Ludwigshafen BASF-Explosion von 1921: Nachdenkliche Töne beim Gedenken

Wegen der Corona-Auflagen war die Kirche in Oppau nur zu einem Viertel gefüllt.
Wegen der Corona-Auflagen war die Kirche in Oppau nur zu einem Viertel gefüllt.

Erinnern, trauern, beten, innehalten: Mit einem Gottesdienst in der Protestantischen Kirche in Oppau ist am Donnerstagabend an die schwerste Katastrophe in der deutschen Industriegeschichte erinnert worden: das Explosionsunglück im Oppauer BASF-Werk vor 100 Jahren. Es forderte am 21. September 1921 rund 560 Todesopfer. Es gab 2000 Verletzte, 7500 Menschen wurden obdachlos. Ein Silo für Düngemittel war explodiert. Große Teile der damals noch eigenständigen Gemeinde Oppau wurden zerstört, auch Nachbarorte verzeichneten Schäden. Unter den Opfern waren Werksangehörige, aber eine noch größere Anzahl von Anwohnern.

An Opfer erinnert

Der Gedenkgottesdienst in der pandemiebedingt mit nur 48 Besuchern besetzten Auferstehungskirche, etwa ein Viertel des Fassungsvermögens, wurde gestaltet von Pfarrerin Susanne Seinsoth (Oppau), den Pfarrern Manfred Ferdinand (Edigheim) und Paul Metzger (Pfingstweide) sowie Dekanin Barbara Kohlstruck. Das Unglück präge die Geschichte bis heute, die Erinnerung daran sei wichtig, auch wenn die tiefen Wunden längst verheilt und die Zeitzeugen verstorben seien, sagte Pfarrerin Seinsoth und mahnte: „Man sollte nicht alles machen, was wissenschaftlich und technisch möglich ist, sondern sollte die Folgen bedenken. Wir sind keine Götter und somit fehlbar.“ Die Opfer dürften nicht vergessen werden, sie zeigten, wie verletzlich das Leben sei.

Zur Frage der Verantwortung sagte Pfarrer Ferdinand: „Es war keine Naturkatastrophe, der Mensch hatte seine Finger im Spiel.“ Vom „Preis der hochtechnisierten Welt“ sprach Dekanin Kohlstruck und fragte auch mit Verweis auf die jüngste Flutkatastrophe: „Sind wir bereit, die Folgen unseres Tuns zu übernehmen, und sind wir überhaupt noch im Stande dazu?“ Die Natur lasse sich auch mit der raffiniertesten Technik nicht beherrschen. „Wir müssen uns unserer eigenen Begrenztheit bewusst sein.“ Demut und Selbstbeschränkung seien dabei gute Wegweiser.

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