurter Architekt Albert Speer jr. und weitere Experten über Utopien für lebenswertere Städte. Im vergangenen Juni, bei der letzten regulären Veranstaltung dieser Spielzeit, fanden sich im Ernst-Bloch-Zentrum der Psychiatrieleiter Jörg Breitmaier vom Oggersheimer Krankenhaus Zum Guten Hirten und die Ludwigsburger Inklusionsexpertin Heike Tiemann ein, um sich über Normalität, Antipsychiatrie und die Inklusion psychisch kranker Menschen auszutauschen. Aus allen 23 Gesprächsrunden der letzten vier Jahre luden die beiden Moderatoren Adrienne Goehler und Jan-Philipp Possmann nun vier „Lieblingsgäste“ ein, Wiederholungstäter allesamt, die nicht zum ersten Mal dabei waren, um mit ihnen bei diesem „Best of“ die interessantesten Zukunftsprojekte der zurückliegenden Jahre zu erörtern. Die Innovationsforscherin Ariane Berthoin Antal, die Psychologin und Bloch-Publizistin Hanna Gekle, die Sprecherin des Chaos Computer Clubs Constanze Kurz und der Musiker, Filmer und politische Aktivist Christian von Borries griffen noch einmal die Themen auf, die sich über die Jahre als die wichtigsten der „Utopie-Station“ erwiesen haben: die Urheberrechtsdebatte, das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens, Entschleunigung sowie die Autonomie und Selbstbestimmung der Frau. Übereinstimmung erzielten die vier Diskutanten, die zwei Moderatoren und das Publikum vor allem in der Position, die Umsetzung von Utopien nicht auf kommende Generationen zu verschieben, sondern erwünschte Veränderungen und Entwicklungen möglichst zeitnah einzuleiten. Die Zukunftsmusik in den ersten vier Jahren „Utopie Station“ besorgte der nun scheidende Oliver Augst. Zu seinem Abschied brachte der Frankfurter Sänger und Hörspielautor die Musikerin Bernadette La Hengst mit, die passenderweise auch einer Band mit dem Namen „Die Zukunft“ angehört. Begleitet von einer Ukulele und einem einfachen Casio-Synthesizer sangen die beiden im Duo ihre Versionen von „Die Roboter“ von Kraftwerk oder Alexandras „Mein Freund, der Baum“. Was sie leider nicht spielten, war La Hengsts Song „Her mit der Utopie“, in dem es heißt: „Und wäre nur Platz für einen klaren Gedanken / würde er heißen: / Nieder mit den Kompromissen! / Und wollt ihr auch wissen, wie? / Her mit der Utopie!“ Hätte doch gut gepasst. Die nächste „Utopie Station“ findet am 9. Oktober in der Lobby Werkhaus des Mannheimer Nationaltheaters statt. Zum Thema „Insel Europa“ werden dann unter anderem die Vizepräsidentin der Kulturpolitischen Gesellschaft Iris Magdowski und der Edenkobener Ralf Fücks vom Bundesvorstand der Heinrich-Böll-Stiftung erwartet. Die Themen werden der Reihe sicher nicht ausgehen.

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