Rhein-Pfalz Kreis Pflaster und Markt als Aufreger

Gespräche im Schatten der Grundschule: Ulrike Minor und Sonja Hoffmann (vorne) mit Lesern auf dem Böhler Dorfplatz.
Gespräche im Schatten der Grundschule: Ulrike Minor und Sonja Hoffmann (vorne) mit Lesern auf dem Böhler Dorfplatz.

«Böhl-Iggelheim.» Die geplante Ansiedlung eines Netto-Markts im Osten von Böhl und das Pflaster in der Hauptstraße – das sind einige der Themen, die die Böhler umtreiben. Zumindest diejenigen, die gestern zum Stand der RHEINPFALZ auf den sonnigen Dorfplatz gekommen sind. Die Redaktion war vor Ort und hat sich mit Lesern über Verkehrslärm, Neubau-Pläne, Zeitungslektüre und Feste unterhalten.

Das Problem von Robert Kern liegt direkt vor seiner Haustür: der gepflasterte Teil der Böhler Hauptstraße, in der der 74-Jährige wohnt. Die wurde in den Jahren 2012/2013 ausgebaut. Der Asphalt auf der Fahrbahn wich bis zur Einmündung Kirchenstraße einem Straßenpflaster (wir berichteten mehrfach). „Im oberen Teil ist der Landesbetrieb Mobilität zuständig, da haben sie asphaltiert.“ Am unteren Ende sei die Gemeinde zuständig gewesen, mit dem Ergebnis müsse er sich nun rumärgern. Denn: Auf dem gepflasterten Abschnitt sei der Lärmpegel, den die Autos bei der Fahrt verursachen, sehr viel höher als auf dem asphaltierten. Bei einer Durchfahrtsstraße wie der Hauptstraße hätte man bei der Planung darauf achten müssen. „Wir haben also den Lärm vor der eigenen Haustür mitfinanziert“, ärgert sich der Böhler. Dabei habe er sich bereits schallgeschützte Fenster einsetzen lassen. „Aber schlafen Sie mal das ganze Jahr mit geschlossenem Fenster.“ Elena Stortzer leidet ebenfalls unter dem Lärm durch das Pflaster der Hauptstraße. „Ich habe mein Schlafzimmer zur Straße raus, das ist unmöglich“, schildert die 68-Jährige die Situation. Sie macht außerdem auf ein weiteres Problem aufmerksam: An das vorgegebene Tempo 30 hielten sich die Wenigsten. „Dazu fahren viele dann enge Kurven über das Trottoir, da habe ich schon Angst, dass mich jemand über den Haufen fährt.“ Auch in der Lessingstraße beobachtet Horst Nübling immer wieder Autofahrer, die sich nicht an das vorgegebene Tempo 30 halten. Die Querstraßen, an denen rechts vor links herrscht, reichten nur bedingt aus, um die Autofahrer zu bremsen, meint er. „Man hört das ja, zwischen den einzelnen Abschnitten geben die wieder Gas.“ Der 77-Jährige hat einen Vorschlag, wie man Temposünder dazu bringen könnte, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. „Wir fahren ab und zu nach Neulauterburg zum Einkaufen. Die haben dort Schwellen auf der Straße, das ist wunderbar gemacht.“ Die Hindernisse sorgten dafür, dass Autofahrer durchgehend auf die Geschwindigkeit achten müssten. „Die Verrückten wird’s immer geben. Aber durch solche Schwellen würde denen der Zahn gezogen, auf’s Gas zu drücken.“ Ansonsten findet Nübling es „toll, dass Ihr von der Zeitung hier vor Ort zum Gespräch seid“. Hans-Peter Michels ist der geplante Netto-Markt direkt am Böhler Ortseingang in der Lessingstraße ein Dorn im Auge. Der 62-Jährige hat gleich drei Einwände gegen den zusätzlichen Supermarkt einzubringen: „Erstens ist er nicht notwendig. Wir sind mit dem Lidl- und dem Wasgaumarkt sowie dem Penny eigentlich überversorgt.“ Zudem moniert er, dass mit dem Bau des Markts an der Lessingstraße eine gefährliche Verkehrssituation geschaffen werde. Durch die direkte Anbindung an die L 528 werde es besonders zu den Stoßzeiten vor der Ein- und Ausfahrt zum Markt Rückstau geben, prophezeit er. „Auch von der geplanten Fußläufigkeit kann keine Rede sein“, sagt er. Zudem ärgert Michels, dass das Gebiet „Böhl-Ost-III“, in dem der neue Markt entstehen soll, ursprünglich als reines Wohngebiet ausgewiesen war. Eine Änderung dieser Ausweisung sei von der Gemeinde allerdings nie an die Anwohner kommuniziert worden. Alfred Gilster hat gegen einen neuen Markt noch andere Argumente vorzubringen: „Es ist verantwortungslos, freie Flächen so zu verschwenden.“ Dann dürfe man sich über den Schwund von Insekten und Vögeln oder Überschwemmungen wegen der Versiegelung nicht beklagen. Der Erhalt der Bankfilialen im Ort sei wichtiger als ein weiterer Markt, meint er. Gilster, aktiv im Bauverein der protestantischen Kirche, hat außerdem noch ein Anliegen in eigener Sache: Das Sommerfest des Bauvereins am Samstag findet auch bei schlechtem Wetter statt, teilt er mit – dann im Gemeindehaus. Apropos Sommerfest: Das feiert auch das Seniorenzentrum Böhl-Iggelheim am 11. August. Hagen Beiersdörfer, der sich dort ehrenamtlich engagiert, freut sich auf das Fest im „wunderschönen Garten“ an der Wehlachstraße. Der 71-Jährige spendet den Leitern des Zentrums ein großes Lob: „Die machen unheimlich viel für die alten Leute.“ Ehrenamtliche Helfer würden noch gesucht. „Das Nils-Nager-Magazin macht mir viel Spaß“, sagt Lorenz, der am Sonntag neun Jahre alt wird, überzeugt. Er ist mit seiner Oma Marliese Rieger auf den Dorfplatz gekommen. Diese will die RHEINPFALZ nicht missen, würde aber als gebürtige Haßlocherin gerne mehr über Haßloch und Neustadt lesen, sagt sie. Sie ist in Böhl bei den Landfrauen aktiv und hat sich gewundert, dass über den Landfrauentag Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen nur in der hiesigen Ausgabe berichtet wurde. „Das hätte man überregional lesen müssen.“ Seinen Mitmenschen liest ein weiterer Leser, der seinen Namen nicht nennen will, die Leviten: „Wozu muss man Stellplätze ausweisen, wenn jeder ganz woanders parkt und alles zu stellt?“ Die Leute, so sein Appell, sollen ihre Einfahrten und Höfe nutzen.

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